POL-AK NI: Was uns verbindet: Junge Menschen aus Deutschland und Polen im Dialog über Geschichte und Zukunft/ Studienfahrt nach Kreisau: Gemeinsames Lernen für Demokratie und Erinnerungskultur
Nienburg/Kreisau/Groß-Rosen (ots)
Es war still, als die Gruppe das verschneite Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Groß-Rosen betrat. Der Schnee dämpfte jedes Geräusch, nur die Schritte der jungen Menschen waren zu hören. Alles war weiß, friedlich und gerade dadurch wirkte der Ort noch eindringlicher. "Das Wetter hat den Ort sogar noch schlimmer gemacht.", sagte die Polizeistudentin Angelina. Ihr Kommilitone Johannes fügte hinzu: "Jedes KZ ist schockierend auf seine eigene Art und Weise."
Dieser gemeinsame Moment des Schweigens wurde zu einem entscheidenden Knotenpunkt der Studienfahrt nach Kreisau in Polen. Auf dieser Reise erkundeten junge Menschen aus Deutschland und Polen nicht nur Geschichte, sondern fanden einander.
Vier Tage lang arbeiteten Polizeistudierende der Polizeiakademie Niedersachsen, ein Student der Geschichte und Latein sowie fünf Schüler*innen aus Deutschland eng mit fünf polnischen Schülerinnen aus Czluchow (Woiwodschaft Pommern) zusammen. Schon am ersten Tag war spürbar, wie schnell Vertrauen entstehen kann, wenn das gemeinsame Ziel klar ist: Erinnern, Verstehen und ein demokratisches Miteinander stärken.
Der historische Ort Kreisau, geprägt vom Widerstand der Männer und Frauen des "Kreisauer Kreises" gegen den Nationalsozialismus, bot dafür den idealen Rahmen. In Workshops zu Geschichte, Widerstand, Resilienz und dem deutsch-polnischen Verhältnis entwickelten sich intensive Diskussionen. "Ich bin dankbar über die ganzen unterschiedlichen Gespräche, die wir hatten. Es brachte mich näher an Polen", sagte Lennart, Latein- und Geschichtsstudent. Die polnische Schülerin Maya erlebte diese Offenheit ähnlich: "Ich fühlte mich verstanden und darüber bin ich sehr dankbar."
Besonders prägend waren die internationalen Kleingruppenarbeiten, in denen die jungen Erwachsenen gemeinsam Biografien von Menschen im Widerstand bearbeiteten, über heutige Bedrohungen für Demokratie sprachen und ihre eigenen Stärken reflektierten. Viele erlebten dabei einen Perspektivwechsel. "Interkulturelle Beziehungen sind so wichtig für die Zukunft", betonte die deutsche Schülerin Kara - ein Gedanke, der sich durch die gesamte Woche zog.
Martin Guse, Mitorganisator der Fahrt und Leiter der Gedenk- und Bildungsstätte Pulverfabrik Liebenau, begleitete die Gruppe mit seinem historischen Fachwissen und mit spürbarem Engagement: "Diese Reise zeigt, wie tragfähig Erinnerungskultur wird, wenn junge Menschen sie gemeinsam gestalten. Der Austausch war ehrlich, respektvoll und zutiefst bewegend."
Auch Polizeibezug und demokratische Haltung standen deutlich im Fokus. Für die Polizeiakademie Niedersachsen ist Kreisau mehr als ein historischer Lernort, es ist ein Ort der Wertebildung. Akademiedirektor Carsten Rose, der gemeinsam mit drei weiteren Vertretern der Polizeiakademie Teile des Programms mitverfolgte und zusätzlich die Woiwodschaftskommandantur Niederschlesien in Breslau besuchte, unterstrich die Bedeutung dieses Ansatzes: "Unsere Polizeistudierenden brauchen nicht nur fachliches Wissen, sondern ein tief verankertes demokratisches Bewusstsein. Die Begegnungen in Kreisau mit jungen Menschen aus einem anderen Land, mit anderen Erfahrungen fördern genau diese Haltung. Sie stärken den Anspruch, Polizei mit offenen Augen und offenem Herzen zu sein."
Gefördert wurde die internationale Studienfahrt durch Mittel der Mercator-Stiftung im Rahmen der Initiative "Polizeischutz für die Demokratie" sowie Rotary-Gelder. Beide Förderungen machten ein Format möglich, das historisch-politische Bildung, internationale Zusammenarbeit und persönliche Entwicklung miteinander verbindet.
Am Ende der Woche blickten viele mit Dankbarkeit zurück und mit neuem Mut nach vorn. Die polnische Schülerin Svitlana brachte dies in einem Satz zusammen, der viele in der Abschlussrunde berührte: "Wir können gemeinsam irgendwie die Zukunft retten und es besser machen." In Kreisau war spürbar, dass genau solche Begegnungen der Anfang davon sein können.
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