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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Tag des Amazonas (5.9.): Zerstörung bricht jährlich neue Rekorde

Tag des Amazonas (5.9.):

  • Rekord-Zerstörung ist politisch gewollt und gefördert
  • Holzfällerei, Landraub für die Agrar-Industrie und illegaler Goldabbau sind die größten Probleme
  • Neue Gesetze sollen indigene Gebiete Privatpersonen und Unternehmen zuschlagen

Der Tag des Amazonas fällt am 5. September in eine Zeit, in der die Verheerungen der noch laufenden Waldbrand-Saison schon absehbar sind. Auch in diesem Jahr sind Negativrekorde zu vermelden. Das Handeln, die Rhetorik und diverse Gesetzesvorhaben der rechtsextremen Regierung Brasiliens treiben diese Entwicklung voran und verhindern Besserung, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) kritisiert: „Die Regierung Bolsonaro treibt Gesetzesvorhaben voran, die dem global bedeutsamen Ökosystem Amazonas schaden. Das sind insbesondere Gesetze, die indigene Rechte schwächen sollen. Denn die indigenen Bewohner des Amazonas versuchen, ihre Territorien gegen Eindringlinge zu schützen und Wald und Biodiversität zu erhalten“, erklärt Juliana Miyazaki, GfbV-Referentin für indigene Völker.

Von Januar bis August dieses Jahres wurden 5,8 Prozent mehr Waldbrände registriert als im gleichen Zeitraum des Jahres 2020. Im August war der Anstieg im Jahresvergleich mit 17,1 Prozent noch größer. Die brasilianische Weltraumbehörde INPE registrierte in dem Monat 28.060 Brände im Amazonasgebiet. „Die drei Jahre mit den meisten Waldbränden waren 2019, 2020 und 2021 – genau die Jahre, in denen die Regierung Bolsonaro an der Macht ist“, erinnert Miyazaki. „Das zeigt deutlich die politische Dimension des Problems: Bolsonaro ermutigt die wirtschaftliche Ausbeutung der Gebiete mit allen Mitteln. Das freut seine Klientel in der Agrar- und Bergbau-Lobby, die so mehr Waren exportieren kann – auch nach Europa. Für die indigenen Völker des Amazonas, für Klima und Umwelt ist diese Politik fatal.“

Neben illegaler Holzfällerei und Landraub für die Agrar-Industrie ist illegaler Goldabbau eines der großen Probleme im Amazonas. Den Beobachtungssatelliten der INPE zufolge fanden 72 Prozent aller Goldschürfungen im Amazonasgebiet in diesem Jahr auf indigenen Territorien oder Naturschutzgebieten statt. Die illegale Goldsuche in Amazonien nahm um 13,44 Prozent zu. „Allein auf dem indigenen Land Ituna-Itatá sind Invasionen durch Goldsucher um 650 Prozent gestiegen. Im letzten Jahr wurde auf keinem indigenen Gebiet aggressiver abgeholzt“, berichtet Miyazaki. „Inzwischen werden 94 Prozent dieses indigenen Territoriums als Privateigentum beansprucht. Die offizielle Demarkierung des Gebietes liegt auf Eis – auch das ist Teil von Bolsonaros Strategie.“

Verschiedene Gesetzentwürfe zielen darauf ab, indigene Gebiete nicht-indigenen Privatpersonen und Unternehmen zuzuschlagen. Der Gesetzentwurf PL 2633/20 hat Schätzungen zufolge das Potenzial, 55 bis 65 Millionen Hektar Land für die Ausbeutung freizugeben. Der Gesetzentwurf PL 510 würde den Weg für die Besetzung von 24 Millionen Hektar öffentlicher Wälder ebnen. Der Gesetzentwurf PL 191/20 würde Bergbau, Wasserkraft, industrielle Landwirtschaft sowie Exploration von Öl- und Erdgasvorkommen auf indigenen Schutzgebieten legalisieren.

Studien zufolge hat die illegale Landbesetzung in Brasilien zwischen 2018 und 2020 um 274 Prozent zugenommen.

Sie erreichen Juliana Miyazaki unter j.miyazaki@gfbv.de oder 0551/49906-23.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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Tel.: +49 551 499 06-21
Fax: +49 551 580 28
E-Mail:  info@gfbv.de
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