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Der Tagesspiegel: EZB-Chefvolkswirt besorgt über Wirtschaftswachstum in der EU

Berlin (ots)

Der Chef-Volkswirt der Europäischen Zentralbank,
Otmar Issing, hat sich besorgt über das Wirtschaftswachstum in der 
Europäischen Union gezeigt. "Die Gemeinschaft hat ein strukturelles 
Problem: Das Wachstumspotential fällt viel zu niedrig aus", sagte 
Issing im Interview mit dem Berliner "Tagesspiegel" 
(Samstagsausgabe). "Es kann nicht sein, dass ein Aufschwung so früh 
schon wieder an seine Grenzen stößt."
Nach dem schwachen vierten Quartal 2005 habe sich die 
wirtschaftliche Aktivität allerdings im laufenden Jahr deutlich 
verbessert. "Das erste Quartal zeigt nach ersten Berechnungen der 
EU-Kommission mit 0,6 Prozent eine glatte Verdoppelung der 
Wachstumsrate. Konjunkturell ist der Euro-Raum in guter Fahrt", sagte
Issing, der Ende Mai aus der EZB ausscheidet.
Der Ökonom mahnte die alten Euro-Länder, die Maastricht-Kriterien 
ernster zu nehmen als bisher.  "Die Verletzung der 
Maastricht-Kriterien durch die Mitgliedsländer darf man nicht 
beschönigen", sagte Issing. Es mache es den Regierungen in den 
künftigen Mitgliedsländern nicht einfach, finanzpolitische Disziplin 
zu bewahren. "Dort könnte der Eindruck entstehen: So genau muss man 
es mit den Kriterien nicht nehmen. Für die Beitrittsländer muss die 
Botschaft klar lauten: Die Konvergenzkriterien müssen erfüllt 
werden." Gleichzeitig müsse die Gemeinschaft aber darauf  dringen, 
dass die Euro-Mitglieder die Spielregeln des Stabilitäts- und 
Wachstumspaktes einhielten.
In Zusammenhang mit der für 2007 geplanten Mehrwertsteuererhöhung 
in Deutschland mahnte Issing zur Vorsicht. "Deutschland ist mit einem
Anteil von immer noch fast 30 Prozent ein wichtiger Faktor im 
Euro-Raum. Deshalb schlagen Entwicklungen hier offenkundig viel 
stärker durch als etwa in Luxemburg."
Issing will nach eigenen Angaben der EZB nach seinem Ausscheiden 
"auf keinen Fall" als Berater zur Verfügung stehen. "Es gibt nichts 
Schlimmeres, als wenn frühere Mitglieder der Entscheidungsgremien 
noch Einfluss ausüben wollen. Von mir wird man keine Kommentare zur 
aktuellen Geldpolitik vernehmen."
Inhaltliche Nachfragen bitte an: Der Tagesspiegel, Ressort 
Wirtschaft, Tel. 030/26009-260

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de

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