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Börsen-Zeitung: Aus der Traum, Kommentar von Andreas Hippin zur Absicht des US-Justizministeriums, den Verkauf des US-Mobilfunkgeschäfts der Deutschen Telekom an AT&T zu verhindern

Frankfurt (ots)

Es hatte ganz danach ausgesehen, als würde die Deutsche Telekom ihr US-Mobilfunkgeschäft los, bevor sie Milliarden in den Netzausbau in den Vereinigten Staaten investieren muss. Aus der Traum. Das Justizministerium sieht den Wettbewerb auf dem Mobilfunkmarkt in Gefahr und hat Klage gegen den 39 Mrd. Dollar schweren Verkauf des einstigen Wachstumsmotors der Bonner Telefongesellschaft an AT&T eingereicht. Käme die Transaktion zustande, hätten zwei Anbieter - AT&T und Verizon Wireless - rund vier Fünftel des Mobilfunkmarkts in den Vereinigten Staaten unter ihrer Kontrolle, so die Befürchtung. Noch kann die Transaktion durchgehen, allerdings darf mit schmerzhaften Auflagen der Wettbewerbshüter gerechnet werden.

Für den Fall, dass alle Stricke reißen, muss AT&T der Telekom eine rekordhohe Ausfallprämie von 3 Mrd. Dollar zahlen. Hinzu kommen Zusagen für Spektrum, Ressourcen und Roaming, die mehr als 3 Mrd. Dollar wert sein sollen. Das klingt gut. Ob sich die Kosten für Aufbau und Betrieb eines Hochgeschwindigkeitsnetzes, das den Ansprüchen der vom mobilen Internet begeisterten Kundschaft in Zukunft gerecht wird, damit decken lassen, ist allerdings fraglich. Das Wachstum der mobil übertragenen Datenmengen ist imposant. Größere Zahlungsbereitschaft ist damit eher nicht verbunden.

Die Telekom wusste schon, warum sie das teuer eingekaufte US-Geschäft loswerden wollte. Aus eigener Kraft schafft es T-Mobile USA nicht unter die Top3 auf dem dortigen Mobilfunkmarkt. Die schwache US-Konjunktur zeigt keine Anzeichen einer Erholung, was die Verbraucher nicht zu höheren Ausgaben für Handy oder mobiles Breitband animieren dürfte.

Dass sich Technologien wie der Mobilfunk und das Internet in den USA überhaupt durchsetzen konnten, ist den Wettbewerbshütern zu verdanken. Sie zerschlugen "Ma Bell", den Ex-Monopolisten AT&T, und ermöglichten damit dem einflussreichen US-Senator Herb Kohl zufolge eine "Innovationsexplosion". Ende 1983 wurde der Moloch in sieben regionale Gesellschaften, in die sogenannten Baby Bells, zerlegt. Eine von ihnen übernahm 2005 ihre ehemalige Konzernmutter und firmiert seitdem unter dem gut eingeführten Namen AT&T.

Nun rächt sich die Strategie von T-Mobile USA, den etablierten Konzernen als preisgünstiger Herausforderer gegenüberzutreten. Zumindest im US-Justizministerium möchte man nicht darauf verzichten, dass jemand diese Rolle wahrnimmt. Vier starke Anbieter sind besser als zwei.

(Börsen-Zeitung, 1.9.2011)

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