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Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Kita-Plätze: "Schöne Kita-Zahlen" von Reinhard Zweigler

Regensburg (ots)

Eigentlich hat Kristina Schröder das größte Ressort in der schwarz-gelben Bundesregierung. Unter Jugend, Frauen, Familie lassen sich irgendwie alle rund 80 Millionen Bundesbürger einsortieren. Die junge CDU-Ministerin aus Hessen, die einst nur wegen des Länderproporzes in Merkels Kabinett aufstieg, ist für die vorgeblich "weichen Themen" zuständig. Doch seit Deutschland tief in der Demografiefalle steckt, weiß man, dass genau diese Themen über die weitere Zukunft der Gesellschaft entscheiden. Von wegen "Gedöns", wie einst Kanzler Gerhard Schröder über Familienpolitik zu räsonieren pflegte. Im Kabinett ist die junge Mutter und Ministerin Schröder vor allem für die guten Nachrichten zuständig. Zumindest tut sie so, als könne sie alles zum Guten wenden, was zuvor nicht von der Stelle zu kommen schien. Gestern nun aus Schröders Munde die frohe Botschaft, dass es mit dem Versprechen auf ausreichend Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren zum Besten steht. Zum vorgegeben Stichtag 1. August werde es mit 813 000 Betreuungsplätzen, egal ob in einer Kita oder bei einer Pflegemutter, sogar gut 30 000 Plätze mehr geben, als einst geplant. Rein rechnerisch könnte damit sogar etwas mehr als die von der Politik gegriffene Größe von 39 Prozent der Kleinen einen Platz bekommen. Doch jede Statistik ist trügerisch. Im Schnitt war der Teich einen Meter tief, dennoch ist die Kuh ertrunken. Schröders schöne Kita-Zahlen machen zweierlei deutlich: Erstens hat es in den vergangenen Jahren einen Ruck gegeben, was die Schaffung von Kita-Plätzen für die Jüngsten betrifft. Dafür wurden von Bund, Ländern und Kommunen Milliarden Euro investiert. Sowohl für die Einrichtungen als auch in Personal. Das ist gut angelegtes Geld. Zugleich jedoch kann es in Ballungsgebieten, großen Städten, Universitätsstädten oder auch in dem einen oder Landkreis, der einen oder anderen Gemeinde zu Engpässen kommen. Der Bedarf an Betreuung hält sich nun mal nicht an vorgegebene Zahlen von Politikern. Die Kinder sind - zum Glück - einfach da. Und immer mehr junge Mütter und Väter wollen, ihre Kinder möglichst früh in eine Einrichtung geben. Die Zeiten, wo so etwas mit dem schlimmen Begriff "Rabeneltern" abgetan wurde, sind hoffentlich endgültig vorbei. Es gibt viele individuelle Gründe für und bestimmt ebenso viele Gründe gegen eine frühzeitige Betreuung. Wichtig ist nur, dass der Staat den Eltern dabei die Wahlfreiheit lässt - und beides fördert. Der Gesellschaft müssen Kinder gleich viel wert sein, egal, ob sie ausschließlich zuhause, bei der Oma, in einer Kita oder bei der Tagesmutter betreut werden. Dass es in Deutschland mehr Kita-Plätze gibt, ist für manch Konservative fast schon eine familienpolitische Revolution. Dass sich junge Frauen nicht mehr auf die drei großen "K" - Kinder, Küche, Kirche - reduzieren lassen wollen, ist ihr gutes Recht. Wir haben, vom Standpunkt der Gesamtgesellschaft aus gesehen, leider zu wenige Kinder und zu wenige Frauen in gut bezahlten Berufen. Das kann sich das Land eigentlich nicht leisten, wenn es weiterhin in Wohlstand leben will. Ministerin Schröder hat so oder so die Konsequenz gezogen. Sie will nach der nächsten Wahl nicht wieder Bundesministerin sein - und sich um die Erziehung der kleinen Tochter kümmern.

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