Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen e.V.
Soziale Vermieter zweifeln an den Wohnungsbauzielen
- Einer Umfrage zufolge gehen 88 Prozent nicht davon aus, dass künftig jedes Jahr 10.000 Baugenehmigungen erteilt werden.
- Unternehmen bevorzugen die Modernisierung und die Sanierung vor dem Neubau von Wohnungen.
- VNW-Direktor Andreas Breitner: „Der Hamburg-Standard ist nur der Beginn des Weges zur Senkung von Kosten.“
- Die Verlässlichkeit von staatlichen Regelungen und öffentlicher Förderung ist für die sozialen Vermieter unverzichtbar.
Hamburg. Eine deutliche Mehrheit der sozialen Vermieter Hamburgs hegt erhebliche Zweifel an einer Fortschreibung der Wohnungsbauzielendes Bündnisses für das Wohnen.
Einer aktuellen Umfrage zufolge gehen 88 Prozent der VNW-Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligten, davon aus, dass Hamburg in den kommenden Jahren das selbstgesteckte Ziel von 10.000 Baugenehmigungen nicht erreichen wird. Lediglich zwölf Prozent teilen die Hoffnungen der rot-grünen Landesregierung.
Um den Bau bezahlbarer Wohnungen voranzubringen, plädiert ein Drittel der Unternehmen dafür, dass der Senat die Bezirke zum Wohnungsbau verpflichten sollte. Ein weiteres Drittel fordert vom Senat, die Landesbauordnung auf das wirklich notwendige Maß zu reduzieren.
In diesem Zusammenhang ist derzeit unter VNW-Unternehmen die Zurückhaltung über die Auswirkungen des sogenannten Hamburgs-Standards groß. 58 Prozent der Umfrageteilnehmer können derzeit nicht einschätzen, ob durch den „Hamburg-Standard“ die Baukosten wirklich sinken werden. 17 Prozent gehen sogar davon aus, dass die Kosten nicht sinken werden.
Befragt, in welche Projekte in den kommenden vier Jahren die meisten ihrer Investitionsmittel fließen würden, antworteten 83 Prozent „in die Sanierung von bestehendem Wohnraum“.
VNW-Direktor Andreas Breitner: Schwierige Lage der Wohnungswirtschaft
„Die Umfrageergebnisse belegen die schwierige Lage, in der sich die sozialen Vermieter derzeit befinden“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). „Die Bedingungen für den Neubau sind nach wie vor nicht günstig. Hinzu kommen gestiegene Anforderungen an den Wohnungsbestand. Deshalb konzentrieren sich die Investitionen der Unternehmen auf diesen Bereich.“
Erschwerend komme hinzu, dass der massive Preisanstieg auch vor der Sanierung und Modernisierung nicht halt mache, so der VNW-Direktor weiter. „Unsere Mitgliedsunternehmen berichten von erheblich höheren Kosten bei Material und Dienstleistungen der Bauunternehmen. Das führt dazu, dass mehr Geld in die Sanierung fließt, aber weniger Wohnungen saniert werden. Für VNW-Unternehmen, die am Ende bezahlbare Wohnungen anbieten wollen, ist das ein Teufelskreis: sie müssen ihre Bestände in Schluss halten, wollen aber nicht, dass dadurch die Mieten überdurchschnittlich steigen.“
Hamburg-Standard ist nur der Anfang
VNW-Direktor Andreas Breitner würdigt die gute Zusammenarbeit mit der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde und der Bezirksverwaltung. „Wir erleben bei den direkten Gesprächen, dass die Verantwortlichen unsere Probleme verstehen und mit uns gemeinsam nach tragfähigen Lösungen suchen. Der ‚Hamburg-Standard‘ geht in die richtige Richtung. Er kann aber nur der Anfang eines Prozesses zur Senkung von Baukosten sein und zu Reduzierung von Vorschriften sein.“
Der VNW-Direktor warnt davor, kurzfristig eine Verbesserung der Lage zu erwarten. „Der Abbau überbordender und unnützer Vorschriften ist ein Langstreckenlauf und kein Sprint. Viele Jahre wurde zu wenig unternommen, die negative Entwicklung aufzuhalten. Die jetzt eingeleitete Kurskorrektur kann nicht innerhalb weniger Monate wirken.“
VNW-Unternehmen seien sogenannte Bestandshalter, die ihre Wohnungsbestände über viele Jahrzehnte in gutem Zustand halten, so Andreas Breitner. „Sie brauchen verlässliche Rahmbedingungen, also die Sicherheit, dass Gesetze und Vorschriften nicht alle paar Jahre geändert werden. Zudem wird es ohne eine verlässliche finanzielle Förderung nicht gehen.“
01-06-2025
Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) vertritt in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein insgesamt 464 Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsgesellschaften. In den von ihnen verwalteten 775.000 Wohnungen leben rund zwei Millionen Menschen. Die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter liegt bei den VNW-Unternehmen bei 6,56 Euro. Der VNW ist der Verband der Vermieter mit Werten.
V.i.S.P.: Oliver Schirg, Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Referat Kommunikation, Telefon: +49 40 52011 226, Mobil: +49 151 6450 2897, Mail: schirg@vnw.de