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150 junge Journalistinnen und Journalisten formulieren bei der Konferenz BEYOND NEWS sieben Forderungen für ihre Branche

150 junge Journalistinnen und Journalisten formulieren bei der Konferenz BEYOND NEWS sieben Forderungen für ihre Branche
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Hamburg. (ots)

150 junge Journalistinnen und Journalisten formulieren bei der Konferenz BEYOND NEWS sieben Forderungen für ihre Branche

Wie kann Journalismus relevant bleiben - in Zeiten von Desinformation, KI und gesellschaftlichem Wandel? Diese Frage stand im Mittelpunkt der von der ARD initiierten Konferenz BEYOND NEWS, die am 7. und 8. November 2025 in Hamburg stattfand. Rund 150 junge Journalistinnen und Journalisten aus unterschiedlichen Medienhäusern diskutierten über die zentralen Zukunftsfragen ihrer Branche und entwickelten gemeinsam sieben Forderungen für den Journalismus von morgen.

Ein Netzwerk für die Zukunft

Die Forderungen wurden von Medienschaffenden aus öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern, Verlagshäusern, Nachrichtenagenturen und gemeinwohlorientierten Medienanbietern erarbeitet. Ziel ist es, sich innerhalb der Branche weiter zu vernetzen und Impulse über die Konferenz hinaus in die Medienhäuser und die Medienpolitik zu tragen - für einen zukunftsfähigen, unabhängigen und vielfältigen Journalismus.

"Die Energie bei dieser jungen Konferenz war enorm", sagt ARD-Vorsitzender Florian Hager. "Wir haben mit BEYOND NEWS zusammen mit unseren Partnern einen Rahmen geschaffen - und 150 Menschen haben die Chance genutzt, intensiv und konstruktiv debattiert und uns ihre Perspektiven auf Journalismus mitgegeben. Das nehme ich ernst, denn Lösungen können wir nur gemeinsam finden."

Die ARD hat BEYOND NEWS gemeinsam mit Publix Berlin, der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und der ZEIT Verlagsgruppe im Rahmen der Hamburger Woche der Pressefreiheit in den Räumen der Bucerius Law School veranstaltet. Unterstützt wurde die Konferenz durch die Initiativpartner ARD Kultur, dpa und Fazit-Stiftung sowie durch die Kooperationspartner correctiv, Deutsche Welle, FUNKE Mediengruppe, IPPEN.MEDIA, Initiative 18, RTL Deutschland und ZDF. Die organisatorische Umsetzung lag bei Holtzbrinck Berlin.

7 Forderungen für den Journalismus von morgen

1. Gesellschaftliches Vertrauen

Wir fordern, substanziell in vertrauensbildende Inhalte zu investieren, offen unsere Fehler einzugestehen und regelmäßig in den Austausch mit Menschen zu gehen, vor allem mit jenen, die dem Journalismus nicht vertrauen.

Menschen haben ein Bedürfnis nach Teilhabe und Nachvollziehbarkeit. Sie wollen gesehen und ernstgenommen werden. Mangelnde Transparenz und Fehlerkultur haben in den vergangenen Jahren viel Vertrauen gekostet. Deshalb müssen Redaktionen Begegnungsformate und Einblicke in den Redaktionsalltag ermöglichen, eigene Fehler und ihre Haltung zu Themen nachvollziehbar kommunizieren und Vorschläge aus der Community in die Berichterstattung einbeziehen.

Adressat: Chefredaktion und Geschäftsführung in den Medienhäusern

2. Nachwuchsförderung & Vielfalt

Wir fordern, dass transparente Einstellungsverfahren und faire Bezahlung einen leichteren beruflichen Einstieg in den Journalismus ermöglichen, um mehr Vielfalt zu schaffen.

Ein Arbeitsplatz im Journalismus ist für viele Menschen nicht zugänglich. Mangelnde Transparenz von Förder- und Ausbildungsprogrammen und Einstiegsmöglichkeiten sowie schlechte Bezahlung von Praktika und Volontariaten sorgen dafür, dass nur Zugang hat, wer wirtschaftlich abgesichert ist. Dies führt zu geringer Perspektivenvielfalt, da etwa die Erfahrungen von Arbeiterkindern oder Menschen mit Einwanderungsgeschichte fehlen.

Adressat: An alle Verlagshäuser, Medienpolitik und Medienschaffende

3. Journalismus auf Social Media

Wir fordern die Durchsetzung bestehender Plattformregulierungen und Investitionen in offene, vernetzte Infrastrukturen, statt in eigene geschlossene Plattformen.Entscheider*innen in Medienhäusern müssen verstehen, dass Online-Debatten kein Abbild gesellschaftlicher Mehrheiten sind.

Soziale Medien sind kein Abbild der gesamten Gesellschaft, und dennoch prägen sie sie unsere Debatten und die Meinungsbildung. Entscheider*innen in Redaktionen müssen die Logiken und Dynamiken der Plattformen besser verstehen und Ressourcen für spezialisierte Teams bereitstellen, die sich mit diesen Entwicklungen beschäftigen. Zugleich braucht es konsequente Umsetzung und Weiterentwicklung bestehender Plattformregulierungen sowie Investitionen in offene, interoperable Infrastrukturen, die Qualitätsjournalismus fördern, statt ihn zu benachteiligen.

Adressat: Intendant*innen, Verleger*innen, Chefredaktionen und Politik

4. Junge Zielgruppe

Wir fordern, mehr journalistische Angebote auf Menschen unter 25 Jahren auszurichten und diese Zielgruppe mitgestalten zu lassen.

Wenn junge Menschen vergessen werden, verliert Journalismus seine Wirksamkeit und am Ende seine Berechtigung. Deshalb müssen Menschen unter 25 stärker im Fokus journalistischer Arbeit stehen. Redaktionen sollten Inhalte und Formate gemeinsam mit jungen Menschen in ihrer Sprache entwickeln und sie über die Plattformen verbreiten, die sie nutzen. Nur so bleibt Journalismus vertrauenswürdig in einer demokratischen Gesellschaft.

Adressat: Finanzielle und inhaltliche Entscheider*innen der Medienbranche

5. Finanzierung von Journalismus

Wir fordern die Einführung einer zweckgebundenen Steuer für Digitalkonzerne und die Anerkennung von Journalismus als gemeinnützig.

Journalismus erfüllt eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe und muss daher als gemeinnützig anerkannt werden. Zugleich sollen Digitalkonzerne, die von journalistischen Inhalten profitieren, über eine zweckgebundene Digitalsteuer zur Finanzierung von Qualitätsjournalismus beitragen. So entsteht mehr Fairness und Bewusstsein für den gemeinwohlorientierten Wert unserer Arbeit. Von dieser Abgabe sollten Journalist*innen selbst, Medienhäuser - insbesondere der Lokaljournalismus - und gemeinnützige Projekte, etwa zur Förderung von Medienkompetenz, profitieren.

Adressat: Die Medienpolitik

6. Persönliche Sichtbarkeit

Wir fordern eine Strategie für Social-Media-Auftritte von Journalist*innen und Förderung von eigenen Talenten statt externer Creator*innen. Wir brauchen Ansprechpersonen für Hass im Netz sowie einen höheren Stellenwert für die Arbeit in den Sozialen Netzwerken.

Redaktionen brauchen eine transparente Strategie für den Umgang mit den Social-Media-Auftritten von Journalist*innen, dazu gehören Schutzkonzepte und geschulte Ansprechpersonen im Fall von Hass im Netz und klare Leitlinien für öffentliche Äußerungen als Privatperson. Insbesondere Frauen und Menschen mit Einwanderungsgeschichte, die auf Social Media sichtbar sind, müssen besser geschützt und unterstützt werden, um Selbstzensur und Rückzug aus der Öffentlichkeit zu verhindern. Redaktionen sollten eigene Talente fördern, anstatt Creator*innen einzukaufen, und die Arbeit auf Social Media als gleichwertigen Teil journalistischer Arbeit anerkennen.

Adressat: Medienhäuser, Personalentscheider*innen und Ausbildungseinrichtungen

7. Künstliche Intelligenz

Wir fordern brancheninterne Standards zu KI und von Big Tech eine Kennzeichnung für unsere nicht künstlich generierten Inhalte.

Der Journalismus braucht einheitliche Standards und Kennzeichnungen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Diese sollen Transparenz schaffen und das Vertrauen in journalistische Arbeit stärken. Durch regelmäßige Schulungen müssen KI-Standards vermittelt und in der Breite etabliert werden. Von großen Tech-Unternehmen fordern wir, dass von Menschen erstellte Inhalte klar gekennzeichnet werden, als Gegenpol zur wachsenden Flut an KI-generiertem Material und um das Alleinstellungsmerkmal journalistischer Arbeit sichtbar zu machen.

Adressat: Medienhäuser und Medienschaffende, Rundfunkkommission und Big Tech

Erarbeitet von den Teilnehmenden der BEYOND NEWS Konferenz 2025

Hamburg, 8. November 2025

Mehr zu BEYOND NEWS auf ARD.de: BEYOND NEWS - Eine junge Konferenz über die Zukunft unseres Journalismus

Pressekontakt:

Pressestelle@ard.de

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