Alle Storys
Folgen
Keine Story von journalist - Magazin für Journalist*innen mehr verpassen.

journalist - Magazin für Journalist*innen

Funke-Verlegerin Julia Becker: "Wir feiern bald Free-Funke-Tag"

Funke-Verlegerin Julia Becker: "Wir feiern bald Free-Funke-Tag"
  • Bild-Infos
  • Download

Bonn (ots)

Funke-Verlegerin Julia Becker spricht im journalist-Interview über die wirtschaftlichen Herausforderungen der Branche, Funkes Austritt aus dem Verlegerverband BDZV und darüber, wie der jahrelange Zwist zwischen den WAZ-Familien Funke und Brost unternehmerische Entscheidungen erschwert hat. Fast zwei Jahre ist es her, dass die letzten Minderheitsanteile in den Besitz von Becker und ihren Geschwistern, den Nachfahren von WAZ-Mitgründer Jakob Funke, übergegangen sind. "Wir feiern bald Free-Funke-Tag", sagt Becker dazu. "Das war ein echter Gamechanger, strategische Entscheidungen fortan einvernehmlich treffen und ihre Umsetzung einfordern zu können", so die heutige Aufsichtsratsvorsitzende. Bis 2021 habe es wegen der Ausschüttungspraxis "nahezu null Spielraum" für Digitalstrategien gegeben.

Die Übernahme der Anteile der Familie Brost, die Einführung eines Aufsichtsrats, die Umbenennung von WAZ zu Funke und der Deal mit Axel Springer, bei dem Funke ein großes Print-Portfolio erwarb - das habe alles zusammengehört, so Becker. Die Springer-Titel habe man auch wegen ihrer Online-Expertisen gekauft. Inzwischen hat Funke das 100.000. E-Paper im Portfolio der Regionalzeitungen gefeiert - für Becker "ein Schritt nach vorn, der undenkbar gewesen wäre, als wir ohne Digitalstrategie auch noch untereinander zerstritten waren". Die Lage sei 40 Jahre lang so verfahren gewesen, dass es keine einheitlichen Lösungswege gegeben habe. "Digital first kam daher spät, aber rechtzeitig genug, um das Ruder noch rumzureißen." An Printmedien will Funke aber weiterhin festhalten. "Das Analoge aufzugeben, wäre ebenso falsch, wie zuvor die Vernachlässigung des Digitalen war", so Becker.

Im Verbreitungsgebiet der Ostthüringer Zeitung (OTZ) hat Funke jedoch kürzlich eine Kampagne zur Umwandlung analoger in digitale Abos durchgeführt. "Wir nötigen den Menschen, die seit Jahrzehnten OTZ lesen, nichts auf, sondern versuchen sie von unseren digitalen Produkten, vor allem den E-Papern, zu überzeugen", sagt Becker. Das Ergebnis sei ernüchternd, aber auch motivierend - ein Drittel der Leserinnen und Leser hat Digital-Abos abgeschlossen. "Das ist nicht genug, aber ein Anfang, den der Verlag vor Free-Funke wohl nach kühler Kosten-Nutzen-Abwägung kaum fortgesetzt hätte", so Becker. Funkes Anspruch sei es, vor Ort Überzeugungsarbeit zu leisten.

Im Digitalen wird Funke-Portalen immer wieder hemmungsloses Clickbaiting vorgeworfen, bei dem der Inhalt nicht hält, was die Überschrift verspricht. "Als mir bewusst wurde, dass das auf Portalen wie derwesten.de geschieht, hatte ich meine ersten Fremdschäm-Momente im Aufsichtsrat", so Becker. Aus diesem Grund kümmere sich nun Bettina Steinke als Chefredakteurin um sämtliche Reichweitenportale. Steinke ist seit Anfang vergangenen Jahres Chefredakteurin von derwesten.de, moin.de, Thueringen24, News38 und Berlin Live. "Für die Anzeigenabteilung waren Millionen Zugriffe ein Segen, fürs Verlagsrenommee ein Desaster", sagt Becker.

Funke hatte Ende vergangenen Jahres auch mit dem Austritt aus dem Verlegerverband BDZV Schlagzeilen gemacht. "Den Anfang hatte ja eigentlich die Aufforderung zum Gespräch über einen Springer-Skandal gemacht", sagt Becker. "Über diese Doppelrolle von Herrn Döpfner als Verbands- und Springerchef habe ich - übrigens auch mit ihm - diskutiert. Als ich gemerkt habe, dass jede Bereitschaft fehlte, die Strukturen hinterm Skandal zu beseitigen und für Diversität zu sorgen, ohne die uns nicht nur Mitarbeiterinnen, sondern Leserinnen weglaufen, blieb uns nur der Rückzug." Man habe jetzt schon Schwierigkeiten, junge Menschen für sich zu gewinnen, sagt Becker. Redaktionen und Verlag müssten deutlich diverser aufgestellt werden. Der Austritt aus dem BDZV habe letztlich aber vor allem am mangelnden Reformwillen des Verbands gelegen: "Ich bin trotz klarer Haltung zur Gleichbehandlung, Gleichbezahlung, Gleichstellung keine Feministin, die das Matriarchat fordert, aber dass über meine Ideen nicht mal gesprochen wurde, hat mir den Austritt erleichtert."

Das komplette Interview mit Funke-Verlegerin Julia Becker lesen Sie in der Juli/August-Ausgabe des journalists, die heute erscheint, und auf www.journalist.de.

Der journalist ist mit einer Druckauflage von 28.000 Exemplaren (IVW) das größte und wichtigste Magazin für Journalist*innen in Deutschland. Herausgeber ist der Deutsche Journalisten-Verband, Verlag: Journalismus3000 GmbH

Pressekontakt:

Matthias Daniel
Chefredakteur und Publisher
journalist
Magazin für Journalist*innen

journalist@journalist.de
daniel@journalist.de

Tel. 0228/20172-24

https://www.journalist.de
https://www.twitter.com/journ_online
https://www.facebook.com/derjournalist
https://www.instagram.com/journ_insta
https://www.linkedin.com/company/journalistde/

Original-Content von: journalist - Magazin für Journalist*innen, übermittelt durch news aktuell