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ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus": LKW-Fahrer im tariffreien Raum - wie Trucker in Deutschland zwischen Hartz-IV-Löhnen und Schwarzarbeit um ihre Existenz kämpfen

Köln (ots)

Immer mehr Lastkraftwagenfahrer in Deutschland fühlen
sich wegen Niedriglöhnen in die Selbstständigkeit gedrängt - und 
bewegen sich dabei zwischen Schwarzarbeit und Existenzverlust. Das 
berichtet das ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" in seiner Sendung am
Dienstag, 21.50 Uhr im Ersten. Wie Befragungen von LKW-Fahrern und 
Spediteuren ergaben, bieten sich die Fahrer vermehrt als Tagelöhner 
oder so genannte "Mietfahrer" an und sind dabei zeitweise bis zu 20 
Stunden pro Tag im Einsatz. "Selbstständige LKW-Fahrer bieten Ihre 
Künste für sieben bis acht Euro pro Stunde an, und wenn man sie nicht
braucht, werden sie nach Hause geschickt", kritisiert Rolf Scholz, 
Vorsitzender der Interessengemeinschaft Container-Trucking 
Norddeutschland, die Billigkonkurrenz gegenüber "Plusminus".
Grund für den Schritt in die Selbstständigkeit sind zunehmendes 
"Lohndumping" bei den Festangestellten der Branche sowie fehlende 
Rückendeckung von Gewerkschaften. Denn im Gegensatz zu vielen anderen
Berufszweigen bewegt sich der LKW-Fahrer weitgehend im Tarif freien 
Raum. Kaum einer ist Gewerkschaftsmitglied. Den Gewerkschaften 
wiederum fehlen Verhandlungspartner, weil viele Spediteure nicht mehr
in den Arbeitgeberverbänden sind. Sie verweisen auf Billigkonkurrenz 
aus dem Ostblock und zahlen mittlerweile deutlich weniger Lohn als 
noch vor zehn Jahren.
Wie "Plusminus" herausfand, zahlen viele Speditionen selbst für 
internationale Transporte nur noch Monatslöhne von rund 1600 Euro - 
bei einer Arbeitszeit von mindestens 60 Stunden pro Woche. Das ergibt
für einen Familienvater Netto Hartz-IV-Niveau. Deshalb sehen sich 
viele Fahrer gezwungen, ihre Arbeitskraft tageweise an Unternehmen zu
vermieten, in der Hoffnung am Ende mehr Einkommen in der Tasche zu 
haben als mit einer Festanstellung.
Die Mietfahrer, die in der Regel keinen eigenen LKW besitzen, 
bewegen sich jedoch in einer juristischen Grauzone: Laut der dafür 
zuständigen 'Deutschen Rentenversicherung'  gilt eine Tätigkeit als 
selbstständiger Kraftfahrer ohne eigenes Fahrzeug wegen des 
Tatbestandes der Scheinselbstständigkeit grundsätzlich als 
unzulässige Schwarzarbeit. Überprüft wird das jedoch selten, die 
Behörden schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu. Und wie 
Plusminus in einem Praxistest herausfand, ist es tatsächlich ein 
Leichtes, sich einen Gewerbeschein als selbstständiger Kraftfahrer 
bei einer Gemeinde zu besorgen - ausdrücklich  ohne Fahrzeug.
Redaktion: Klaus Schmidt

Pressekontakt:

Annette Metzinger, WDR-Pressestelle, Telefon 0221-220-2770, -4605
Klaus Schmidt, WDR-Redaktion PLUSMINUS, Telefon 0221-220-1921

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