Alle Storys
Folgen
Keine Story von Allgemeine Zeitung Mainz mehr verpassen.

Allgemeine Zeitung Mainz

Und nun? Kommentar von Friedrich Roeingh zur Impfpflicht

Mainz (ots)

Nein, es ist noch keine endgültige Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur Impfpflicht in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Bereits die Eilentscheidung macht aber deutlich, dass sich Menschen, die mit besonders gefährdeten Gruppen arbeiten, selbstverständlich besondere Anforderungen an die Ausübung ihres Berufes gefallen lassen müssen. Die Entscheidung macht ein weiteres Mal deutlich, wie unsäglich der Vorstoß von Markus Söder war, den Vollzug der Impfpflicht aussetzen zu wollen. Söder rüttelt nicht nur an den Grundfesten des Rechtsstaats, sondern hat auch bewusst die Autorität des Verfassungsgerichts unterwandert. Denn natürlich war ihm bewusst, dass Karlsruhe eine Eilentscheidung zu den Klagen gegen die Impfpflicht verkünden würde. Das nur als Hinweis an all diejenigen, die bedauern, dass diese ruchlose Spielernatur nicht für die Union ins Rennen um das Amt des Bundeskanzlers gehen durfte. Es geht aber nicht ums Recht haben und auch nicht allein darum, rechtsstaatliche Prinzipien gegen populistische Politiker zu verteidigen. Es geht genauso darum, einen Weg aus der Misere zu finden. Bund und Länder dürfen sich nicht auseinanderdividieren lassen. Weil die Gefahr neuer, gefährlicherer Mutanten mitnichten gebannt ist. Und weil auch im günstigeren Fall so gut wie sicher ist, dass wir auch im kommenden Herbst ein zwischen Bund und Ländern abgestimmtes Pandemiemanagement brauchen. Zu einem konstruktiven Vorgehen gehört eine Verständigung darauf, wie denn die Umsetzung der Impfpflicht in der Pflege ausgestaltet werden soll. Dieser Punkt muss zu den zentralen Aufgaben der Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch gehören. Bezüglich der allgemeinen Impfpflicht täte die Bundesregierung gut daran, auf die Idee von Oppositionschef Friedrich Merz einzugehen, der eine Art flexiblen Vorratsgesetzes vorgeschlagen hat. Tatsächlich steht die Verhältnismäßigkeit einer allgemeinen Impfpflicht in der aktuellen Lage zumindest infrage. Zugleich gilt es, Vorsorge für kommende Lagen zu treffen. Vorsorge in der Vorbereitung eines Gesetzes, das noch offenlässt, ob am Tag X alle Erwachsenen oder nur die älteren einer Impfpflicht unterliegen. Und das in der Lage ist, die weitere Entwicklung der Impfstoffe zu berücksichtigen. Eines Gesetzentwurfes also, der mit den dann notwendigen Einstellungen möglichst schnell gezogen werden kann. Wir brauchen in dieser heiklen Phase der Pandemie beides: Einen Staat, der weiter Handlungsfähigkeit beweist - und zugleich alle Anstrengungen für eine gesellschaftliche Befriedung.

Pressekontakt:

Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485924
desk-zentral@vrm.de

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Allgemeine Zeitung Mainz
Weitere Storys: Allgemeine Zeitung Mainz
  • 10.02.2022 – 17:32

    Freiheiten / Kommentar von Christian Matz zur Demokratie-Studie

    Mainz (ots) - Freiheit - neben Gesundheitsschutz ist das der zentrale Begriff dieser Pandemie, weil die beiden Prinzipien wie noch nie in der jüngeren Vergangenheit gegeneinander abgewogen werden müssen. Zugleich ist es einer der am meisten missbrauchten. Denn viele derjenigen, die "Freiheit" rufend bei Demos gegen die Corona-Maßnahmen mitlaufen, meinen damit doch ...

  • 08.02.2022 – 16:52

    Durchsichtig / Kommentar von Sascha Kircher zum Impfpflichtstreit

    Mainz (ots) - Geht es Markus Söder und Co. wirklich darum, einen Pflegenotstand zu vermeiden - der bei einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht durchaus nicht unwahrscheinlich ist - oder schlicht um ein besseres Ergebnis bei den anstehenden Landtagswahlen? Bei der CDU im Saarland, wo die Menschen am 27. März ihre Stimme abgeben, findet man die Bayern-Bremse aus ...

  • 07.02.2022 – 19:08

    Toxisch / Kommentar von Stephen Weber zu Hasskommentaren

    Mainz (ots) - Er ist wie digitales Gift, der Hass, der in den Adern der sozialen Netzwerke pulsiert. Nach dem Doppelmord an zwei Polizisten sind in digitalen Blasen von Querdenkern und anderen demokratiefeindlichen Milieus Kommentare abgesetzt worden, die an Widerwärtigkeit kaum zu überbieten waren. Dass in Rheinland-Pfalz nun eine eigene Ermittlungsgruppe gegen sogenannte Hate Speech vorgeht, ist richtig - und längst ...