POL-GÖ: (221/2025) Besonnene Seniorin verhindert Betrug in hohem fünfstelligem Bereich - Polizei fasst falschen "Gutachter" bei der versuchten Abholung nach sogenannten "Schockanruf"
Göttingen (ots)
Donnerstag, 19. Juni 2025, in den Abendstunden Hann. Münden, Sichelnsteiner Weg
HANN.MÜNDEN (ab) - In den Abendstunden des 19. Juni 2025 erhielt eine 83-Jährige aus Hann. Münden einen Anruf mit unterdrückter Nummer. Ein Mann gab sich als Staatsanwalt aus und behauptete, die Tochter der Seniorin habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht und sitze nun in Untersuchungshaft. Nur eine sofortige Kaution von einem hohen fünfstelligen Betrag in bar könne ihre Freilassung sichern.
Die Seniorin ließ sich nicht einschüchtern. Sie wies einen Hausbewohner leise an, den Notruf zu wählen und schaltete das Telefonat auf Lautsprecher, um jedes Detail für die Polizei hörbar zu machen. Während die Gesprächsleitung absichtlich offenblieb, koordinierte die Leitstelle den Einsatz von zivilen Streifen. Beamte gelangten unbemerkt ins Haus der 83-Jährigen, während weitere Streife verdeckt in der Nähe Position bezogen.
Unter diskreter Anleitung der Einsatzkräfte ging die Seniorin zum Schein auf die Forderungen der Täter ein. Sie gab vor, Goldschmuck im Haus gefunden zu haben und packte bewusst Gegenstände von geringem Wert in eine Tüte. Der angebliche Staatsanwalt kündigte daraufhin einen "Gutachter" an, der die vermeintlichen Wertsachen prüfen solle, und forderte sie auf, den Beutel vor ihrer Haustür zu übergeben.
Nur Minuten später erschien ein junger Mann und wollte den Schmuck abholen. Kaum hatte die Seniorin ihm den Beutel ausgehändigt, griffen die verdeckt postierten Beamten ein und nahmen ihn im Hausflur fest. Die Ermittlungen dauern an und richten sich auch gegen mögliche Bandenmitglieder.
Die Polizei betont, dass der schnelle Fahndungserfolg maßgeblich dem ruhigen, vorausschauenden Handeln der Seniorin zu verdanken ist. Durch ihr besonnenes Vorgehen wurden wertvolle Informationen gesichert, ein erheblicher Vermögensschaden verhindert und ein Tatverdächtiger auf frischer Tat gestellt.
Für diese Geistesgegenwart und ihre enge Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften spricht die Polizei der 83-Jährigen ihren ausdrücklichen Dank aus und erinnert daran, niemals Bargeld oder Schmuck an Unbekannte zu übergeben, verdächtige Anrufe sofort zu beenden und unverzüglich die 110 zu wählen.
Wer zur besagten Zeit im Bereich des Sichelnsteiner Weg oder umliegender Straßen verdächtige Personen oder Fahrzeuge im Zusammenhang mit der geplanten Übergabe beobachtet hat, wird gebeten, sich beim Polizeikommissariat Hann. Münden unter der Telefonnummer 05541 / 951-0 zu melden.
Telefonbucheinträge löschen
Die Betrugsstraftaten, vor allem am Telefon, bieten immer wieder neue Facetten. Trotz umfassender Präventionsarbeit wie zahlreichen Vorträgen, Rollups und Plakaten in Banken, Geldausgabekuverts und Warnaufklebern in Taxis im Raum Göttingen, kommt es vereinzelt leider noch immer wieder zu vollendeten Taten mit hohen Schadenssummen. Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, bietet die Polizeiinspektion (PI) Göttingen den Service der Löschung von Telefonbucheinträgen an und richtet sich dabei insbesondere an Seniorinnen und Senioren. In den meisten Fällen greifen die Tatverdächtigen aus dem Ausland auf die Daten in den einschlägigen Telefonverzeichnissen zu. Hier haben sie es auf alte deutsche Vornamen und sehr kurze Telefonnummern abgesehen, die Rückschlüsse auf lebensältere Mitbürgerinnen und Mitbürgern als Anschlussinhaber zulassen.
Mit einem Änderungs- oder Löschungsantrag haben potenzielle Opfern die Möglichkeit, durch Änderung die besagten Vornamen abzukürzen oder gleich den gesamten Telefonbucheintrag löschen zu lassen.
Marko Otte, Beauftragter für Kriminalprävention der PI Göttingen sagt: "In der Regel haben Freunde und Angehörige ohnehin die entsprechenden Telefonnummern in ihren Telefonen eingespeichert oder anderweitig notiert. Diese Daten müssen unbedingt raus aus den öffentlichen Telefonverzeichnissen, um den Betrügern ihre "Datenbank" zu entziehen. Auch Wohnanschriften sollten dringend aus dem Telefonbuch gelöscht werden."
Die Änderungs-/Löschungsanträge werde im Rahmen von Präventionsaktionen, Vorträgen oder Infoständen angeboten und können gleich vor Ort innerhalb kürzester Zeit ausgefüllt werden. Darüber hinaus werden sie auf den Polizeidienststellen hinterlegt.
Ergänzend stehen die Formulare auf der Homepage der PI Göttingen unter https://fcld.ly/telefonbucheintrag zum Download bereit.
Rückfragen bitte an:
Polizeiinspektion Göttingen
Andre Baumann
Otto-Hahn-Straße 2
37077 Göttingen
Telefon: 0551/491-2032
E-Mail: pressestelle@pi-goe.polizei.niedersachsen.de
http://www.pi-goe.polizei-nds.de
Original-Content von: Polizeiinspektion Göttingen, übermittelt durch news aktuell