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Börsen-Zeitung: Zerschlagung in letzter Minute, Kommentar von Christoph Ruhkamp zur Einigung zwischen Eon und den Rivalen Enel und Acciona im Übernahmekampf um Endesa

Frankfurt (ots)

In dem stark politisierten Übernahmekampf um
Endesa muss sich Eon im letzten Moment geschlagen geben - jedenfalls 
teilweise. Der deutsche Konzern kapituliert mit der Einigung auf eine
Aufteilung Endesas mit den Bieterkonkurrenten letztlich vor dem 
Gemauschel der Regierung in Madrid. Der war offenbar jedes Mittel 
recht, um am Ende eine "spanische Lösung" für Endesa präsentieren zu 
können.
Für Eon ist die Einigung der letzte Ausweg - und gar nicht mal ein
schlechter. Denn es war absehbar, dass der Konzern bis zum Ablauf der
Annahmefrist in Spanien am heutigen Dienstag keine Mehrheit der 
Aktien erhalten konnte. Vermutlich zeichnete sich nicht einmal eine 
Sperrminorität für Eon ab, so dass die Verhandlungsposition als dann 
drittgrößter Endesa-Aktionär nach Enel und Acciona nach Ablauf der 
Offerte äußerst schlecht gewesen wäre. Nun erhält Eon laut 
Vorabvereinbarung mit Acciona und Enel Energieaktivitäten von Enel 
und Endesa - unter anderem in Frankreich, Italien und Spanien. Damit 
wird der Grundstein für einen erstmals wirklich europäischen 
Energieversorger gelegt.
Damit die geplante Aufteilung Wirklichkeit wird, müssen Acciona 
und Enel zwar mit ihrer angekündigten Offerte von gut 43 Mrd. Euro 
noch die Mehrheit bei Endesa gewinnen. Das aber dürfte so gut wie 
sicher gelingen, da sie bereits 46% der Anteile halten. Das Schicksal
Endesas ist also augenscheinlich besiegelt und besteht zumindest 
teilweise in einer Zerschlagung. Das ist eine Niederlage für die 
Endesa-Führung, die stets vor allem die Einheit des Unternehmens 
wahren wollte und deshalb zuletzt Eon unterstützte.
Es ist aber ein Teilerfolg für die Regierung in Madrid. Da vor 
allem jene Endesa-Aktivitäten abgespalten und an Eon weitergereicht 
werden, die außerhalb Spaniens liegen, bleibt der größte 
Stromversorger Spaniens in spanischer Hand. Denn Acciona soll 50,01% 
an einer gemeinsamen Holding mit Enel erhalten, die wiederum die 
Mehrheit an Endesa kontrolliert. Während Acciona künftig den 
Verwaltungsratspräsidenten benennt, darf Enel den CEO von Endesa 
stellen.
Dass sich Spaniens Regierung letztlich auf diese Art und Weise 
durchsetzt, sollte ein Nachspiel haben - politisch und juristisch. 
Denn im Laufe der Übernahmeschlacht hat Madrid das europäische 
Prinzip der Kapitalverkehrsfreiheit mehrfach auf das Schärfste 
verletzt.
(Börsen-Zeitung, 3.4.2007)

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