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dpa-Faktencheck

Die Polizei hat keinerlei Hinweise auf einen Anschlagsversuch

Berlin (ots)

Ein Facebook-Post der sogenannten «Deutschlandstimme» wirft nach einer Explosion in Eisenhüttenstadt die Frage nach einem «Anschlag mit Sprengstoffgürtel» auf und schreibt von einem «schrecklichen Verdacht».

BEWERTUNG: Die Polizei ging auch vier Tage nach dem Vorfall von einem Unfall aus. Hinweise auf einen Sprengstoffgürtel oder gar einen Anschlagsversuch gab es nicht.

FAKTEN: Bei einer Explosion in Eisenhüttenstadt in Brandenburg ist am frühen Samstagmorgen (7. September) ein 39-Jähriger ums Leben gekommen. Das teilte die Polizei mit. Der Mann hatte explosive Stoffe bei sich, die vermutlich miteinander reagierten.

Polizisten fanden den Toten an einer Kanalbrücke zusammen mit einem Rucksack. Die genaueren Umstände der Explosion waren zunächst unklar, die Polizei ermittelte noch.

Den Verdacht, dass es sich um einen Anschlagsversuch handelte, begründete die «Deutschlandstimme» unter anderem damit, dass ein USBV-Entschärfer vor Ort war. USBV steht für «unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtungen». Dies seien «schmutzige Bomben», von Terroristen gebaut, so die Deutung der «Deutschlandstimme».

Dieser Rückschluss ist falsch. USBV-Entschärfer kommen immer dann zum Einsatz, wenn die Gefährdungslage unklar ist. Kommt ein USBV-Entschärfer, heißt das also keineswegs automatisch, dass eine Bombe vor Ort ist. Zum Beispiel werden die Entschärfer auch dann gerufen, wenn herrenlose Taschen entdeckt wurden, in denen sich aber letztlich nur Kleidung befindet (http://dpaq.de/8eX6L).

Auch der Begriff «schmutzige Bomben» ist falsch gewählt. Damit bezeichnet man Waffen, die ein Gebiet radioaktiv verseuchen, aber keine Nuklearwaffen sind (http://dpaq.de/od3SQ). Davon spricht aber weder die Polizei noch die «Deutschlandstimme».

Vier Tage nach dem Vorfall bestätigte eine Polizeisprecherin, dass man weiterhin von einem Unfall ausgehe. Die Polizei ermittle noch, der Verdacht auf einen Anschlag oder einen Sprengstoffgürtel habe aber nie bestanden. Die Sprecherin ergänzte zudem, dass das Opfer Deutscher war.

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Links:

Beitrag bei Facebook: https://www.facebook.com/Deutschlandstimme/photos/a.336387730233557/561032671102394/?type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/qyt7m)

Infos der Polizei Brandenburg zu USBV-Entschärfern: https://polizei.brandenburg.de/pressemeldung/entschaerfer-des-landeskriminalamtes-erh/1369537

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe zu radiologischen Gefahren: https://www.bbk.bund.de/DE/AufgabenundAusstattung/CBRNSchutz/Physik/RN-Gefahren/rngefahren_node.html

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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