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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Genozid an der yezidischen Bevölkerung des Irak (3.8.): Anerkennung darf nicht symbolisch bleiben

Genozid an der yezidischen Bevölkerung des Irak (3.8.2014):

  • Anerkennung durch den Bundestag darf nicht symbolisch bleiben
  • Bundesregierung soll sich für internationalen Wiederaufbaufonds einsetzen
  • Wiederaufbau ist Voraussetzung für Rückkehr der Geflüchteten und Vertriebenen

Anlässlich des neunten Jahrestages des Völkermordes an der yezidischen Bevölkerung im Irak am 3. August fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die deutsche Bundesregierung auf, sich für ein internationales Wiederaufbauprogramm für die yezidische Region Sinjar im äußersten Nordwesten des Irak einzusetzen. „Die Anerkennung des Völkermordes an den Yeziden durch den Deutschen Bundestag darf nicht symbolisch bleiben. Die deutsche Bundesregierung, insbesondere das Auswärtige Amt, muss sich endlich aktiv für den Wiederaufbau der Region Sinjar einsetzen. Mit einem internationalen Fonds könnte das Kerngebiet der yezidischen Bevölkerung im Irak schneller wiederaufgebaut werden, sodass die Geflüchteten und Vertriebenen in ihre Heimat zurückkehren können“, erklärt GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido. Sinjar wurde im August 2014 vom sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) angegriffen. Der IS tötete tausende Männer und verschleppte Frauen und Kinder. Frauen und Mädchen wurden systematisch vergewaltigt und versklavt. Rund 2.700 Yezidinnen sollen sich noch in der Gewalt von Islamisten in Syrien, der Türkei und anderen Nachbarländern des Irak befinden.

Der Wiederaufbau von Sinjar und die Beilegung des Konflikts zwischen der irakischen Zentralregierung in Bagdad und der Regionalregierung Kurdistans seien wichtige Voraussetzungen dafür, dass rund 300.000 Yeziden aus Zeltlagern in Kurdistan in ihre Heimat zurückkehren können. „Die Bundesregierung sollte sich auch dafür einsetzen, dass Vertreter der yezidischen Zivilgesellschaft an politischen Lösungen für Sinjar beteiligt werden. Nur so lassen sich die bestehenden Konflikte friedlich im Sinne der Bevölkerung lösen. Es dürfen keine Entscheidungen über die Köpfe der Menschen hinweg getroffen werden“, so Sido. „Ferner sollte sich die Bundesregierung für leichteren Personen- und Warenverkehr zwischen Sinjar, der autonomen Region Kurdistan und anderen Teilen des Irak einsetzen. Im vergangen April hatte ich den Eindruck, dass die zahlreichen Checkpoints nicht dem Schutz der Bevölkerung dienen, sondern lediglich Freizügigkeit verhindern sollen.“

Die deutsche Bundesregion solle sich auch dafür einsetzten, dass die Türkei ihre völkerechtwidrigen Angriffe auf die yezidische Bevölkerung einstellt. Das NATO-Mitglied Türkei und das islamistische Golfemirat Katar hätten maßgeblich zum Erstarken des IS in den Jahren 2013 und 2014 beigetragen. Die aktuellen türkischen Angriffe auf Kräfte in Sinjar und Nordsyrien, die den IS bekämpfen, legten nahe, dass die Türkei den IS erhalten will. Erdogan, Katar und den IS verbindet eine gemeinsame Ideologie: Islamismus.

Die yezidische Bevölkerung zählt weltweit rund 1,5 Millionen Menschen. Sie leben hauptsächlich in kurdischen Gebieten und sprechen meist Kurmanci. Im nordirakischen Sinjar waren es bis zum IS-Angriff rund 500.000. In der Türkei umfasste ihre Glaubensgemeinschaft ursprünglich rund 300.000 Angehörige. Heute sind es nur noch wenige Hundert. In Syrien wird ihre Zahl auf 4.000 geschätzt. Auch in Armenien, Georgien und Russland gibt es yezidische Minderheiten. In Deutschland leben etwa 200.000.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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