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"Report Mainz": Experten kritisieren unzureichenden Kampf gegen Allergie-Auslöser Beifuß-Ambrosie
Sendung am 19.8.2025, 21:45 Uhr im Ersten
Moderation: Nadia Kailouli

Mainz (ots)

Bundesweit keine Melde- und Bekämpfungspflicht für die Pflanze

In keinem Bundesland gibt es eine gesetzliche Melde- und Bekämpfungspflicht für die allergieauslösende Beifuß-Ambrosie. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" bei allen Landesregierungen. Im Nachbarland Schweiz existiert hingegen eine gesetzliche Melde- und Bekämpfungspflicht seit vielen Jahren. Dort habe die großflächige Bekämpfung der Pflanze Wirkung gezeigt, so das Eidgenössische Departement für Umwelt auf "Report Mainz"-Anfrage. Bereits 2013 hatten Experten gegenüber dem ARD-Politikmagazin eine solche Pflicht auch für Deutschland gefordert.

Biologe kritisiert weiterhin fehlende gesetzliche Regeln

Die fehlenden gesetzlichen Regelungen kritisiert unter anderem der Biologe Stefan Nawrath. Im Auftrag des Freistaats Bayern ist er für das Monitoring der Beifuß-Ambrosien-Bestände zuständig. "Wir würden uns wünschen, dass es eine Melde- und Bekämpfungspflicht gibt, dass wir endlich mal sehen, dass da auch was passiert", so Nawrath im Interview mit "Report Mainz".

Rund 320.000 Beifuß-Ambrosien auf einem Acker

Allein auf einem Acker in Franken hat er Anfang August rund 320.000 Beifuß-Ambrosien entdeckt und den Behörden gemeldet. Doch die seien hier machtlos, schreiben sie auf Anfrage von "Report Mainz". Der "Bewirtschafter" des Ackers sei zwar "mehrfach kontaktiert und über sinnvolle Maßnahmen aufgeklärt" worden. Zur Umsetzung "gezwungen werden" könne er "nach aktueller Gesetzeslage nicht", so das zuständige Amt. "Das frustriert mich allerdings sehr stark, weil (...) manche Bestände haben wir schon 40-mal besucht und wir machen das ja jetzt schon fast 20 Jahre und dass wir dann immer noch so viele Pflanzen finden, das ist schon irgendwie ernüchternd", sagte Nawrath im Interview mit dem ARD-Politikmagazin.

Kein systematisches Monitoring mehr in Baden-Württemberg

Auch in Baden-Württemberg stellt die Beifuß-Ambrosie laut dortigem Umweltministerium "mittelfristig eine erhebliche Gesundheitsgefahr dar". Seit 2006 hätten dort Ambrosia-Funde stark zugenommen. Seit 2019 sei "aufgrund der großräumigen Verbreitung kein (...) systematisches Monitoring mehr möglich" gewesen. "Offensichtlich hat Baden-Württemberg den Kampf gegen die Beifuß-Ambrosie aufgegeben und es wird dann wahrscheinlich zwangsläufig zu einer Massenausbreitung kommen", kritisiert Biologe Nawrath.

Studie in Brandenburg zeigt erhöhtes Risiko

Besonders groß ist das Problem mit der Pflanze im brandenburgischen Drebkau. Dort hat Lungenfacharzt Ulf Gereke in einer nicht repräsentativen Studie 129 Patienten untersucht und festgestellt, dass Menschen aufgrund der hohen Pollenkonzentration der Beifuß-Ambrosie ein erhöhtes Risiko haben, Allergiker zu werden. "Unsere Studie hat gezeigt, dass im Bereich Drebkau eine erheblich höhere Sensibilisierungsrate gegenüber Ambrosia-Pollen besteht als im Bundesdurchschnitt durch die hohe jahrelange Pollenbelastung hier in diesem Gebiet", so Gereke. In Brandenburg hat die Landesregierung zwar einiges zur Bekämpfung der Beifuß-Ambrosie unternommen, unter anderem eine eigene Koordinierungsstelle geschaffen. Die Pflanze aber breitet sich weiter aus. Trotzdem wurde ein Großteil der Mittel für die Bekämpfung gestrichen. Waren es 2020 noch 500.000 Euro, sind es jetzt nur noch 150.000 Euro im Jahr, teilte das zuständige Ministerium auf "Report"-Anfrage mit.

Die Beifuß-Ambrosie wurde vor Jahren aus Amerika eingeschleppt und verbreitet sich zunehmend auch in Deutschland. Die Hauptblütezeit ist von Ende August bis Ende November. Damit verlängert sich für viele Allergiker die Heuschnupfenzeit um mehrere Monate.

Zitate gegen Quellenangabe frei.

Weitere Informationen auch auf www.reportmainz.de

Bei Rückfragen rufen Sie bitte in der Redaktion "Report Mainz" an, Tel.: 06131 929-33351.

Newsletter "SWR vernetzt"

Pressekontakt: Sibylle Schreckenberger, Tel.: 06131 / 929-32755, sibylle.schreckenberger@swr.de

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