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Lausitzer Rundschau: Endlich wird hingeschaut Ein Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden

Cottbus (ots)

Der 18. Februar 2010: Ein Schüler tötet in einer
Ludwigshafener Berufsschule einen Lehrer. 18. November 2009: Im 
nordrhein-westfälischen Bergkamen wird in einer Hauptschule Amokalarm
ausgelöst. 17. September 2009: Ein 18-Jähriger stürmt im bayerischen 
Ansbach in ein Gymnasium und verletzt Mitschüler. 11.Mai 2009: Eine 
mit Messern bewaffnete Schülerin dringt in St. Augustin in ihre 
Schule ein. Hat Winnenden, jener schreckliche Amoklauf mit 
16Toten, nichts verändert? Genau heute vor einem Jahr stand 
das Land still, fassungslos vor Entsetzen. Die Wut über die Tat, die 
Trauer über die Opfer sind noch nicht vergangen.
 Und doch. Winnenden hat etwas verändert. In den Köpfen und in den 
Herzen. Die Gesellschaft ist in vielen Bereichen aufmerksamer und 
sensibler geworden. Ob bei Gewalttaten von Jugendlichen oder wie 
jetzt dem Missbrauch von Kindern, Tabus fallen, Verantwortliche 
werden benannt. Schon nach dem Amoklauf von Erfurt und umso mehr seit
Winnenden ist ein Ruck durchs Land gegangen, solche Taten nicht 
einfach als unabwendbar hinzunehmen. Es stimmt, das hat die Angriffe 
danach nicht verhindert. Wie auch? Es gibt nun mal keine absolute 
Sicherheit. Jede weitere Attacke ermahnt deshalb aufs Neue: Wieder 
stärker zuhören, wieder mehr Verantwortung als Erwachsener 
übernehmen, Vorbild sein, Liebe und Zuspruch geben, nur so wird das 
Übel so gut es geht an der Wurzel gepackt. Leichter gesagt als getan.
Vor allem im System Schule. Viele Lehrer, Eltern und Schüler geben 
inzwischen ihr Bestes und halten Augen und Ohren offen. Das allein 
reicht aber nicht: Schule braucht dringend Personal, mehr 
psychologische Betreuung und Zeit für die Sorgen und Nöte der 
Schüler. Kurz nach Winnenden hatte man den Eindruck, dass dies 
begriffen worden ist. Wer indes die Debatten der vergangenen Monate 
über den wachsenden Leistungsdruck in der Schule verfolgt hat, der 
weiß: In Wahrheit sind den warmen Worten der Politiker nach dem 
Amoklauf nur wenige Taten gefolgt. Dem Entsetzen folgt stets das 
große Bedauern, anschließend freilich nur die halbherzige Reaktion. 
Bis zur nächsten Bluttat.
Bestes Beispiel ist die wachsweiche Reform des Waffenrechts, die sich
als weitgehend nutzlos entpuppt hat. Und im Koalitionsvertrag der 
schwarz-gelben Regierung ist auf Seite 92 sogar vereinbart, die nach 
Winnenden getroffenen Maßnahmen zu überprüfen, ob sie für 
Waffenbesitzer "unzumutbar" sind. Eine Ohrfeige ist das für die so 
engagierten Eltern der Opfer, und ein Kotau vor der starken 
Waffenlobby. Die Politik hat offenbar kaum etwas gelernt, und noch 
weniger verstanden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

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