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Polizeidirektion Osnabrück

POL-OS: Bekämpfungsstrategien bei Häuslicher Gewalt durch regionale Netzwerkarbeit zeichnen sich aus

POL-OS: Bekämpfungsstrategien bei Häuslicher Gewalt durch regionale Netzwerkarbeit zeichnen sich aus
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Osnabrück (ots)

In Deutschland wird laut Terre des Femmes alle 2,5 Tage eine Frau von ihrem Partner, Ex-Partner oder Lebensgefährten getötet. Und rund 25 Prozent der Frauen im Alter von 16 bis 85 Jahren erleben laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt in einer Partnerschaft. Grund genug für die Polizeidirektion Osnabrück und dem Institut für Islamische Theologie (IIT) der Universität Osnabrück gemeinsam am 10. Juli eine Fachveranstaltung mit dem Titel "Häusliche Gewalt - Zusammenhänge mit religiösen Ideologien und Extremismen" zu veran-stalten. Über 90 Gäste nahmen an der Veranstaltung, angelehnt an das 5. Symposium von Polizei und Universität vom Februar 2018, im Osnabrücker Schloss teil - darunter Experten, aber auch zahlreiche Interessierte aus der Region.

In seiner Einleitung machte Michael Maßmann, Leiter der Polizeiinspektion Osnabrück, deut-lich, dass das Thema Häusliche Gewalt für die Osnabrücker Polizei ein sehr wichtiges und zugleich äußerst sensibles Thema sei und bereits seit vielen Jahren eine besondere Stellung in der polizeilichen Arbeit in Stadt und Landkreis Osnabrück einnehme. Polizeihauptkommissarin Monika Holtkamp von der Polizeiinspektion Osnabrück stellte im Anschluss das seit 2011 existierende Osnabrücker Modell "Fallmanagement zur Deeskalation bei häuslicher Gewalt und Stalking" vor. Insgesamt 19 Netzwerkpartner, darunter Polizei, BISS Stadt und Landkreis, "FAUST", Frauenberatungsstelle, Gleichstellungsbeauftragte Stadt und Landkreis, usw., thematisieren in regelmäßig stattfinden Fallkonferenzen Hochrisikofälle von häuslicher Gewalt. Ziel: Das systematische Erkennen und Bearbeiten von Hochrisikofällen im Verbund mit den Netzwerkpartnern. "Das Modell zeichnet sich dadurch aus, dass regelmäßig die Fachleute aus den verschiedenen Institutionen an einem Tisch zusammenkommen, um ge-meinsam gravierende Fälle zu erörtern", so Holtkamp. Das Fallmanagement funktioniere in Osnabrück sehr gut. Auch deswegen schauten viele Städte innerhalb Niedersachsens und über die Landesgrenzen hinaus mit großem Interesse auf das "Osnabrücker Modell".

Jasser Abou Archid, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom IIT, erläuterte durch seine wissen-schaftlichen Expertisen und praktischen Erfahrungen an einem konkreten Fall Häuslicher Gewalt aus Belm, wie unterschiedlich die Motivation sein könne, warum es zur Häuslichen Gewalt komme. Gewalt werde bei den Tätern oftmals durch die irrige Vorstellung kulturell, traditionell oder religiös zu handeln, begründet und gerechtfertigt. Im Belmer Fall habe er den aus syrischen stammenden Mann, der unter anderem seine Frau wiederholt geschlagen hatte in der Justizvollzugsanstalt in Lingen besucht, um dessen Motivation für die Misshand-lungen seiner Frau zu hinterfragen und zu ergründen. Dadurch, dass Abou Archid ebenfalls aus Syrien stammt und Imam ist, gelang es ihm sehr schnell, einen Zugang zum Täter zu finden. Durch Quellentexte aus dem Koran und durch Verse von Gelehrten, konnte Abou Archid dem Mann muslimischen Glaubens deutlich machen können, dass Gewalt durch nichts zu rechtfertigen ist und auch die verschiedenen Religionen Gewalt ablehnten. Der Gerade bei den Fällen Häuslicher Gewalt, bei denen ein Migrationshintergrund eine Rolle spiele, kämen Jugendamt und Polizei schnell an ihre Grenzen. Es fehle meist das kulturelle und religiöse Verständnis. Um die richtigen Maßnahmen treffen zu können sei es wichtig, muslimische Seelsorger, Theologen, und Wohlfahrtspflege bei der Aufarbeitung von Fällen der Häuslichen Gewalt intensiver miteinzubeziehen.

Samy Charchira, ebenfalls vom IIT, referierte über den religiösen Extremismus. Sein Pladoyer: "Häusliche Gewalt in extremistischen Familienstrukturen ist vor allem eine Aufgabe der Familien- und Jugendhilfe. Und wir brauchen bei der muslimischen Sozialen Arbeit die glei-chen Standards." Ein erster Schritt: Am Institut für Islamische Theo¬logie ab Wintersemester 2019 der Studiengang Soziale Arbeit angeboten. Seit 2017 hat die Universität Osnabrück darüber hinaus den Auftrag - gefördert durch das Bundesforschungsministerium - einen Bachelor - und Masterstudiengang "Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft" aufzubauen. Ziel sind wissenschaftlich qualifizierte Theologinnen und Theologen mit Kompetenzen in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialpädagogen mit Kompetenzen in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik sowie Sozialarbeiterinnen und Sozialpädago-gen mit theologischer Kompetenz. Auch die Radikalisierungsprävention müsse in diesem Zusammenhang eine größere Rolle spielen - der Übergang sei mitunter fließend. Am Ende mache der Mix aus verschiedenen Angeboten die Qualität der Arbeit aus, so Charchira.

In der Polizeidirektion Osnabrück kam es 2017 zu 3.137 Fällen von Häuslicher Gewalt. 2.190 der Opfer waren weiblich, 755 männlich. 10 Jahre zuvor waren es insgesamt 2.153 Fälle - 45 Prozent weniger. In Stadt und Landkreis Osnabrück kam es 2017 zu 1.108 Fällen. Ein wesent-licher Grund für die Steigerung ist die intensivierte Aufklärungsarbeit in Sachen häusliche Gewalt durch Polizei und andere mit der Thematik befassten Institutionen, wodurch Opfern im ersten Schritt bewusstgemacht werden soll, dass häusliche Gewalt strafbar ist. Die Auf-hellung des Dunkelfeldes muss weiterhin ein Ziel der (Aufklärungs-)Arbeit aller Institutionen bleiben. sprachen

Rückfragen bitte an:

Polizeidirektion Osnabrück
Marco Ellermann
Telefon: 0541 - 327 1024
E-Mail: pressestelle@pd-os.polizei.niedersachsen.de
http://www.pd-os.polizei-nds.de

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