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Polizeipräsidium Ulm

POL-UL: (BC)(GP)(HDH)(UL) Region - Polizei stellt Statistik vor: Region ist die sicherste im Land

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Ulm (ots)

Die Zahl der Straftaten im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Die Aufklärungsquote ist auf dem höchsten Stand der letzten zehn Jahre. Die Region ist damit die sicherste im Land, berichtet jetzt das Polizeipräsidium Ulm.

Die Zahl der Straftaten in der Polizeilichen Kriminalstatistik für den Bereich des Polizeipräsidiums Ulm, also in den Landkreisen Alb-Donau, Biberach, Göppingen, Heidenheim und für die Stadt Ulm, ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Fünftel zurückgegangen, berichtet jetzt die Polizei. Demnach sank die Zahl der Straftaten um 8.493 auf jetzt 30.371 Straftaten (-22 Prozent). Sie erreicht damit den niedrigsten Stand der Dekade. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote auf rund 66 Prozent (+1,1 Prozentpunkte), den höchsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Rückgänge zeichnen sich in nahezu allen Deliktsbereichen ab, teilt die Polizei mit. Lediglich bei den registrierten Sexualdelikten sei eine Zunahme zu verzeichnen. Diese resultiere in erster Linie aus einer zunehmenden Verbreitung pornografischer Schriften, insbesondere im Internet, in sozialen Medien, Chats und sogar auf Spieleplattformen. Mit diesem deutlichen Rückgang an Straftaten gehe auch ein Rückgang der Kriminalitätsbelastung einher. Diese findet sich in der Kriminalitätshäufigkeitszahl wieder, welche die Zahl der Straftaten bezogen auf 100.000 Einwohner darstellt. Diese Häufigkeitszahl sank, bezogen auf das Polizeipräsidium Ulm, auf 3.307 Straftaten je 100.000 Einwohner in 2021. Diese Zahl liegt deutlich unter dem Landesdurchschnitt von 4.380. Damit weist der Bereich des Polizeipräsidiums Ulm die niedrigste Kriminalitätsbelastung landesweit auf. "In unserer Region lebt es sich damit am sichersten in Baden-Württemberg, einem der sichersten Länder Deutschlands, das wiederum zu den sichersten Ländern Europas gehört. Das Polizeipräsidium Ulm wird damit einmal mehr seiner Vision gerecht, Garant für die Sicherheit in der Region zu sein", sagte Polizeipräsident Bernhard Weber, Leiter des Polizeipräsidiums Ulm, bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. Daraus dürfe aber nicht nur Stolz auf das Erreichte erwachsen, sondern gleichfalls ein Ansporn, diese Sicherheit weiter auszubauen, so Weber weiter.

SEXUALDELIKTE - PORNOGRAFIE MIT KINDERN

Die Zahl der registrierten Sexualdelikte stieg auf 963 Delikte im Jahr 2021 an (+ 45 Fälle, plus fünf Prozent). Allein die Zahl der Fälle des Verbreitens pornografischer Schriften als Teil der Sexualdelikte stieg um 74 Fälle (+18 Prozent) auf 478 Fälle. Die Tatverdächtigen sind hier zu mehr als der Hälfte (58 Prozent) so genannte Jungtäter, also jünger als 21 Jahre. Kinder, Jugendliche und Heranwachsende seien auch bei den registrierten Fällen des sexuellen Missbrauchs von Kindern Verdächtige: mit einem Anteil von 47 Prozent an den Tatverdächtigen bei 150 Straftaten (2020: 178 Taten). Dies hänge damit zusammen, dass die jungen Menschen oft unbedacht pornografische Bilder und Filme weitergäben, auch an Gleichaltrige und Jüngere. "Der Besitz oder das Verschicken von kinderpornografischen Bildern oder Kurzfilmen durch Kinder und Jugendlichen geschieht - im Gegensatz zu gleichen Handlungen seitens Erwachsener - oft unbedacht, ohne sexuelle Motivation und innerhalb von Chatgruppen der Peergroup. Trotzdem machen sich die jungen Leute strafbar. Dieser falschen Coolness, die Polizei spricht von jugendtypischem Fehlverhalten, gilt es durch Medienkompetenz der Eltern, Prävention und auch einer schnellen Sanktion strafbaren Handelns ganz entschieden entgegenzutreten. Letztlich handelt es sich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", erläutert Kriminaldirektor Thomas Friedrich, stellvertretender Leiter der Kriminalpolizeidirektion im Polizeipräsidium Ulm. Die polizeiliche Schulprävention leiste hierzu einen deutlichen Beitrag in den Klassenstufen 5 und 7 der weiterführenden Schulen. Speziell ausgebildete Polizeibeamtinnen und -beamte klären ausführlich über die Gefahren der digitalen Medien auf. Außerdem werden durch das Polizeipräsidium Ulm Elternabende und Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten, was derzeit allerdings nur sehr zurückhaltend angenommen werde. "Was man nie vergessen darf: Hinter jedem Bild oder Film steckt ein Opfer. Hauptziel der Polizei ist - neben der Strafverfolgung - auch die Beendigung der Gefahrenlage. Man kann nämlich nie ausschließen, dass der sexuelle Missbrauch, der zu den Bildern oder Filmen führte, andauert. Darüber hinaus muss auch immer befürchtet werden, dass es nicht bei den Bildern oder Filmen bleibt. Vielfach werden die Opfer nämlich, über den sexuellen Missbrauch im Zusammenhang mit der Herstellung der Bilder und Videos hinaus, auch in der realen Welt körperlich missbraucht. Dieses sexuelle Leid muss schnellstmöglich beendet werden. Die Kriminalpolizei Ulm hat für diese schweren Straftaten eigens eine Task Force aus Schutz- und Kriminalpolizeibeamten eingerichtet, um mittels Durchsuchungs- und Festnahmeaktionen schnell aktiv werden zu können", so Friedrich weiter. "Sexuelle Gewalt, Kinderpornografie und die Vorgehensweisen der Täter dürfen kein Tabu-Thema sein. Entscheidend ist eine altersgerechte Sprache und Vermittlung. Insbesondere die Kinder und Jugendlichen müssen wissen, wann ihr Tun zur Straftat wird. Andererseits müssen sie auch wissen, ab wann das Tun anderer Personen strafbar ist und sie sich an ihre Eltern oder andere Vertrauenspersonen wenden müssen. Dabei ist es egal ob Onkel oder Opa sexuell übergriffig werden oder ein vermeintlich Gleichaltriger die Übersendung von Bildern oder Filmen mit sexuellen Handlungen fordert. Das Netz bietet den Tätern viel Anonymität, aber im Elternhaus oder durch schulische Information aufgeklärte potenzielle Opfer, die sich offenbaren, bieten der Polizei die Möglichkeit zur Reaktion. Nur so lässt sich dem immer massiver um sich greifenden Phänomen begegnen", ist sich Friedrich sicher. Elf der 72 registrierten Vergewaltigungen (2020: Zwölf von 69 Vergewaltigungen) wurden im öffentlichen Raum begangen, die überwiegende Mehrzahl also im eigentlich "geschützten Raum". Das bestätige, dass die Täter dieser schweren Sexualstraftaten häufig Bekannte oder Verwandte der Opfer und Tatorte dabei meist private Räume sind. Der Anteil Nichtdeutscher an den Tatverdächtigen von Sexualstraftaten insgesamt betrage 26 Prozent, so die Polizei weiter.

100 PROZENT AUFKLÄRUNGSQUOTE BEI MORD UND TOTSCHLAG

Leicht rückläufig war 2021 die Zahl der Straftaten gegen das Leben. 37 Fälle registrierte die Polizeiliche Kriminalstatistik, drei weniger als im Vorjahr (minus acht Prozent), davon 22 Versuche (Vorjahr: 23). Alle 37 Fälle wurden von der Polizei aufgeklärt. Unter diesen 37 Kapitaldelikten sind 18 Morde, davon elf Mordversuche. Darunter sind ein Mord aus dem Jahr 2018 und ein Mord aus 2020. Bei den Fällen aus 2021 handelt es sich unter anderem um einen Mord in Rechberghausen. In diesem Fall wird einer 34-Jährigen zu Last gelegt, im Februar 2021 eine 82-Jährige getötet zu haben. Ende April 2021 tötete eine 36-Jährige in Oberstadion ihre beiden Kinder, sie wurde im Dezember zu 13 Jahren Haft wegen Mordes verurteilt. Ende Juni starb in Munderkingen ein 54-Jähriger eines gewaltsamen Todes, der einem 24-Jährigen angelastet wird. Anfang Juli soll ein 38-Jähriger in Ulm Ehefrau und Tochter getötet haben. Ende August stach in Bad Schussenried ein 40-Jähriger auf einen 70-Jährigen ein. Der 40-Jährige wurde inzwischen verurteilt. Neben diesen Morden sind in der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2021 auch 13 Fälle von Totschlag erfasst, davon elf Versuche (2020: 19 Fälle, davon 16 Versuche), sowie sechs Fälle fahrlässiger Tötung (2020: acht Fälle).

Auch die Zahl der so genannten Rohheitsdelikte (z.B. Raube und Körperverletzungen) ging im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück. Sie sank um 839 Fälle auf 4.911 Fälle (-15 Prozent). So niedrig war die Zahl seit 2010 nicht mehr, seither lag die Zahl der Rohheitsdelikte über der 5.000-er-Marke. Vor allem die Zahl der Körperverletzungen sank um fast ein Fünftel auf 3.274 Fälle (-781 Fälle, -19 Prozent). Die Zahl der Aggressionsdelikte* im öffentlichen Raum sank ebenfalls merklich um 14 Prozent auf 1.429 Fälle (-239 Fälle). Von den 1.222 ermittelten Tatverdächtigen zu den 1.429 Aggressionsdelikten* waren rund 38 Prozent ohne deutsche Staatsangehörigkeit (461 Verdächtige). Das entspricht in etwa dem Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger an allen Straftaten (37 Prozent). Der Anteil Nichtdeutscher an der Wohnbevölkerung beträgt etwa 16 Prozent.

Leicht rückläufig ist die Zahl der erfassten Fälle häuslicher Gewalt (-64 auf 900 Fälle, minus sieben Prozent), doch bleibt die Zahl auf hohem Niveau. Bei diesen 900 Fällen handelt es sich zu drei Viertel um Körperverletzungen (686 Fälle, 76 Prozent), aber auch um Straftaten gegen das Leben (vier Fälle), Sexualdelikte (21 Fälle, zwei Prozent), Bedrohung und Nötigung (112 Fälle, zwölf Prozent) und Nachstellen (26 Fälle, drei Prozent). Drei Viertel der Tatverdächtigen sind Männer, der Anteil Nichtdeutscher ist mit 51 Prozent überdurchschnittlich hoch. Sie stammen überwiegend aus dem Orient. Landesweit wurde inzwischen ein Risikomanagement zu häuslicher Gewalt eingerichtet, um besonders gefährdete Opfer rechtzeitig zu erkennen und die notwendigen Maßnahmen zu deren Schutz einleiten zu können. Die behördenübergreifenden Maßnahmen sollen auch dazu dienen, dass die Opfer Vertrauen fassen und sich frühzeitig an die Behörden und Hilfsorganisationen wenden. Die im Fünf-Jahres-Vergleich ständig steigenden Zahlen (2017: 570 Delikte, 2021: 900 Delikte) lassen vermuten, dass die Maßnahmen zu wirken beginnen und immer mehr betroffene Frauen Vertrauen und Mut fassen, die Hilfe anzunehmen und Anzeige zu erstatten. "Wir gehen davon aus, dass die langfristig steigenden Zahlen in erster Linie mit einer Aufhellung des Dunkelfelds einhergehen. Gerade dies ist uns wichtig. Gewalt in der Partnerschaft ist keine Privatsache, sondern eine Erniedrigung und Missachtung der Partnerin oder des Partners, die sich bis zum Tötungsdelikt steigern kann. Dieses Verhalten hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Deshalb gilt auch für das Umfeld der Betroffenen: Schauen Sie hin, sprechen Sie die Missstände an und helfen Sie den Opfern", rät Polizeipräsident Weber eindringlich. Die Behörden würden alles Machbare unternehmen, um den Opfern Schutz zu gewähren. Dies gehe in Einzelfällen bis hin zu sehr aufwändigen Maßnahmen wie einer Schutzunterbringung an einem dem Täter nicht bekannten Ort.

GEWALT GEGEN MANDATSTRÄGER UND POLIZISTEN AUF HOHEM NIVEAU

Die Zahl der Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte ging gegenüber dem Vorjahr zwar um 32 Fälle zurück (minus elf Prozent), halte sich mit 273 Delikten jedoch noch immer auf dem hohen Niveau der Vorjahre (Fünf-Jahres-Durchschnitt: 274 Fälle). Der überwiegende Anteil seien Widerstandshandlungen und tätliche Angriffe (230 Fälle, 84 Prozent), gefolgt von Bedrohungen (18 Fälle, sieben Prozent) und Körperverletzungen (14 Fälle, fünf Prozent). "Fünf Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte jede Woche, das ist eine unerträgliche Situation. Wenn Helfer angegriffen werden hört jedes Verständnis auf. Wir werden konsequent gegen respektloses und gewalttätiges Verhalten gegenüber Polizeibeamten vorgehen und die Täter anzeigen", versicherte Behördenleiter Weber. Doch nicht nur Polizeibeamte seien Opfer, Gewalt werde auch gegen Mandatsträger ausgeübt. So verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik zunehmend Amtsträger im öffentlichen Dienst und Politiker unter den Opfern. Waren dies in 2017 und 2018 noch jeweils vier Opfer aus dieser Gruppe, stieg die Zahl über neun (2019) und sechs (2020) auf nunmehr 15 Opfer, also fast das Vierfache innerhalb von fünf Jahren. Meist seien diese Persönlichkeiten bedroht worden (fünf Fälle), aber auch Opfer von Nötigungen (fünf Fälle) und tätlichen Angriffen (vier Fälle). "Wer Mandatsträger einer Demokratie dieser Aufgabe wegen angreift, greift die Demokratie insgesamt an. Deshalb wird sich der Staat mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, im Rahmen rechtstaatlichen Handelns, zur Wehr setzen", kündigt Weber an. Beim Landeskriminalamt wurde hierfür eigens eine "Zentrale Ansprechstelle für Mandatsträger und Personen des öffentlichen Lebens" eingerichtet. Von dort aus erfolgt die Koordination einer direkten Weitervermittlung an Ansprechpartner des jeweiligen Polizeipräsidiums. Beim Polizeipräsidium Ulm ist dies, aufgrund der dargelegten Bedeutung, der Leiter der Kriminalinspektion 6 - Staatsschutz.

PANDEMIE, PRÄVENTION UND POLIZEIERMITTLUNGEN GEGEN DIEBSTÄHLE

Starke Rückgänge sind auch bei den Diebstählen zu beobachten: Deren Zahl sank 2021 gegenüber dem Vorjahr um 1.798 Fälle (-20 Prozent) auf jetzt 7.339 Fälle. Dies sei vor allem auf starke Rückgänge bei einfachen Diebstählen aus Verkaufsräumen zurückzuführen (insgesamt -337 Fälle, -15 Prozent) sowie auf starke Rückgänge bei den Wohnungseinbrüchen und Einbrüchen in Büros (-306 Fälle, -42 Prozent). Diese Rückgänge seien einerseits sicherlich auf die Pandemie zurückzuführen: Wenn Geschäfte geschlossen sind, bieten sich dort weniger Gelegenheiten zum Diebstahl und wenn Bewohner im Homeoffice arbeiten schreckt das Einbrecher ebenfalls ab, in Wohnungen einzudringen. Andererseits mache sich auch die intensive Ermittlungs- und die Präventionsarbeit der Polizei bemerkbar. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Aufklärungsquote der Wohnungseinbrüche um 1,6 Prozentpunkte auf jetzt 17,6 Prozent. Auch auf lange Sicht gesehen entwickle sich die Aufklärungsquote positiv: Über die ersten fünf Jahre der Dekade lag sie noch bei durchschnittlich 14,1 Prozent, über die zweite Hälfte bei durchschnittlich 18,9 Prozent. Dass auch die Prävention nicht fehl schlägt zeigt sich darin, dass fast jeder zweite Einbruch scheitert (45 Prozent). Die Polizei rät zum Schutz vor Einbruch. Hierfür stehen bereits im Vorfeld, aber auch nach einem Einbruch erfahrene Polizeibeamte zur Verfügung, welche im Hinblick auf mechanische oder technische Sicherungsmaßnahmen vor Ort und kostenfrei beraten. Dass sich die Maßnahmen schnell rechnen, zeigen die Schadenszahlen: Beute im Wert von rund 875.000 Euro machten die Täter der 227 Wohnungseinbrüche im Jahr 2021. Das sind im Schnitt 3.855 Euro je Einbruch (2020: 2.300 Euro/Einbruch). "Die Polizei tut viel und Effektives zur Bekämpfung der Wohnungseinbrüche. Aber jeder Einzelne muss ebenfalls seinen Teil beitragen, sein Eigentum zu schützen", bekräftigt Thomas Friedrich die Ansicht der Polizei, dass Vorbeugung nötig ist.

ERFASSUNG DER BETRUGSDELIKTE GEÄNDERT

Die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte ist um 3.260 auf 6.221 Fälle (-34 Prozent) zurückgegangen. Dies sei durch geänderte Erfassungsmodalitäten in der Polizeilichen Kriminalstatistik bedingt. Häufig handele es sich um Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Deshalb gelte weiterhin: Acht geben, wachsam und misstrauisch sein und mit den Angehörigen, vor allem den Seniorinnen und Senioren über die Maschen der Täter sprechen: über falsche Polizeibeamte und angebliche Justizbedienstete, über Schockanrufe und Geldforderungen, um angeblich eine Haft von Verwandten abzuwenden. "Die Generation der heute älteren Menschen hat Deutschland zu dem gemacht, was es aktuell ist. Sie haben es nicht verdient, von Kriminellen, die vielfach in Call-Centern in der Türkei sitzen, um ihr hart erarbeitetes Geld gebracht zu werden. Neben dem Geld geht es hier ganz wesentlich auch um Scham, um Selbstvorwürfe, um Rückzug in die soziale Isolation, um den Verlust in das Vertrauen gegenüber anderen Menschen. Es gibt Opfer, die haben uns darum gebeten ihre Angehörigen nicht zu informieren, diese sollten es erst nach ihrem Tod erfahren, dass die Senioren auf einen Betrug hereingefallen sind. Wir müssen gemeinsam schauen, dass die Großelterngeneration informiert ist, sich nicht unter Druck setzen lässt, dass sie ihre Angehörigen kontaktieren bevor sie auf die zum Teil sehr massiven und drohenden Forderungen von Telefonbetrügern eingehen", stellt Friedrich klar. Unabhängig von den Erfassungskriterien bleibe der Kampf gegen diese Delikte ein Handlungsschwerpunkt der Polizei.

RAUSCHGIFTE IMMER PRÄSENTER

Ein Rückgang der Rauschgiftdelikte sei ebenfalls mit der Pandemie zu erklären: Rauschgiftkriminalität sei, zumindest im Bereich des Straßenhandels, so genannte "Holkriminalität", so der Fachjargon der Polizei. Die Polizei stoße, im Kleinhandel auf der Straße, nur durch intensive Kontrollen potenzieller Händler und Erwerber auf diese Delikte. Mit weniger Menschen auf der Straße durch Ausgangsbeschränkungen und eingeschränkte Freizeitangebote seien aber auch weniger Kontrollmöglichkeiten für die Polizei vorhanden. Die Rauschgiftkriminalität sei damit nicht verschwunden, sondern verschiebe sich in den privaten Bereich, von der Straße in die Wohnungen und geschlossenen Räume. Dennoch registrierte die Polizeiliche Kriminalstatistik 2.425 Rauschgiftdelikte, 977 weniger als im Jahr zuvor (-29 Prozent). Die Gesamtzahl der Rauschgiftdelikte liege dennoch deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (2.307 Delikte). "Die Polizei hat die Bekämpfung der Rauschgiftdelikte permanent und nachdrücklich im Fokus. Rauschgift ist in der Gesellschaft immer präsenter und leider in einem viel zu hohen Maße verfügbar. Das erleichtert auch den Zugang für Jugendliche und Heranwachsende, weshalb wir flächendeckend mit intensivierten Kontrollen reagieren", sagte Bernhard Weber. Schon bei der Vorstellung des Verkehrssicherheitslagebilds (https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/110979/5164092)habe die Polizei darauf hingewiesen, im Jahr 2021 durch ihre verstärkten Rauschgift-Kontrollen knapp 1.000 Fahrer unter Drogeneinfluss aus dem Verkehr gezogen zu haben. Die Zahl der Unfälle unter Drogeneinfluss habe sich im Zehnjahresvergleich mehr als verdreifacht. "Die Gefahren durch den Rauschgiftkonsum machen auch weiterhin intensive Kontrollen erforderlich", kündigte Weber an.

TATVERDÄCHTIGE AUFGESCHLÜSSELT

Ein Blick auf die Tatverdächtigen zeige, dass sich die Zusammensetzung der 15.219 Verdächtigen nahezu nicht geändert habe: 22,2 Prozent seien jünger als 21 Jahre (-0,3 Prozentpunkte), 23,7 Prozent seien Frauen (+0,9 Prozentpunkte), 37,2 Prozent seien Nichtdeutsche (+zwei Prozentpunkte), 7,9 Prozent seien Asylbewerber (-0,2 Prozentpunkte).

MEHR POLITISCH MOTIVIERTE STRAFTATEN

Die Zahl der politisch motivierten Straftaten stieg im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 29 Prozent auf 225 Straftaten (+50 Delikte). Der Anteil der Gewaltdelikte an der Gesamtzahl blieb bei zehn Prozent (22 Straftaten in 2021). Die größten Anteile haben die Straftaten mit mutmaßlich rechts orientierter Motivation (92 Straftaten, minus drei Straftaten, minus drei Prozent) und die Straftaten, deren Motivation nicht einer ausländischen, religiösen, rechten oder linken Ideologie zuzuordnen war (114 Straftaten, +90 Straftaten, +375 Prozent). Dem Bereich rechter Ideologie war eine mutmaßlich fremdenfeindliche Gewalttat zuzuordnen. Dabei handelt es sich um eine Körperverletzung. Die Statistik weist daneben weitere 41 fremdenfeindliche Straftaten aus, sowie 16 antisemitische Straftaten. Antisemitische Gewaltdelikte wurden nicht registriert. Von den 114 nicht zuordenbaren Straftaten waren etwa die Hälfte Sachbeschädigungen (55 Sachbeschädigungen, 48 Prozent), die in Februar und März, August und September begangen wurden. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Sachbeschädigungen und Diebstähle von Wahlplakaten in Bezug auf die Bundestagswahl.

KEINE ENTSPANNUNG IN DER PANDEMIE

"Trotz rückläufiger Zahlen in der Polizeilichen Kriminalstatistik war in den vergangenen Monaten keine Entlastung für die Polizei zu spüren. Vielmehr haben die vielen Kontrollen im Hinblick auf die Corona-Regeln neue Aufgaben gebracht", erläutert Polizeipräsident Weber. Die Beschäftigten des Polizeipräsidiums Ulm hätten im Jahr 2021 rund 23.000 Verstöße gegen die Corona-Bestimmungen festgestellt und davon knapp 4.000 Verstöße angezeigt, weil die Betroffenen keine Einsicht zeigten. Dies seien überwiegend Verstöße gegen die Maskentragepflicht gewesen. Aber nicht nur die zusätzlichen Kontrollen, auch eine deutliche Zunahme von Versammlungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie hätten die Polizistinnen und Polizisten zunehmend gefordert. Mittlerweile vergehe kein Tag, an dem im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm nicht eine oder mehrere Versammlungen stattfänden. Dafür würden regelmäßig Polizistinnen und Polizisten eingesetzt, die eigentlich dienstfreie Tage hätten oder dringend für die anspruchsvolle polizeiliche Alltagsarbeit benötigt würden. Diese hohe Belastung ohne Aussicht auf Erholung zehre auf Dauer an den Kräften der Beschäftigten. Dennoch sei die Motivation in der Polizei nach wie vor sehr hoch, was eben zu diesen guten Ergebnissen führe, die die Polizeiliche Kriminalstatistik zeige, so Weber weiter.

Hinweis für die Redaktionen: Die Tabellen mit den Landkreiszahlen finden Sie in der beiliegenden PDF-Datei.

*Zu den Aggressionsdelikten gehören: Gewaltkriminalität (Mord, Totschlag und Tötung auf Verlangen, Vergewaltigung, sex. Übergriff u. sex. Nötigung im bes. schweren Fall auch mit Todesfolge, Raub, räuberische Erpressung und räuberischer Angriff auf Kraftfahrer, Körperverletzung mit Todesfolge, gefährliche/schwere Körperverletzung, Verstümmelung weiblicher Genitalien, erpresserischer Menschenraub, Geiselnahme und Angriff auf den Luft- und Seeverkehr) sowie tätlicher Angriff und einfache Körperverletzung.

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Wolfgang Jürgens, Tel. 0731/188-1111

Rückfragen bitte an:

Polizeipräsidium Ulm
Telefon: 0731 188-0
E-Mail: ulm.pp@polizei.bwl.de
http://www.polizei-bw.de/

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