Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Tag des indigenen Widerstands (12.10.): Kriminalisierung indigener Aktivisten in Ecuador
Zum Tag des indigenen Widerstands am 12. Oktober macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die zunehmende Kriminalisierung indigener Aktivisten in Ecuador aufmerksam. Seit Wochen protestieren indigene Gemeinschaften, angeführt von der Konföderation der indigenen Nationalitäten Ecuadors (CONAIE), gegen neue Bergbau- und Infrastrukturprojekte. Bei den landesweiten Demonstrationen kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen mit Sicherheitskräften, bei denen der Kichwa-Vertreter Efraín Fueres vor laufenden Kameras getötet wurde. „Vertreter Indigener Völker sind oftmals die letzte Verteidigungslinie für Klima und Biodiversität. Den Schutz der Umwelt vor Ausbeutung durch Großunternehmen und Regierungen bezahlen Aktivisten häufig mit einem hohen Preis – im schlimmsten Fall mit ihrem Leben“, erinnert Jan Königshausen, GfbV-Referent für Indigene Völker. Im Zuge der Proteste wurden mehrere Aktivisten festgenommen und unter Terrorismusverdacht angeklagt – ein Vorwurf, der zur Einschüchterung sozialer Bewegungen genutzt werde.
Zeitgleich ordnete die ecuadorianische Regierung die Sperrung der Konten führender indigener Organisationen an, darunter der Fundación Pachamama. Deren Präsidentin Belén Páez wird „unrechtmäßige Bereicherung“ vorgeworfen. Das Verfahren bewerten internationale Beobachter als politisch motiviert. Ein Nachrichtensender der Kichwa Gemeinschaften wurde ebenfalls verboten. „Diese Kriminalisierung zielt darauf ab, die Zivilgesellschaft zu schwächen und den Widerstand gegen extraktive Großprojekte zu brechen“, warnt Königshausen.
Das Ständige Forum für Indigene Angelegenheiten der Vereinten Nationen (UNPFII) hat die ecuadorianische Regierung unter Daniel Noboa bereits aufgefordert, die willkürlichen Festnahmen zu beenden und die Rechte Indigener Völker zu respektieren. Doch der Ausnahmezustand wurde ausgerufen, was nächtliche Ausgangssperren und Reisebeschränkungen erlaubt. „Währenddessen arbeitet die Regierung an einer Verfassungsrevision: sie wollen den dort garantierten Schutz der Natur und der indigenen Selbstbestimmung aufweichen. Was wir hier erleben, ist ein Rückschritt um Jahrzehnte“, so Königshausen. „Indigene Führungsfiguren werden eingeschüchtert, während Bergbau-, Erdöl- und Agrarkonzerne ungehindert ausbeuten und zerstören dürfen. Der ecuadorianische Staat ignoriert dabei seine verfassungsmäßigen Pflichten und internationalen Zusagen.“
Laut dem Bericht der Organisation Global Witness wurden allein im vergangenen Jahr weltweit mindestens 142 Umweltverteidiger getötet – mehr als ein Drittel davon in Lateinamerika. „Der Tag des indigenen Widerstands erinnert uns daran, dass Indigene Völker nicht nur Opfer der Kolonialisierung waren, sondern bis heute an vorderster Front für Menschenrechte, Umwelt und Demokratie kämpfen“, betont Königshausen.
Sie erreichen Jan Königshausen unter j.koenigshausen@gfbv.de oder 0551/49906-14.
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