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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum möglichen Ankauf der Steuerdaten-CD

Bielefeld (ots)

Die Vorwürfe sind hart. Wenn der Staat die ihm
angebotene CD mit Daten zu - höchstwahrscheinlich unversteuerten - 
Geldanlagen in der Schweiz kauft, verstößt er gegen sein eigenes 
Datenschutzgesetz. Schlimmer noch: Er macht sich zum Hehler, wird 
also am Ende selbst kriminell.
Dass die Datenschützer solche Vorwürfe erheben, ist verständlich. 
Doch warum machen sich einige Koalitionspolitiker ebenso anheischig, 
einheimische Steuerhinterzieher und fremde Steueroasen in dieser 
Weise zu schützen?
Die häufigste Antwort lautet: Es geht ums Prinzip. Das hieße aber, 
man müsste den Kauf geklauter Daten auch dann kritisieren, wenn 
schwere kriminelle Taten aufgedeckt, vielleicht sogar verhindert 
werden. Wer tut das? Beim Einsatz von V-Leuten und Kronzeugen, dem 
Abhören von Telefonaten und Abfischen von Daten finden es viele 
normal, wenn der Staat höherer Ziele wegen rechtsstaatlich nicht ganz
einwandfreie Weise Geschäfte macht. Steuerhinterziehung aber gilt 
noch als Kavaliersdelikt. So wenig wie ein Hartz-IV-Empfänger aber 
bei seinen Angaben schummeln darf, so wenig darf dies der Millionär 
bei seiner Steuererklärung. Tut er es trotzdem, begeht er Diebstahl 
an den ehrlichen Steuerzahlern. Schließlich wird mit ihrem Geld die 
Lücke wieder aufgefüllt.
Auf 485 Milliarden Euro schätzen Experten das Schwarzgeld deutschen 
Ursprungs, das sich auf ausländischen Konten vor dem Fiskus 
versteckt. Was könnte damit an Konjunkturmaßnahmen oder 
Steuererleichterungen bezahlt werden! Besonders wohl fühlt sich 
Schwarzgeld in dünner Alpenluft. Ein Drittel lagert allein auf 
Schweizer Konten, weitere 70 Millionen in Österreich. Burkina Faso, 
im vergangenen Mai vom damaligen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück
zu Unrecht auf eine Stufe mit der Schweiz gestellt, spielt 
demgegenüber als Steueroase keine Rolle. Die Regierung des 
afrikanischen Staates hat den Vergleich deshalb schon in aller Form 
zurückgewiesen.
Auch Schweizer Politiker haben auf Steinbrücks Kritik 2009 ziemlich 
beleidigt reagiert. An dem Tatbestand der Beihilfe zur 
Steuerhinterziehung ändert dies noch nichts. Wenn die Schweiz für 
ihre Bewohner das Bankgeheimnis höher stellt als Steuerehrlichkeit 
und -gerechtigkeit, ist das ihre Sache. Doch die Grenzen für Kapital 
sind heute löchriger sind als Emmentaler Käse. Also muss Bern auch 
für die Folgen geradestehen. Zum Glück gibt es Fortschritte. 
Inzwischen ließ die Schweiz verlauten, dass sie künftig vielleicht 
doch die OECD-Regeln für den internationalen Finanzverkehr anwenden 
wolle.
Dies wäre ein großer Fortschritt. Gleichwohl muss man fragen: Was 
würde geschehen, wenn der Staat die angebotene CD - natürlich nach 
entsprechender Prüfung des Inhalts - nicht kaufen würde? Die 
Steuerhinterzieher würden jubeln - und andere Nachahmer nach sich 
ziehen. Der ehrliche Steuerzahler aber müsste glauben, er mache etwas
falsch. In jedem Fall müsste er sich als der Dumme fühlen - mal 
wieder.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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