Alle Storys
Folgen
Keine Story von nd.DerTag / nd.DieWoche mehr verpassen.

nd.DerTag / nd.DieWoche

Buchenwaldgedenkstättenleiter Knigge würde Thomas Kemmerich nicht an der Zeremonie zum 75. Jahrestag der Befreiung teilhaben lassen /

Berlin (ots)

"Herr Kemmerich ist momentan immer noch kommissarischer Ministerpräsident des Freistaates Thüringen und ich will sehr offen sagen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er, der mit den Stimmen der AfD gewählt worden ist, bei dem Jahrestag in Buchenwald eine Rolle spielen kann", sagte der Historiker und Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, im Interview mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Mittwochausgabe)

Mit den Wahlen in Thüringen sei "ein Hauch von Weimar" über das Land geweht. In der Bundesrepublik hätte es trotz aller Schwierigkeiten in der Erinnerung an den Nationalsozialimus doch einen Konsens darüber gegeben, dass man nicht mit neofaschistischen und neonazistischen Parteien zusammen arbeitet, so Knigge gegenüber der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland". Die Ministerpräsientenwahl in Thüringen habe er daher als "einen tiefen Einschnitt" erlebt. Indem Kemmerich die Wahl annahm und ihm viele gratulierten, als sei es das normalste der Welt, mit den Stimmen von Antidemokraten an die Macht zu kommen, sei dieser bundesrepublikanische Konsens verletzt worden, so Knigge.

Die AfD halte er für eine zutiefst undemokratische Partei. Sie bedrohe Gedenkstätten jetzt schon mit Klagen. Deren Aufgabe sieht Knigge in der Sensibilisierung eines kritischen und politischen Geschichtsbewusstseins. Die Gegenwartswahrnehmung historisch informiert zu schärfen, sei das zentrale Ziel ihrer Arbeit.

Dass die AfD aller rechtsradikalen Elemente ihrer Ideologie noch nicht das gleiche Level an Bösartigkeit wie die Nationalsozialisten des "Dritten Reiches" zeigte, sei nun wirklich kein Grund zur Beruhigung, so Knigge. Der völkische Ethnonationalismus, für den sie stehe, erzeuge zwangsläufig Hass und Ausgrenzung. Die Unterhöhlung und Delegitimierung der Demokratie sei ihr Ziel. Auch in der Sprache der AfD gäbe es sehr viele Rückgriffe auf die Sprache des Nationalsozialismus, so Knigge weiter. Wenn man auf die Ereignisse der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen schaue, dann sehe man sehr deutlich, dass die AfD das parlamentarische System zerstören wolle.

Mit Blick auf den 75. Jahrestag der Befreiung von Buchenwald sagte Knigge gegenüber "nd": "Dass Menschen, die die nationalsozialistische Verfolgung erlitten und überlebt haben, das Rückdrehen der Geschichte, und sei es nur im Ansatz, wieder erleben müssen, ist erschütternd. In der Erschütterung der Überlebenden können und sollten wir noch einmal sehen, was auf dem Spiel steht und das es höchste Zeit ist, dagegen aufzustehen."

Pressekontakt:

neues deutschland
Redaktion

Telefon: 030/2978-1722

Original-Content von: nd.DerTag / nd.DieWoche, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: nd.DerTag / nd.DieWoche
Weitere Storys: nd.DerTag / nd.DieWoche
  • 10.02.2020 – 18:15

    neues deutschland: Kommentar über den Rückzug 
Annegret Kramp-Karrenbauers

    Berlin (ots) - Offensive ist der bevorzugte Stil Annegret Kramp-Karrenbauers, Entscheidungsfreude generell eine wichtige Führungseigenschaft. Doch auch wenn die Parteichefin die Entscheidung beherzt fällte: Ihr angekündigter Rückzug von der CDU-Spitze und erst recht ihr Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur sind goldrichtig. Denn Entschlossenheit ist nicht alles. Nur ...

  • 10.02.2020 – 18:13

    neues deutschland: Kommentar zum historischen Wahlsieg von Sinn Féin

    Berlin (ots) - Mit diesem Erfolg hat Sinn Féin nicht einmal selbst gerechnet. Zur Parlamentswahl stellte die irische Linkspartei zu wenige Kandidaten auf, um nun alle gewonnenen Mandate übernehmen zu können. Wie viele es genau sind, wird angesichts des komplizierten Wahlsystems erst in ein paar Tagen ersichtlich sein. Klar ist: Mit ihren fast 25 Prozent der Stimmen ...

  • 10.02.2020 – 16:47

    Hennig-Wellsow sieht erneute Wahl Ramelows als Zwischenschritt zur Neuwahl des Thüringer Landtags

    Berlin (ots) - Die Thüringer Linkspartei spricht sich nach dem Skandal um die Wahl des Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich (FDP) mit AfD-Hilfe prinzipiell für Neuwahlen aus. Es gebe allerdings "ein paar Dinge zu bedenken, die wir nicht einfach laufen lassen können", sagte die Landes- und Fraktionsvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow im Interview mit der Tageszeitung ...