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Der Tagesspiegel: Experten sehen integrierten Bahn-Börsengang kritisch

Berlin (ots)

Berlin - Eine Privatisierung der Deutschen Bahn
samt Netz wird von vielen Experten skeptisch gesehen. Das geht aus 
Stellungnahmen für die Anhörung im Bundestags-Verkehrsausschuss am 
Mittwoch hervor, die dem "Tagesspiegel" (Mittwochausgabe) vorliegen. 
Der Vorsitzende der Monopolkommission, Jürgen Basedow, schreibt etwa,
die mangelnde Unabhängigkeit des Netzes "stehen einer Privatisierung 
der Bahn nach dem integrierten Modell klar entgegen". Basedow 
bezweifelt, dass eine starke Wettbewerbsaufsicht durch die 
Bundesnetzagentur verhindern kann, dass sich die Bahn als 
Netzbetreiber Vorteile verschafft. "Kaum denkbar" sei es, dass 
"rechtliche Vorkehrungen" dafür sorgen würden, dass die Vergabe von 
Trassen sowie die Preise dafür von der Bahn neutral gestaltet würden.
Dies sei nur bei der Trennung von Netz und Betrieb möglich. Bleibe 
die Bahn Betreiber der Infrastruktur, treffe sie alle wichtigen 
Entscheidungen über deren Verwendung. "Ob es Investoren gibt, die bis
zu 49,9 Prozent der Eisenbahninfrastruktur erwerben, ohne dass sie 
über deren wirtschaftliche Verwendung mitbestimmen können, erscheint 
äußerst zweifelhaft".
Auch Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) rät von der 
integrierten Privatisierung ab. Seinen Berechnung zufolge brächte ein
integrierter Börsengang dem Bund nur Einnahmen in Höhe von zwei 
Milliarden Euro - das Trennungsmodell indes würde dank des kompletten
Verkaufs der Transportgesellschaften und geringerer 
Nahverkehrs-Subventionen 22 Milliarden Euro in die Kasse spülen. 
Zudem würde der integrierte Verkauf eine Reihe von Risiken für den 
Bund bedeuten: Ein Privater könnte das Netz herunterwirtschaften und 
den Bund durch "strategische Verhaltensweisen" ausnutzen. Zudem wäre 
der Staat auf Dauer in der "völlig staatsfernen" Logistikbranche 
engagiert. "Zielsetzung der Verkehrspolitik ist die Stärkung der 
Schiene, nicht notwendig der DB AG", schreibt Sarrazin. Die 
Möglichkeiten des Wettbewerbs in der Bahnbranche seien "noch nicht 
annähernd" ausgeschöpft. "Das getrennte Modell ist am besten 
geeignet, mehr Verkehr auf der Schiene zu erzeugen."
Norbert Hauser, Vizepräsident des Bundesrechnungshofes, warnt in 
seiner Stellungnahme, der integrierte Börsengang könne mit EU-Recht 
nicht vereinbar sein. Darüber gebe es derzeit "keine hinreichende 
Sicherheit". Der "worst case" wäre es, wenn Brüssel das Modell 
ablehnen sollte. Dann müsse "mit restriktiveren Regelungen der EU" 
gerechnet werden. Dies würde "einen Trennungsaufwand verursachen", 
der höher einzustufen sei als "die Aufspaltung vor einer materiellen 
Privatisierung".
Rückfragen richten Sie bitte an das Ressort Wirtschaft, Tel. 
030-26009260.

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de

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