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Soziale Vermieter: „Mehr Katharina Fegebank wagen!“

71/2025

Hamburgs Umweltsenatorin lässt keinen Zweifel daran, dass die Mieten in der Hansestadt durch das Vorziehen von Klimaneutralität steigen werden.

Hamburg. Hamburgs soziale Vermieter haben die Anhänger des Vorziehens von Klimaneutralität aufgefordert, „mehr Katharina Fegebank zu wagen“.

„Hamburgs Umweltsenatorin hat am Dienstagabend bei einer Diskussionsrunde der taz klargestellt, dass die Mieten durch das Vorziehen von Klimaneutralität auf das Jahr 2040 steigen werden“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Diesen Realismus wünschen wir uns auch von den Organisatoren des für den kommenden Sonntag geplanten Volksentscheid.“

Wissenschaftler haben erhebliche Kostensteigerung berechnet

Wissenschaftler haben im Auftrag der Stadt drei Kosten-Szenarien für das Erreichen von Klimaneutralität erarbeitet. Das Szenario 2, wonach alle Wohngebäude bis 2045 emissionsfrei sein sollen, kostet demnach rund 40 Milliarden Euro. Wenn der Wohnungsbestand bereits 2040 klimaneutral sein soll, gilt das Szenario Nummer 3 mit einer deutlich höheren Sanierungsrate und Sanierungstiefe. Dieses Szenario geht von Kosten in Höhe von 55,4 Milliarden Euro aus - 41 Prozent mehr.

Im Szenario 2 sprechen die Wissenschaftler von einer Mietsteigerung in Höhe von durchschnittlich 1,57 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Im Szenario 3 wurde die Berechnung zwar nicht angestellt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Wohnfolgekosten auch hier deutlich höher liegen werden als bei Szenario 2.

Modernisierungsarbeiten können auf Mieter umgelegt werden

Zu glauben, diese Mehrkosten würden nicht auf die Miete umgelegt, sei ein Irrglaube, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. Zum einen werden soziale Vermieter gezwungen sein, bislang nicht genutzte zulässige Mieterhöhungsmöglichkeiten umzusetzen. Zum anderen verursacht der Austausch von Heizungsanlagen, Fenstern und Dächern vor ihrem ‚technischen Lebensende‘ zusätzliche Kosten für die Mieterinnen und Mieter.“

Während der Austausch beispielsweise von Fenstern, die defekt sind, als Instandhaltung gelte und vom Vermieter bezahlt werden müsse, sehe das bei einer (vorzeitigen) Modernisierung anders aus. „Hier dürfen alle Kosten auf die Mieterinnen und Mieter umlegen, so dass die Mieten steigen werden. Abgesehen davon, dass es aus Sicht des Klimaschutzes widersinnig ist, technische Anlagen zu ersetzen, obwohl diese noch funktionieren.“

Finanzierungskosten höher bei Vorziehen von Klimaneutralität

Hinzu kommen steigende Finanzierungskosten, wenn Klimaneutralität bereits im Jahr 2040 erreicht werden soll. So müssen mittlere und größere VNW-Unternehmen bis 2045 sehr hohe Investitionen aufbringen, um ihren Gebäudebestand klimaneutral zu machen.

Ein Musterbeispiel: Eine Investition umfasst 300 Millionen Euro. Dieses Geld ist nicht zu einem Zeitpunkt fällig, sondern muss für Kapazitäten und Finanzierung möglichst gleichmäßig auf 20 Jahre verteilt werden. Das bedeutet jährlich 15 Millionen Euro. 25 Prozent der Investitionssumme sind Eigenkapital – also etwa 3,75 Millionen Euro jährlich. Der Rest ist Fremdkapital.

Wenn man die Investition jetzt innerhalb von 15 Jahre – also fünf Jahre weniger – umsetzen will, müssen jährlich 20 Millionen Euro aufgebracht werden. Der Anteil des Eigenkapitals erfordert dann bereits fünf Millionen Euro pro Jahr. Diese jährlich zusätzlichen 1,25 Millionen Euro müssen aus höheren Mieten bereitgestellt werden. Auch das von den Banken zur Verfügung gestellte Fremdkapital wird teurer, weil diese deutliche Zinsaufschläge verlangen.

Sinkende Kosten durch energetische Sanierung fraglich

Auch die versprochenen Einsparungen bei den Heizkosten nach einer energetischen Sanierung seien in der Vergangenheit nicht in dem zuvor berechneten Ausmaß erreicht worden, sagt VNW-Direktor Andreas Breitner. „Oftmals sind die Kosten, die auf Grund von Klimaschutzmaßnahmen entstehen, anfallen, höher, als die Einsparungen bei den Aufwendungen für die Heizung und Warmwasser.“

Zudem sei der Einspareffekt fraglich. „Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bundesumweltamtes haben ergeben, dass in den zwölf Jahren von 2010 bis Ende 2022 in Deutschland zwar 545 Milliarden Euro in energetische Sanierungsmaßnahmen von Wohngebäuden gesteckt wurden, der Energieverbrauch durch Raumwärme pro Quadratmeter jedoch nicht gesunken ist.“

08/10/2025

Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 471 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,74 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.

V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de

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