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Märkte und Trends 2023: Weltwirtschaft auf Gratwanderung

Frankfurt am Main (ots)

  • Deutsche Wirtschaft schrumpft um 0,6 Prozent
  • Inflation geht nur graduell zurück
  • Gratwanderung zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsabschwächung
  • DAX zum Jahresende 2023 bei rund 16.000 Indexpunkten

Die Weltwirtschaft bewegt sich auf einem schmalen Grat. Der Blick nachvorne lässt selbst erfahrenen Bergwanderern den Schweiß auf die Stirn treten. Abgründe klaffen zu beiden Seiten dieses Grats, auf dem die globale Konjunktur voran stolpert. Gleichzeitig müssen Entscheidungen über den weiteren Routenverlauf unter Zeitdruck und mit unvollständigen Informationen getroffen werden. Die Herausforderungen für die "Sherpas" in Notenbanken und Regierungen waren selten größer als heute. All dies spannt den Bogen für den Konjunktur- und Kapitalmarktausblick, der in diesem Jahr die Bergwelt als Sinnbild gewählt hat.

Vorstellbar ist für die meisten derzeit vor allem der Absturz, also eine tiefe Rezession, dem Helaba Research & Advisory mit 30 Prozent eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit beimisst. Kaum vorstellbar scheint ein baldiges Aufklaren mit viel Sonnenschein. Solche Wetterwechsel sind in der Bergwelt aber jederzeit möglich. Unter dem Begriff Familientour erhält dieses Szenario aber nur eine Wahrscheinlichkeit von 10 Prozent. Die höchste Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent messen unsere Volkswirtinnen und Volkswirte dem Basisszenario Gratwanderung bei.

Basisszenario: "Gratwanderung" (Eintrittswahrscheinlichkeit 60 Prozent)

Die Ereignisse des Jahres 2022 und der Ausblick für 2023 sind von den sich überlagernden Faktoren Ukraine/Energiekrise und den Nachwirkungen der Pandemie bestimmt. Letztere sind nicht verschwunden, sondern werden auch 2023 eine wichtige Rolle spielen. Die globalen Lieferketten haben sich noch nicht normalisiert und Veränderungen im Verbraucherverhalten sind vielerorts erst partiell korrigiert. "In Deutschland werden wir 2023 eine Rezession sehen", erklärt Dr. Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Helaba. "Dabei gehen wir davon aus, dass der Krieg in der Ukraine andauert und die Energiepreise in Europa erhöht bleiben, obwohl neue Lieferquellen gefunden werden und Einsparbemühungen Erfolge zeigen", so Traud weiter.

Die großen Wirtschaftsblöcke USA und Eurozone durchlaufen eine Rezession, kommen aber im Jahresdurchschnitt 2023 noch auf leicht positive Wachstumsraten von 0,5 Prozent bzw. 0,2 Prozent. Die deutsche Wirtschaft schrumpft um 0,6 Prozent. Trotz der schwachen Konjunktur geht die Inflation nur graduell zurück. In Europa bleibt die Energieknappheit ein wichtiger Faktor. Die Verbraucherpreise steigen in Deutschland um 6 Prozent, in der Eurozone um 5,3 Prozent und in den USA um 4 Prozent - weniger als 2022, aber deutlich oberhalb der Zielwerte der Notenbanken.

Fehltritte rächen sich

Auf einer Gratwanderung sind Fehltritte häufig folgenreicher als bei einem Waldspaziergang. Entsprechend wichtig sind daher richtige politische Entscheidungen. Die Notenbanken sehen sich vor der Herausforderung, die Inflation mit genau der richtigen Dosis Straffung in den Griff zu bekommen, ohne eine unnötig schwere Rezession auszulösen. Hier zeichnet sich ein Zielkonflikt mit den Regierungen ab, die versuchen, die negative Wirkung der hohen Inflation auf die Realeinkommen zu kompensieren. Diese Maßnahmen können bei falscher Ausgestaltung Fehlanreize nicht nur hinsichtlich des Energiesparens setzen - und damit indirekt sogar Aufwärtsdruck auf die Preise erzeugen.

Auf außenpolitischer Ebene zeichnet sich die Tendenz zu einer wirtschaftlichen Blockbildung ab, mit China und den USA als jeweiligem Kern. "Statt einer echten Deglobalisierung, die ein Risiko bleibt, sehen wir zumindest derzeit lediglich eine Neuordnung der Globalisierung", erläutert Dr. Traud. Dafür spricht der stärkere Anstieg des Welthandels relativ zur Produktion seit 2020. Begriffe wie "reshoring" oder "friend-shoring" sind zwar in den Medien präsent, prägen aber noch nicht das Verhalten der Unternehmen. Hier stehen bislang weiterhin Effizienz und verstärkt Diversifikation der Lieferketten im Fokus.

Alternativen für den Anleger

Der Sturm bei Renten flaut ab. Spätestens zur Jahresmitte sollten die Leitzinsen das zyklische Hoch erreichen. Dies gibt Spielraum für sinkende Kapitalmarktzinsen im Jahresverlauf. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen wird in der ersten Jahreshälfte 2023 die Jahreshöchststände markieren und Ende 2023 bei etwa 2,3 Prozent notieren.

Aktien haben die Fülle an Belastungen bereits eskomptiert. Die wichtigsten Bedingungen für eine Bodenbildung sind erfüllt: Günstige Bewertung, sehr negative Konjunkturerwartungen, pessimistische Stimmung der Anleger und eine technische Überverkauft-Situation. Da Aktien der Konjunktur im Durchschnitt ein halbes Jahr vorauslaufen, steuert der DAX bis Jahresende 2023 die 16.000er Marke an.

Immobilien leiden stärker unter den gestiegenen Zinsen als unter der Rezession. Am Wohnungsmarkt kommt es zu einer moderaten Preiskorrektur. Im gewerblichen Bereich werden sich Büros robuster zeigen als Einzelhandelsimmobilien, denen der enorme Kaufkraftverlust durch die hohe Inflation zu schaffen macht.

Gold belebt sich 2023, da es zur Inflationsabsicherung wieder stärker nachgefragt ist. Sobald sich das Ende der Zinserhöhungen abzeichnet, festigt sich der Preis in Richtung 1.900 US-Dollar je Feinunze.

Der US-Dollar kann seinen Höhenflug nicht fortsetzen, da die Zinserhöhungen der US-Notenbank auslaufen und er als Fluchtwährung weniger gefragt ist. Der Euro-Dollar-Kurs notiert zu Jahresende um 1,10.

Negatives Alternativszenario "Absturz" (Eintrittswahrscheinlichkeit 30 Prozent)

Als Auslöser für den konjunkturellen Absturz steht eine geopolitische Eskalation im Fokus. Deutschland und die Eurozone geraten in eine tiefe Rezession, während die USA als Nettoenergieexporteur und China als Nutznießer von billigen russischen Rohstoffimporten weniger stark im Mitleidenschaft gezogen werden. Aktien korrigieren stark und die Renditen am Rentenmarkt sinken deutlich. Die Immobilienpreise gehen ebenfalls kräftig zurück. Der US-Dollar und der Goldpreis steigen krisenbedingt.

Positives Alternativszenario "Familientour" (Eintrittswahrscheinlichkeit 10 Prozent)

Notwendige Bedingung für eine "Familientour" ist eine geopolitische Entspannung, die die Risikoprämien an den Finanzmärkten fallen lässt. Zumindest kurzfristig nimmt der Preisdruck dank niedrigerer Energiepreise ab, so dass die Geldpolitik nicht deutlich restriktiver wird. Die Renditen am Rentenmarkt nehmen daher nur leicht zu, während die Aktienkurse noch dynamischer steigen. Der Immobilienmarkt stabilisiert sich. Gold und der US-Dollar sind als "sicherer Hafen" weniger gefragt.

Der Jahresausblick steht online unter www.helaba.com/de/kapitalmarktausblick zur Verfügung. Dort können Sie zusätzliche multimediale Inhalte abrufen.

Pressekontakt:

Ursula-Brita Krück
Kommunikation und Marketing

Helaba
Landesbank Hessen-Thüringen
Girozentrale
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Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt
Tel.: 069/9132-2192
e-mail: ursula-brita.krueck@helaba.de
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