Palästina: WORLD VISION fordert Zugang zu Verletzten und Toten in Bethlehem
Jerusalem/Friedrichsdorf (ots)
- WORLD VISION muss Arbeit in und um Jerusalem einstellen. - Mitarbeiter praktisch unter Hausarrest. - Entsendung einer Beobachtergruppe im Auftrag des UN-Sicherheitsrats gefordert.
Belagert von der israelischen Armee halten sich etwa 100-150 Palästinenser, darunter zahlreiche Frauen und Kinder, seit zwei Tagen in der Geburtskirche in Bethlehem versteckt. Sie haben weder Nahrung noch Wasser. Nach Augenzeugenberichten sind viele von ihnen verletzt, mindestens drei Tote liegen im Treppenhaus der Kirche. Es besteht Seuchengefahr.
Hilfsorganisationen wie WORLD VISION ist es nicht gestattet, den Verwundeten zu helfen, die Toten zu bergen oder die Eingeschlossenen mit Lebensmitteln zu versorgen. WORLD VISION Deutschland Direktor Günther Bitzer fordert deshalb freien Zugang für humanitäre Helfer zur Geburtskirche in Bethlehem. "Es sind bereits zu viele unschuldige Opfer zu beklagen. Wir fordern ein Ende der Gewalt und eine Wiederaufnahme von Verhandlungen. Die internationale Gemeinschaft muss sich endlich aktiv einmischen, um noch mehr Blutvergießen auf beiden Seiten zu verhindern." Bitzer verlangt auch die Entsendung einer internationalen Beobachtergruppe im Auftrag des UN-Sicherheitsrats.
Seit Ostern sind mehr und mehr Panzer in das Westjordanland eingedrungen, haben teilweise willkürlich geschossen, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Schulen mussten schließen. Es fehlt an Wasser, Elektrizität und Treibstoff. Die Versorgung vieler Dörfer ist gefährdet. Einige Familien hungern bereits. Auf den Märkten gibt es keine Nahrungsmittel zu kaufen. In Beit Jala wurden Wassertanks zerschossen. Krankenwagen erhalten keinen Zugang zu Verletzten. Menschen stehen praktisch unter Hausarrest. In Ramallah werden Männer und Jungen in einer Schule bar jeder Kleidung gefangen gehalten. "Wir verurteilen alle Selbstmordattentate und jeden Terrorismus. Aber auch jede militärische Gewalt gegen unschuldige Zivilisten", sagte Bitzer.
Derzeit ist WORLD VISION gezwungen, seine Arbeit in Jerusalem, dem Gaza-Streifen und der West Bank einzustellen. Humanitäre Hilfe ist nur unter Lebensgefahr möglich. "Unser Team ist unter Belagerung, wir stehen unter Hausarrest. Nur unter Lebensgefahr könnten wir unsere Häuser und Büros verlassen", sagt Dan Simmons, WORLD VISION Direktor in Jerusalem. Seiner Auskunft nach wisse niemand, wann die Arbeit wieder aufgenommen werden könne. "Am schlimmsten daran ist", so Simmons, "dass wir weder den Israelis noch den Palästinensern helfen können. Viele von ihnen sterben durch Angriffe der israelischen Armee oder palästinensischen Selbstmordattentätern. Es ist die Hölle."
Jährlich hilft WORLD VISION rund 200.000 Menschen in Jerusalem, dem Gaza-Streifen und der West-Bank. Aus der Region hat WORLD VISION bereits 9.000 Kinderpatenschaften in alle Welt vermittelt. Das jährliche Budget für die Arbeit in und um Jerusalem beträgt 4,2 Millionen Euro jährlich. WORLD VISION befindet sich seit 1975 in der Region.
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WORLD VISION Deutschland e.V. ist ein überkonfessionelles christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten langfristige Entwicklungshilfe und humanitäre Nothilfe. Mehr als 100 Projekte werden momentan in 34 Ländern durchgeführt. WORLD VISION Deutschland ist Teil der weltweiten WORLD VISION-Partnerschaft mit 46 nationalen Büros und über 10.000 Mitarbeitern in fast 100 Ländern. WORLD VISION unterhält offizielle Arbeitsbeziehungen zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und arbeitet eng mit dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) zusammen.
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Kurt Bangert
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