Bergwaldprojekt feiert 35-jähriges Jubiläum: 150 Ehrenamtliche pflanzen 6.074 Bäume in Braunlage im Harz
Umweltminister Christian Meyer beteiligt sich
Würzburg / Braunlage (ots)
Seit 1991 hat das Bergwaldprojekt über 3.000 Projektwochen mit der Beteiligung von mehr als 50.000 Freiwilligen zur Erhaltung und Wiederherstellung der Ökosysteme in Deutschland durchgeführt. Aus diesem Anlass und wegen der großflächigen Waldschäden organisierte das Bergwaldprojekt am vergangenen Samstag, 25. Oktober, in den Niedersächsischen Landesforsten eine große Pflanzung mit 150 Freiwilligen bei Braunlage (Harz).
Nach der Begrüßung durch den geschäftsführenden Vorstand des Bergwaldprojekts e.V. Stephen Wehner würdigten der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer das Engagement des Vereins in der Wiederbewaldung im Harz. Martin Kaiser, Geschäftsführer von Greenpeace e.V., und Dr. Christiane Averbeck, geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland, hoben die politische Verantwortung für wirksamen Klimaschutz und die Bedeutung des Bergwaldprojekts für den gesellschaftlichen Zusammenhalt hervor. Stefan Fenner, Leiter Niedersächsisches Forstamt Bad Lauterberg, zeigte die Historie der erfolgreichen Zusammenarbeit des Forstamts und des Bergwaldprojekts auf.
Wälder sind der ursprüngliche Lebensraum von Menschen. Sie speichern und filtern unser Trinkwasser, schützen vor Bodenerosion, Hochwasser, Steinschlag und Lawinen. Sie kühlen und befeuchten die Landschaft, reinigen die Luft und speichern Kohlenstoff in Biomasse, Waldboden und Totholz. Naturnahe Wälder sind Lebensgemeinschaften vieler Arten und deshalb für die Biodiversität von existenzieller Bedeutung. Gleichzeitig sind sie wunderbare Erholungsräume und wichtige Wirtschaftsgüter für Menschen. Wälder sind unersetzbar.
Waldsterben
Doch der Wald in Deutschland ist stark gefährdet: Die Gesamtschadensfläche (Freiflächen und Flächen mit massiven Schädigungen) durch die Einwirkung von Trockenheit, Insekten- und Pilzkalamitäten seit 2018 beträgt aktuell etwa 2 Mio. Hektar. Das sind 17 % der deutschen Waldfläche mit extremen Verlusten wie im Harz oder im Taunus (Riedel et al. 2024). Der deutsche Wald ist vor diesem Hintergrund seit 2017 von einer CO2-Senke zu einer CO2-Quelle geworden (4. Bundeswaldinventur).
Der Harz ist von diesen Entwicklungen besonders betroffen. Infolge der letzten Dürrejahre sind im Revier Braunlage, dem ersten Einsatzort des Bergwaldprojekts in Deutschland im Jahr 1991, 1.300 ha Wald abgestorben. Nur noch ca. 15 % der Waldflächen vor 2018 sind erhalten. "Im Gebiet des Forstamtes Lauterberg haben wir insgesamt 7.700 ha Fichten-Wald verloren. Die laufende Neupflanzung klimaangepasster Bergmischwälder soll diesen Verlust ausgleichen und den gesamten Großraum vom niedersächsischen Harzvorland über Sachsen-Anhalt bis nach Thüringen stabilisieren", sagt Forstamtsleiter Stefan Fenner und ergänzt: "Es gibt mehr zu tun denn je".
Das Bergwaldprojekt: 35 Jahre Einsatz für den Wald
Seit 1991 hat das Bergwaldprojekt in bundesweit über 3.000 Projektwochen mit fachlicher Expertise und enormer Beteiligung von mehr als 50.000 Freiwilligen zur Erhaltung und Wiederherstellung der Ökosysteme in Wäldern, Mooren und Offenlandschaften beigetragen. Der Verein dankt allen Beteiligten für die großartige Zusammenarbeit und die wertvolle Unterstützung in diesen 35 Jahren.
Aus diesem Anlass und wegen der großflächigen Waldschäden organisierte das Bergwaldprojekt am vergangenen Samstag bei herbstfrischen Temperaturen, starken Böen und Regen in den Niedersächsischen Landesforsten eine große Pflanzung mit 150 Freiwilligen bei Braunlage (Harz).
Stephen Wehner, geschäftsführender Vorstand des Bergwaldprojekts, bedankte sich bei den tausenden Freiwilligen, allen Projektpartnern, wie den Niedersächsischen und anderen Landesforsten, den zahlreichen Unternehmen, die die Projektarbeit finanziell und mit Mitarbeiter*innen-Einsätzen seit vielen Jahren unterstützen, und beim tatkräftigen Team vom Bergwaldprojekt. "35 Jahre nach dem ersten Einsatz des Bergwaldprojekts sind wir mehr denn je gefordert, die vielfach geschädigten Ökosysteme in ihrer Anpassung an die Klimakrise zu unterstützen. Das gelingt nur, wenn sich viele daran beteiligen. Kollektive Verantwortung und die Bereitschaft zu handeln sind dringend notwendig, um der ökologischen und sozialen Krise entgegenzuwirken", so Wehner.
In ihrem Grußwort beim Festakt teilte Christiane Averbeck, Vorständin der Klima-Allianz, ihre eigenen positiven Erfahrungen mit dem Bergwaldprojekt: "Vor zwei Jahren habe ich beim Bergwaldprojekt in Karlsruhe mit Menschen unterschiedlichen Glaubens und kultureller Hintergründe gemeinsam Bäume gepflanzt, in der Erde gewühlt, gelacht und am Ende ein Friedensgebet gesprochen. Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, wie sehr gemeinsames Handeln im Klimaschutz auch Gemeinschaft und Frieden stiften kann."
Auch der Niedersächsische Minister für Umwelt, Klimaschutz und Energie, Christian Meyer, äußerte sich bei dem Festakt zur Jubiläums-Pflanzung dahingehend: "Die Wiederbewaldung und die Schaffung artenreicher Bergwälder", sagte er, seien angesichts der akuten Klima- und Artenschutzkrise notwendiger denn je, "Das Bergwaldprojekt steht seit 35 Jahren für praktischen und wirksamen Natur- und Klimaschutz. Mit unermüdlichem Einsatz, vielen Freiwilligen und starker Kooperation werden hier zerstörte Wälder wiederbelebt und neue, artenreiche Mischwälder geschaffen. Solche Projekte zeigen, dass wir die Klima- und Biodiversitätskrise gemeinsam bewältigen können - durch Engagement, Zusammenhalt und konkrete Taten für unsere natürlichen Lebensgrundlagen", fügte er hinzu.
Martin Kaiser, Vorstand Greenpeace e.V., stellte die vorbildliche Arbeit des gemeinnützigen Vereins heraus und nahm die Politik in die Pflicht: "Bei der aktuellen politischen Großwetterlage gilt erst recht das, was das Bergwaldprojekt vorbildlich umsetzt: selber mit anpacken, Menschen verschiedener Milieus gemeinsam in Wirksamkeit für bessere Waldökosysteme bringen, statt auf politische Beschlüsse zu warten, die oft viel zu spät oder zu klein kommen. Die Maßnahmen des Bergwaldprojekts sind kein Ersatz für Politik, aber ein deutlicher Auftrag an sie und ein praktischer Beitrag für bessere Wälder, der zeigt, dass es geht."
Nach dem Festakt starteten die 150 Freiwilligen um 9:45 Uhr die Pflanzung. Während der Mittagspause gab Prof. Dr. Sebastian Seiffert einen Input zu den dramatischen Entwicklungen der globalen Erderwärmung und deren Folgen. Er endete mit der ermunternden Aussage: "Ich werde oft gefragt: Gibt es noch Hoffnung? Meine Antwort ist: Es geht nicht um Hoffnung. Sondern um Handlung. Einfach nur, weil es richtig ist. Egal, wie die Aussichten sind."
Nach der Mittagspause starteten die Freiwilligen bei weiterhin Regen und starken Böen wieder in ihre Arbeit und pflanzten bis 16:30 Uhr durch. Die Veranstaltung fand ihren Ausklang am Lagerfeuer bei einem wärmenden Getränk.
Am Ende des Tages war eine Fläche von zwei ha mit 6.074 junge Eichen, Winterlinden und Hainbuchen bepflanzt, ergänzend zur bereits auflaufenden Naturverjüngung. Die Wiederherstellung der Artenvielfalt in unseren Wäldern ist die Grundlage dafür, dass sich zukünftig stabile Mischwälder etablieren können, die den sich stark veränderten Klimabedingungen gewachsen sind. Die Resilienz der Ökosysteme ist entscheidend, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen auch für zukünftige Generationen zu erhalten.
Bergwaldprojekt e.V.
Das Bergwaldprojekt organisiert seit 35 Jahren Freiwilligeneinsätze im Wald, Moor und in Offenlandschaften. Dieses Jahr bringt der Verein mit seinen Einsatzwochen in Deutschland mehr als 5.000 Freiwillige in die Natur. Dazu finden 190 Projektwochen an gut 100 verschiedenen Standorten in allen Regionen Deutschlands statt. Ziele der Arbeitseinsätze sind, die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme wiederherzustellen und zu stabilisieren, den beteiligten Freiwilligen die Bedeutung und Bedrohung der natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen und daran mitzuarbeiten, unsere Lebens- und Wirtschaftsweise nachhaltiger zu gestalten.
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