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Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.

Soziale Vermieter: Wenn Klimaneutralität im Bund 2045 erreicht werden soll, dann sollte das auch für Schleswig-Holstein gelten.

77/2025

VNW-Direktor Andreas Breitner:

1. Eigenartige Sichtweise von Ministerpräsident Daniel Günther.

2. Land sollte Institute beauftragen, um die Kosten des Vorziehens von Klimaneutralität zu berechnen.

3. Schreiben des VNW an die Landtagsabgeordneten.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat sich dagegen ausgesprochen, die deutschen Klimaschutzziele auf Bundesebene infrage zu stellen. Das Klimaziel stehe im Koalitionsvertrag und im Wahlprogramm der CDU/CSU. Wenn es nicht gelinge, in Deutschland Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen, könne man andere Länder in der Welt nicht überzeugen, dass das der richtige Weg sei, sagte Günther t-online. Zuvor hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Tilman Kuban dafür geworben, die Klimaziele aufzuweichen. Er sorge sich, dass beim Festhalten an den Klimaschutzzielen Jobs gefährdet würden.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Ministerpräsident Daniel Günther argumentiert wie eine gespaltene Persönlichkeit: In Berlin fordert er, an 2045 festzuhalten, in Kiel will er 2040 realisieren. Das passt nicht. Er nimmt damit in Kauf, die Wirtschaft zu überfordern, Arbeitsplätze zu vernichten und die Wohnkosten steigen zu lassen. Die Öko-Sonderumlage für eine vorgezogene Klimaneutralität wird die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner viel Geld kosten.

Nur in einem Punkt recht: Damit Deutschland im Jahr 2045 klimaneutral ist, bedarf es enormer Anstrengungen - und wir sollten trotz dieser Herausforderungen das Ziel nicht aufweichen. Zugleich stellt sich jedoch die Frage: Warum um Himmels Willen will Schleswig-Holstein schon fünf Jahre früher als der Bund und zehn Jahre früher als die EU klimaneutral sein?

2027 sollten die Bürgerinnen und Bürger des Landes auch darüber entscheiden, welchen Preis sie für den Ökoeifer der schwarz-grünen Landesregierung bereit sind, zu zahlen.

Abgesehen davon, dass es dem Klimaschutz nicht nutzt, wenn Schleswig-Holstein fünf Jahre früher klimaneutral sein sollte, so läuft das Land Gefahr, sich finanziell zu übernehmen. Bereits jetzt ist die Landesregierung nur unter großen Anstrengungen in der Lage, einen verfassungsgemäßen Haushalt aufzustellen. Klimaneutralität 2040 wird Geld kosten, das das Land nicht hat.

Der zweite Schritt vor dem ersten

Zudem wird der zweite Schritt vor dem ersten getan. Derzeit lassen sich die Kosten des Vorziehens von Klimaneutralität für das ganze Land nicht genau beziffern. Deshalb wäre es notwendig, zunächst ein oder mehrere wissenschaftliche Institute mit einer entsprechenden Untersuchung zu beauftragen. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um Kapazitäten von Handwerkern und Bauunternehmen. Ohne eine solche Bewertung bleibt das Land im Blindflug.

Ferner stellt sich die Frage, ob die öffentliche Verwaltung überhaupt den höheren Anforderungen gerecht werden kann. Wir haben schon bei der Neuberechnung der Grundsteuer vom Landesrechnungshof hören müssen, dass es an qualifiziertem Personal fehlt. Jetzt sollen mal eben die zuständigen Bauämter die zusätzliche Arbeit leisten können. Also: Wo bleibt die entsprechende Qualifizierungsoffensive?

Auswirkungen auf die Mieten

Zudem wird Klimaneutralität im Jahr 2040 Auswirkungen auf die Mieten in haben. Unsere Unternehmen gehen davon aus, dass Klimaneutralität fünf Jahre früher mindestens zu einer zusätzlichen Steigerung der Miete um bis zu einem pro Quadratmeter Wohnfläche führen wird. Viele Mieterinnen und Mieter wird das über den Durchschnitt belasten.

Ein vorgezogener Termin von Klimaneutralität bedeutet ferner, dass weniger Zeit zur Verfügung steht. Damit aber steigt in Schleswig-Holstein die Zahl der vorfälligen Sanierungen. Es müssen Dächer erneuert sowie Heizungen und Fenster ausgetauscht werden, obwohl sie das Ende ihrer Lebensdauer noch nicht erreicht haben. Dadurch erhöht sich der Anteil der Modernisierungskosten, der auf die Mieter umgelegt werden darf.

Schreiben des VNW an alle Landtagsabgeordneten

In einem Schreiben an alle Landtagsabgeordneten fordert den VNW Klimaschutz mit Augenmaß und sozialer Ausgewogenheit. Zum Erreichen von Klimaneutralität bis 2045 sind im Wohngebäudesektor Investitionen zwischen 82,5 bis 151,6 Milliarden Euro notwendig. Das sind jährlich 4,13 bis 7,58 Milliarden Euro. Sollte Klimaneutralität bereits bis 2040 erreicht werden, müssten die jährlichen Investitionen auf 5,5 bis 10,11 Milliarden Euro erhöht werden. Hinzu kämen 15,3 Milliarden Euro für den Aufbau leitungsgebundener Wärme- und Quartierslösungen.

Die sozialen Vermieter bekennen sich zu Klimaschutz und CO2-Neutralität: So schnell wie möglich – aber mit Realismus und Vernunft. Allerdings sehen wir keine realistischen Anhaltspunkte, die für das Erreichen der Netto-Klimaneutralität bis 2040 sprechen. Die dazu nötigen Rahmenbedingungen sind in Schleswig-Holstein nicht vorhanden. Den Vorgaben stehen der demografische Wandel und schrumpfendes Fachkräftepotenzial gegenüber.

Die sozialen Vermieter fordern daher von den Landtagsabgeordneten, auf das Vorziehen von Klimaneutralität auf das Jahr 2040 zu verzichten. Halten Sie sich an die nationalen Vorgaben und verlangen Sie von den Menschen im Lande keine ‚ökologische Sonderumlage SH‘. Es ist keine Schande, diese Realitäten anzuerkennen.“

13/10/2025

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 471 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,74 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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