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dpa-Faktencheck

Kein echter Artikel: Ursula von der Leyen hat nicht zum Gehaltsverzicht aufgerufen

Berlin (ots)

Hat Ursula von der Leyen sämtliche Arbeitnehmer in der EU zu einem teilweisen Lohnverzicht aufgefordert, um die angeschlagene Wirtschaft in der Corona-Krise zu unterstützen? Bei Facebook kursiert derzeit ein angeblicher Screenshot eines "Focus"-Artikels über die Forderung der EU-Kommissionspräsidentin. (http://archive.vn/ptXtQ)

BEWERTUNG: Der Screenshot ist gefälscht. Eine Suche nach dem Thema auf der Internetseite des "Focus" ergibt keine Ergebnisse. Auf Nachfrage bestätigte die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland, dass es ein entsprechendes Statement von der Leyens nicht gebe. Laut dem Burda-Verlag, zu dem "Focus" gehört, hat das Magazin nie über das Thema berichtet.

FAKTEN: Auf den ersten Blick könnte es sich bei dem Screenshot um einen Artikel auf der Internetseite des Magazins "Focus" handeln. Darauf weist zumindest das "Focus"-Logo über dem Bild von Ursula von der Leyen hin. Auch eine Leiste mit verschiedenen Rubriken wie Politik und Finanzen ähnelt dem Layout des Magazins.

In dem kurzen Teaser unter der Überschrift des angeblichen Artikels wird von der Leyen jedoch als "Präsidentin der EU" bezeichnet. Diese Bezeichnung ist unpräzise. Die drei großen Organe der Europäischen Union - Europäische Kommission, Europäischer Rat und Europäisches Parlament - haben jeweils einen eigenen Präsidenten. Von der Leyen ist Präsidentin der Europäischen Kommission. (http://dpaq.de/v9j5a)

Bei einem genaueren Blick auf den Screenshot fällt zudem auf, dass der obere Rand des Fotos sowie die Überschrift unsauber sind. Reste eines anderen Fotos und Streifen über der Überschrift deuten darauf hin, dass das Foto sowie der Text über einen echten "Focus"-Beitrag gelegt wurden. Ein Vergleich mit der Internetseite des Magazins ergibt, dass die Schriftarten nicht übereinstimmen. (https://www.focus.de/)

Eine Suche auf der Internetseite sowie mit den üblichen Suchmaschinen zu dem Thema führt zu keinem Ergebnis. Lediglich ein Faktencheck zu dem Post auf der österreichischen Internetseite Mimikama taucht in den Suchergebnissen auf. (http://dpaq.de/VR9Rc) Eine Bildersuche ergibt, dass "Focus" das Foto von Ursula von der Leyen zwar bereits verwendet hat, allerdings in einem anderen Zusammenhang. (http://dpaq.de/zopbc)

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur teilt ein Sprecher der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin mit, dass sich von der Leyen nicht zu einem Lohnverzicht geäußert habe. "Nein, ein solches Statement der Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gibt es nicht", heißt es in einer E-Mail.

Auch der Burda-Verlag schreibt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich nur um eine Fälschung handeln könne. Eine "Prüfung in unserem Content Management System hat ergeben, dass ein Beitrag mit diesem Inhalt bei uns nie veröffentlicht wurde", teilte eine Sprecherin mit.

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Links:

Europäische Union zu den Präsidenten der Organe: https://europa.eu/european-union/about-eu/presidents_de

Internetseite des Magazins "Focus": https://www.focus.de/

Mimikama zu angeblichem "Focus"-Screenshot: https://www.mimikama.at/allgemein/von-der-leyen/

Beitrag: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=2959651614101377&set=a.157919797607920&type=3&theater (archiviert: http://archive.vn/33VQP)

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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