Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
21 Jahre nach Massaker in UN-Geflüchtetenlager Gatumba (13.8.): Opfer warten bis heute auf Gerechtigkeit und Anerkennung
Die Gesellschaft für bedrohte Völker erinnert am Jahrestag des Gatumba-Massakers am 13. August an die Opfer der ethnisch motivierten Gewalt und fordert eine Aufarbeitung der Verbrechen. „Die internationale Staatengemeinschaft darf nicht wegsehen, wenn systematische Gewalt und ethnisch motivierte Verbrechen ungesühnt bleiben. Es muss eine unabhängige juristische Aufarbeitung des Gatumba-Massakers durch internationale und regionale Gerichte geben“, fordert Laura Mahler, GfbV-Referentin für Subsahara-Afrika.
Am 13. August 2004 wurden im UN-Geflüchtetenlager Gatumba in Burundi mindestens 166 Menschen brutal ermordet und über 100 weitere schwer verletzt. Die meisten Opfer gehörten der ethnischen Minderheit der Banyamulenge an, die vor dem Konflikt in der Demokratischen Republik Kongo in das Lager geflüchtet waren. Die Täter, Mitglieder der burundischen Rebellengruppe Forces nationales de libération (FNL) sowie mutmaßlich verbündete Milizen, griffen gezielt Zivilisten im Lager an. Die Angreifer zündeten Zelte an, erschossen und verstümmelten Menschen, viele davon Frauen und Kinder. Die Grausamkeit des Angriffs erschütterte die Weltgemeinschaft zutiefst. Dennoch warten viele Opfer und ihre Angehörigen bis heute auf Gerechtigkeit und Anerkennung.
In der Demokratischen Republik Kongo sind die Banyamulenge seit Jahrzehnten Verfolgung und Repressionen ausgesetzt. Es gibt eine anhaltende Debatte darüber, ob die Banyamulenge wirklich Kongolesen seien. Obwohl sie seit Jahrhunderten in den Hochlandregionen von Süd-Kivu lebten, lange bevor koloniale Grenzen gezogen wurden, wurden sie während der belgischen Kolonialzeit fälschlicherweise als Banyaruanda bezeichnet. „Dieses historisch verzerrte Fremdbild wurde später von politischen Akteuren instrumentalisiert. Die zunehmende Unsicherheit, Gewalt und gezielte Verfolgung zwangen viele Banyamulenge zur Flucht, unter anderem in das burundische Geflüchtetenlager von Gatumba“, erklärt Mahler.
„Die kongolesische Regierung muss endlich Verantwortung übernehmen und konkrete Maßnahmen zum Schutz von Minderheiten wie den Banyamulenge ergreifen. Dazu gehören die offizielle Anerkennung ihrer Staatsbürgerschaft, der Schutz vor Hassrede und Gewalt sowie politische und gesellschaftliche Teilhabe. Eine inklusive Zukunft für die Demokratische Republik Kongo ist nur möglich, wenn ethnische Vielfalt als Stärke anerkannt und gefördert wird“, appelliert Mahler.
Sie erreichen Laura Mahler unter l.mahler@gfbv.de oder 03051 / 695825-3.
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