Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Bilanzierung nicht für alle, Kommentar von Sabine Wadewitz zu internationalen Bilanzregeln für den Mittelstand

Frankfurt (ots)

Die Debatte über Sinn und Unsinn internationaler
Bilanzierung ist neu entfacht. Diesmal sind es nicht die Vertreter 
börsennotierter Konzerne, die sich die Köpfe über Fair Values und 
ähnlich delikate Themen heiß reden. Nun steht der Mittelstand im 
Zentrum. Doch die Diskussion ist entspannter. Schließlich geht es 
nicht mehr um den Zwang zu der internationalen Rechnungslegung IFRS, 
sondern allenfalls um ein Wahlrecht.
Frei nach dem Motto "Bilanzierung für alle" hat sich der 
Standardisierer IASB daran gemacht, nun auch die nicht 
kapitalmarktorientierten Firmen weltweit auf Linie zu bringen. Nach 
langen Vorbereitungen kam der Entwurf eines kleinen IFRS-Buches auf 
den Markt. 250 Seiten Bilanzregeln für kleine und mittelgroße 
Unternehmen, statt des 2500 Seiten schweren Wälzers für die 
börsennotierten Konzerne. Doch ein Leichtgewicht ist es nicht 
geworden. Die Kost ist für kleinere Firmen zu schwer, das Werk zu 
kompakt und zudem in weiten Teilen nur unter Hinzuziehung des großen 
Buches zu verstehen, hagelt es Kritik.
Bei aller Entrüstung, es steht wenig auf dem Spiel. Denn der 
Mittelstand hierzulande kann gut leben mit dem Handelsgesetzbuch 
(HGB). Die Nachfrage dieser Gruppe nach internationaler Bilanzierung 
ist ohnehin gering. Diese Gesellschaften sind oft vom Eigner geführt 
und haben wenige Gesellschafter mit langfristiger Ausrichtung, so 
dass die Informationsbedürfnisse aus der veröffentlichten 
Rechnungslegung völlig andere sind als bei Unternehmen mit 
Kapitalmarktinvestoren. Auch die finanzierenden Banken benötigen kaum
den Jahresabschluss, um sich ein Bild von ihren mittelständischen 
Klienten zu machen. Und die Fälle, in denen ein ausländischer Kunde 
eine IFRS-Bilanz wünscht, um zu einer Einschätzung der Solvenz seines
Vertragspartners zu kommen, soll es zwar geben, aber sie dürften rar 
sein. Der deutsche Mittelstand braucht also keine IFRS, zumal ins HGB
- wohl dosiert - nach und nach internationale Gepflogenheiten 
einziehen werden.
Das meiste Interesse an der kleinen IFRS-Variante haben ohnedies 
große Familienkonzerne, die über ihre Auslandstöchter mit 
internationalen Bilanzen konfrontiert sind. Doch diese Firmen dürften
wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und ihres Bedürfnisses nach 
globaler Vergleichbarkeit am großen IFRS-Buch gar nicht vorbeikommen.
(Börsen-Zeitung, 6.4.2007)

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung