Alle Storys
Folgen
Keine Story von Neue Osnabrücker Zeitung mehr verpassen.

Neue Osnabrücker Zeitung

Afghanistan: Bundesregierung erteilte viele Zusagen zur Aufnahme erst während der Evakuierung

Osnabrück (ots)

Afghanistan: Bundesregierung erteilte viele Zusagen zur Aufnahme erst während der Evakuierung

64 Prozent der Betroffenen bekamen verspätet die Zusage - Linksfraktion fordert, Ortskräfte jetzt schnell zu retten

Osnabrück. Neue Zahlen zeigen einen entscheidenden Fehler der Bundesregierung bei der Evakuierung von Ortskräften aus Afghanistan: Bei der Bundeswehr-Luftbrücke im August gab die Regierung den meisten Betroffenen erst während der Evakuierung oder sogar danach eine Zusage zur Aufnahme. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Gökay Akbulut hervor, die der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vorliegt. Dadurch konnten viele Ortskräfte und schutzbedürftige Afghanen die Chance nicht mehr nutzen, das Land mit Bundeswehr-Maschinen zu verlassen.

Nach Angaben des Ministeriums wurden von den 18.619 Zusagen für Ortskräfte und Werkvertragsnehmer sowie deren Familien, die die Bundesregierung von Mitte Mai bis Ende August erteilte, 11.866 erst während der militärischen Evakuierung ab Mitte August gegeben. Das heißt, fast zwei Drittel (64 Prozent) aller Zusagen erfolgten innerhalb der elf Tage von Mitte bis Ende August, in denen die Luftbrücke unter extrem unsicheren und unklaren Bedingungen stand. Besonders erstaunlich ist, dass weitere 4119 Aufnahmezusagen sogar erst nach Beendigung der Evakuierungsflüge ausgesprochen wurden.

Ein Grund dafür war laut Linksfraktion, dass das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bis Ende August daran festhielten, dass nur solche afghanischen Ortskräfte berücksichtigt werden sollten, die in den vergangenen beiden Jahren als Ortskräfte gearbeitet hatten. Andere Ministerien hätten diese Auflage schon Monate zuvor aufgehoben. Die Migrationsexpertin der Linksfraktion, Gökay Akbulut, sagte der "NOZ": "Die Zahlen zeigen: Die Bundesregierung hat sich vor ihrer Verantwortung viel zu lange gedrückt." Viele Ortskräfte müssten sich nun seit Monaten in Angst und Schrecken vor den Taliban verstecken, doch lange könnten sie das nicht mehr durchhalten. Akbulut forderte daher: "Die Bundesregierung muss alles tun, um diese Menschen schnell zu retten. Das ist sie den Betroffenen auch schuldig."

Nach der Machtübernahme durch die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hatte die Bundeswehr im August in elf Tagen mehr als 5300 Deutsche, Afghanen und Staatsbürger anderer Länder mit Militärtransportern ausgeflogen. Kurz vor dem Abzug der letzten US-Soldaten aus Afghanistan endete die Aktion.

Pressekontakt:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion

Telefon: +49(0)541/310 207

Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Neue Osnabrücker Zeitung
Weitere Storys: Neue Osnabrücker Zeitung
  • 16.11.2021 – 12:17

    Tierschutzbund nach Schweinepest-Ausbruch: Zu wenig Einsatz für Impfstoffforschung

    Osnabrück (ots) - Tierschutzbund nach Schweinepest-Ausbruch: Zu wenig Einsatz für Impfstoffforschung Verband kritisiert Politik nach Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern - Tausende Schweine vor Nottötung Osnabrück. Nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern hat der Tierschutzbund der Politik ...

  • 16.11.2021 – 12:09

    Debatte um Impfpflicht: Sozialverband VdK drängt auf mehr Fakten

    Osnabrück (ots) - Debatte um Impfpflicht: Sozialverband VdK drängt auf mehr Fakten Präsidentin Bentele: Wir müssen wissen, wie viele Pflegekräfte noch ungeimpft sind - Zentrale Datenerfassung verlangt Osnabrück. In der Debatte über die Einführung einer Impfpflicht für bestimmte Gruppen drängt der Sozialverband VdK Deutschland auf mehr Fakten. VdK-Präsidentin ...

  • 16.11.2021 – 01:00

    Ärztekammer Niedersachsen blickt mit großer Skepsis auf Weihnachtsmärkte

    Osnabrück (ots) - Ärztekammer Niedersachsen blickt mit großer Skepsis auf Weihnachtsmärkte Präsidentin Wenker will "im Extremfall" auch Absagen nicht ausschließen - "Können doch nicht zusehen und feiern, während nebenan in den Krankenhäusern Corona-Patienten sterben" Hannover. Sollte sich die Corona-Lage in den nächsten Tagen und Wochen weiter zuspitzen, ...