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Klimaneutralität in Schleswig-Holstein: Ambitionierte Ziele ja – aber mit Augenmaß und sozial ausgewogen

72/2025

Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat das Ziel formuliert, das Land bereits bis 2040 klimaneutral zu machen. Der bundesweite Zielhorizont liegt bei 2045. Aus Sicht des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) und des PARITÄTISCHEN Schleswig-Holstein sind ambitionierte Klimaziele ausdrücklich zu begrüßen. Dennoch warnen die Verbände vor einer Überforderung von Mietern und sozialen Trägern, wenn Klimaneutralität in einem zu engen Zeitfenster erreicht werden soll.

Kiel. Eine zu schnelle energetische Sanierung birgt die Gefahr, dass Kosten in erheblichem Maße auf Mieterinnen und Mieter umgelegt werden müssen. „Schon jetzt sehen wir, dass insbesondere ärmere Haushalte überproportional belastet werden. Klimaschutz darf nicht zu einem Spaltpilz in der Gesellschaft werden. Die politische Gestaltung muss dafür sorgen, dass die Lasten fair verteilt werden“, betont Michael Saitner, geschäftsführender Vorstand des PARITÄTISCHEN SH.

„Viele Menschen sorgen sich um finanzielle Belastungen durch Klimaschutzmaßnahmen: sei es durch steigende Lebenshaltungskosten, den CO₂-Preis oder energetische Sanierungskosten, die auf die Miete umgelegt werden. Diese Sorgen sind berechtigt – und sie dürfen nicht ignoriert werden.“ so Michael Saitner weiter. „Damit Klimaschutz nicht zum Treiber sozialer Ungleichheit wird, braucht es eine gerechte Umsetzung. Insbesondere einkommensschwache Haushalte müssen entlastet werden, etwa durch einkommensabhängige Förderungen oder einen bedarfsorientierten Klimafonds mit sozialer Ausrichtung.“

Der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Bau- und Handwerksbereich führt bereits jetzt zu Engpässen und steigenden Preisen. Wird der Zeitrahmen für Sanierungen weiter verkürzt, verschärft das die Problematik. Im Bereich der Baustoffe und Heizungstechnologien ist aktuell eine große Dynamik zu beobachten. Je mehr Zeit für Forschung, Entwicklung und Marktreife bleibt, desto günstiger und effizienter werden die Lösungen. Wer zu früh auf Technologien setzt, riskiert unnötig hohe Kosten, die letztendlich Mieterinnen und Mieter tragen müssen.

Wissenschaftliche Untersuchung über die Kosten notwendig

Soziale Vermieter, die ihren Mieterinnen und Mietern dauerhaft bezahlbaren Wohnraum sichern wollen, geraten durch übereilte Vorgaben unter Druck. Sie stehen vor der doppelten Herausforderung, sowohl Klimaschutzziele umzusetzen als auch die Mieten stabil zu halten. „Ohne ausreichende finanzielle und gesetzliche Unterstützung droht hier eine Schieflage;“ so VNW-Verbandsdirektor Andreas Breitner.

VNW-Direktor Andreas Breitner, fordert die Kieler Landesregierung auf, die zusätzlichen Kosten eines Vorziehens von Klimaneutralität um fünf Jahre wissenschaftlich untersuchen und berechnen zu lassen. „Schleswig-Holstein befindet sich in einem ökologischen Blindflug. Die Landesregierung hat gesetzlich das ehrgeizige Ziel festgelegt, Schleswig-Holstein zu einem klimaneutralen Industrieland zu machen. Sie kennt aber die Folgen gar nicht. Das ist sehr risikoreich. Wir brauchen deshalb rasch Klarheit.“

VNW-Direktor Andreas Breitner warnt davor, zu glauben, dass Klimaneutralität im Jahr 2040 keine Auswirkungen auf die Mieten in Schleswig-Holstein haben werde. „Unsere Unternehmen gehen davon aus, dass Klimaneutralität fünf Jahre früher mindestens zu einer zusätzlichen Steigerung der Miete um bis zu einem Euro pro Quadratmeter Wohnfläche führen wird.

Ein vorgezogener Termin von Klimaneutralität bedeute, dass weniger Zeit zur Verfügung stehe, so der VNW-Direktor. „Damit aber steigt in Schleswig-Holstein die Zahl der vorfälligen Sanierungen. Es müssen Dächer erneuert sowie Heizungen und Fenster ausgetauscht werden, obwohl sie das Ende ihrer technischen Lebensdauer noch gar nicht erreicht haben. Dadurch erhöht sich der Anteil der Modernisierungskosten, die auf die Mieter umgelegt werden dürfen.“

Ausgewogenheit ist wichtig

VNW und PARITÄTISCHER setzen sich für ambitionierten Klimaschutz in Schleswig-Holstein ein. Entscheidend ist jedoch ein ausgewogenes Vorgehen, das soziale Aspekte, technologische Entwicklungen und die Realität des Fachkräftemarktes berücksichtigt. Ob Klimaneutralität in Schleswig-Holstein bis 2040 oder erst ein paar Jahre später erreicht wird, ist aus Sicht der Verbände zweitrangig. Wichtig ist, dass das Ziel sozial verträglich, nachhaltig und im Sinne des gesellschaftlichen Zusammenhalts umgesetzt wird.

10/10/2025

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 471 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,74 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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