Alle Storys
Folgen
Keine Story von Westfalen-Blatt mehr verpassen.

Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema sexueller Missbrauch an Jesuiten-Kollegs

Bielefeld (ots)

Kirchenmänner, die die Sünde anprangern, haben
selbst gefehlt. Die Zahl ist erschreckend: Mehr als 100 
Missbrauchsfälle in Deutschland sind inzwischen gemeldet, und es 
dürften in den kommenden Tagen wohl noch mehr werden. Die katholische
Kirche, die aus verschiedensten Gründen schon seit längerem 
Mitglieder einbüßt, droht auch noch das Wichtigste überhaupt zu 
verlieren: das Vertrauen in seine Amtsträger.
Zwischenmenschliche Beziehungen zerbrechen, wenn sie 
instrumentalisiert werden. Die Ehe lebt vom gegenseitigen Vertrauen, 
das Eltern-Kind-Verhältnis genauso. Wenn sich der Papst »Heiliger 
Vater« nennt, leitet sich daraus für Bischöfe, Priester und Pater 
eine hohe moralische Verantwortung ab: Sie müssen mit Messdienern 
oder Internatsschülern so liebevoll umgehen wie ein Vater. Eltern, 
die ihre Kinder ins Berliner Canisius-Gmynasium schickten, setzten 
auf die Glaubwürdigkeit der Institution Kirche. Die Vielzahl der 
Missbrauchsfälle, egal ob in Deutschland oder zuletzt in Irland, 
versetzt dieser Glaubwürdigkeit einen herben Schlag.
Ist die katholische Kirche eine Kirche der »Scheinheiligen«, wie das 
Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« nahelegt? Nach außen den Zölibat 
preisen und scheinbar enthaltsam leben, im Verborgenen aber Jungen 
missbrauchen? Nein, nicht die Kirche ist scheinheilig, eine kleine 
Gruppe seiner Funktionsträger ist es. Nicht das »System Kirche«, das 
von ihren Priestern Ehelosigkeit fordert und nach Meinung von 
Kritikern damit Verklemmtheit erzeugt, so dass sich der Triebstau an 
hilflosen Kindern entlade, ist schuld. Es sind Menschen schuld, die 
glauben, in der Anonymität der Institution Kirche ihre pädophilen 
Neigungen am leichtesten ausleben zu können.
Fakt ist: Alle Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun
haben, ziehen solche Menschen an, Sportvereine und Häuser der offenen
Tür genauso wie die katholische Kirche. Aber würde man deshalb alle 
Sportvereine an den Pranger stellen? Nein, und deshalb sollte man 
sich auch davor hüten, die katholische Kirche in Gänze zu 
verurteilen. Auch mag man die katholische Sexualmoral für lange 
überholt halten, aber im Kern setzt sie auf einen respektvollen 
Umgang der Geschlechter miteinander. Zu behaupten, sie leiste dem 
sexuellen Missbrauch Minderjähriger Vorschub, ist absurd.
Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten versucht die katholische 
Kirche nicht mehr, Fälle von Missbrauch zu vertuschen. Sowohl das 
Canisius-Gymnasium in Berlin als auch das Bistum Hildesheim leisten 
ihren Beitrag zur Aufeckung des Skandals. Seit 2002 gibt es klare 
Regeln der Bischofskonferenz für den Umgang mit Missbrauch. Papst 
Benedikt XVI. hat mit Blick auf Irland genauso wie Paderborns 
Erzbischof Hans-Josef Becker (»Es ekelt mich an«) mit Blick auf 
Berlin die Verbrechen verurteilt.
Zuerst wurden die Jugendlichen Opfer sündiger Amtsträger. An zweiter 
Stelle wurde die Kirche selbst zur Leidtragenden.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Westfalen-Blatt
Weitere Storys: Westfalen-Blatt
  • 14.02.2010 – 20:43

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Hartz-IV-Debatte

    Bielefeld (ots) - Für seine Äußerungen in der Hartz-IV-Debatte ist Guido Westerwelle am Wochenende wahlweise »Marktschreier« (Erwerbslosenforum Deutschland), »Esel« (Heiner Geißler), »Politrowdy« (Renate Künast) und »Brandstifter« (Klaus Ernst) genannt worden. Die nordrhein-westfälische SPD-Spitzenfrau Hannelore Kraft sieht ihn gar »mit billigen ...

  • 14.02.2010 – 20:10

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Autobahn-Sperrung

    Bielefeld (ots) - Vorbeugen ist besser als heilen. Dieser alten Weisheit folgend hat die Polizei die Autobahn A44 auf einem mehr als 50 Kilometer langen Abschnitt in eine Fahrtrichtung komplett gesperrt. Eine ebenso konsequente wie richtige Entscheidung. Wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr zu gewährleisten ist, müssen die Ordnungsbehörden handeln. Und ...

  • 12.02.2010 – 19:35

    Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Diskussion um Guido Westerwelle

    Bielefeld (ots) - Guido Westerwelle weiß, was er sagt. Und wie er es sagt. Es ist kein Ausrutscher, wenn der ob seiner rhetorischen Brillanz vielgerühmte FDP-Chef in der Hartz-IV-Debatte mit Worten wie »spätrömische Dekadenz« und »geistiger Sozialismus« für Empörung sorgt. Genau die hat er gewollt. Über das gewohnte Maß hinaus krawallig, aber ...