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Berliner Morgenpost: Soviel Aufbruch war nie. Fragt sich nur: Wohin? - Leitartikel

Berlin (ots)

Ein neuer Bugatti. Ein neuer Bentley. Ein neuer
Lamborghini für mehr als eine Million Euro. Kann es sein, dass 
ausgerechnet Volkswagen die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat? Was 
Deutschlands größter Autokonzern auf der Internationalen 
Automobilausstellung (IAA) präsentiert, hat in weiten Teilen mit dem,
was die Menschen heute vom Auto erwarten, nichts zu tun. Dabei will 
diese IAA doch grün sein und uns Autofahrer vom Elektroauto 
überzeugen.
Noch nie war auf den ersten Blick so viel Aufbruch zu sehen an den 
Ständen. Wenn man alles, was gezeigt und gesagt wird, für bare Münze 
nimmt, dann geht es gleich morgen los mit dem elektrischen Fahren 
oder spätestens nächstes Jahr. Bald sind wir abgasfrei unterwegs, und
natürlich laden wir die Batterien mit Wind- und Sonnenkraft.
Dies stimmt nicht, jedenfalls nicht für die Massenmotorisierung der 
nächsten 20, 30 Jahre. VW verhält sich hier am seriösesten - 
natürlich haben sie in Wolfsburg auch ein kleines E-Auto entwickelt, 
das sie aber frühestens für 2013 planen. Denn die Wahrheit ist, dass 
die Autobranche erst am Anfang steht, was den Abschied von der 
Kohlendioxid-Ära angeht. Und dass sie, tief getroffen von der 
Wirtschaftskrise, kaum die Kraft und das Geld hat, den nötigen 
Umschwung mit Vollgas anzugehen. Gleichzeitig muss sie sich der 
Attacken chinesischer Firmen erwehren, die sehr aktiv in der 
Entwicklung elektrisch betriebener Autos sind. Ihr Plan ist, einige 
Entwicklungsstufen des klassischen Automobils zu überspringen und 
gleich mit Elektroautos erfolgreich zu sein. Unversehens könnte man 
technologisch auf einer Stufe stehen mit den etablierten Europäern. 
Und wenn in 30 Jahren das Benzin wie Gold gehandelt wird, hilft 
Mercedes seine ganze Tradition nicht mehr. Dann wird Kompetenz in 
Batterietechnik gefragt sein, und da gibt es momentan keinen 
Vorsprung der deutschen Firmen.
Schwerer wiegt, dass die Ankündigungen die Kunden verunsichern. Die 
meisten wissen, was die Stunde geschlagen hat, und viele sind bereit,
auch alternativ angetriebene Autos zu kaufen. Manche akzeptieren 
sogar einen geringen Aufpreis. Aber alle wollen sicher sein, dass sie
in die richtige Technik investieren und ihr Geld nicht in 
unausgegorene Konzepte stecken, die später als Gebrauchtwagen nicht 
verkäuflich sind. Wenn etwa der BMW-Chef sagt, dass seine Dieselautos
weniger verbrauchen als die Hybridmodelle, warum sollte man seine 
neue Technik dann kaufen?
Selten hat eine Internationale Automobilausstellung die Branche so 
sehr im Umbruch gezeigt. Die Autoindustrie braucht Geld, was sie 
teilweise durch Staatshilfen wie die Abwrackprämie bekommen hat. Sie 
braucht auch Zeit. Und sie braucht Zuspruch - von Kunden, die nicht 
bis zu 50 Prozent Rabatt verlangen, und vom Staat, der Anreize für 
den Kauf von Elektroautos schaffen könnte. Die Menschen wollen 
wissen, wie es weitergeht mit ihrer individuellen Mobilität. Diese 
Information bietet die IAA leider nicht.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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