Raus aus der Lesekrise – wie wieder mehr Kinder erfolgreich Lesen lernen
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Pressemitteilung
Raus aus der Lesekrise – wie wieder mehr Kinder erfolgreich Lesen lernen
Lesekompetenz ist eine zentrale Fähigkeit, um sich in der Gesellschaft zurechtzufinden. Und Lesen kann nahezu jeder lernen, wenn er dazu motiviert wird. Darüber herrschte Einigkeit auf dem Podium des Experten-Panels zum Thema Warum Kinder in Deutschland schlecht lesen – und was wir dagegen tun können auf der Frankfurter Buchmesse. Die Burda-Tochter Blue Ocean Entertainment, Europas größter Kindermedienverlag, hatte zu der sehr gut besuchten Diskussion eingeladen. Die Experten sprachen sich für ein stärkeres politisches Engagement bei der Förderung im Kindergarten- und Vorschulalter aus. Zudem würden tägliche Lesezeiten in der Schule, leicht zugängliche Kinderbuchklassiker oder Comics sowie mehr familiäres und ehrenamtliches Engagement dabei helfen, dass mehr Kinder nicht nur ausreichend gut lesen lernen, sondern auch die Freude am Lesen entdecken können.
Moderator und Kinderbuch-Autor Björn Springorum (u. a. Drei ??? Kids und Kinder des Windes) skizzierte die dramatischen Folgen von abnehmender Lesefähigkeit: „Wer nicht lesen kann, kann die Welt nicht begreifen – und wird es schwer haben, sich in Schule, Beruf und einer komplexen, digitalen Gesellschaft zurechtzufinden. Gerade in Zeiten von künstlicher Intelligenz und, Fake News ist Lesekompetenz auch Demokratiekompetenz.“ Wie also lässt sich gegensteuern? Laura Trost, Leiterin Marketing und Kommunikation, der Stiftung Lesen, ruft dazu auf, selbst häufiger zum Buch zu greifen. „Wir brauchen Rollenvorbilder, die Kindern jeden Tag vorleben, dass Lesen ganz natürlich zum Alltag gehört. Wir können alle Vorbilder sein und uns so dafür einsetzen, dass Kinder den Spaß am Lesen entdecken.“ In Deutschland sei es nach wie vor so, dass Bildung sehr eng mit dem Elternhaus verknüpft ist. Können Schüler hier keine Unterstützung bekommen, haben es die Kinder schwer. „Das können wir als Gesellschaft so nicht hinnehmen“, findet Trost. Jeder könne sich engagieren, zum Beispiel beim Bundesweiten Vorlesetag am 21. November. Laut Trost sollte die frühkindliche Förderung stärker in den Fokus rücken, denn „wenn die Kinder in die Grundschule kommen, ist schon wahnsinnig viel gelaufen“. Das Projekt Lesestart der Stiftung Lesen setze genau dort an: Da bekommen Eltern beim Kinderarzt Bücher geschenkt, damit schon allen Babys und Kleinkindern vorgelesen wird.
Früh anfangen: Warum Sprachkompetenz schon bei Babys beginnt
Dem stimmt Sabine Kamrath, Leitung der Stiftung Tribute to Bambi Stiftung, zu: „Was Lesekompetenz angeht, können wir nicht früh genug anfangen. Wenn wir über Lesekompetenz sprechen, dann sprechen wir über Sprachkompetenz bei kleinen Kindern. Bereits bei zwölf Monate alten Babys können wir erkennen, ob mit diesem Kind im Alltag aktiv gesprochen wird. Können sie zum Beispiel die Emotionen an Gesichtern erkennen: ist die Mama wütend, traurig oder fröhlich? Kinder, die große Teile der Zeit vor digitalen Endgeräten geparkt werden, können das nicht.“ Die wachsende Zahl an Eltern, die ihre Kinder beim Essen oder Wickeln mit Bewegtbild-Content ablenken oder aufs Handy gucken, während sie den Kinderwagen schieben, betrachte sie mit großer Sorge. Kamraths Appell: „Wir dürfen die Verantwortung für unsere Kinder nicht an Geräte abgeben, sondern sollten uns von Anfang an aktiv mit ihnen beschäftigen, denn dann werden die Weichen gestellt“.
Comics & Co.: Spielerische Wege in die Welt des Lesens
„Unsere Zeitschriften bieten Kooperationsanlässe zwischen Eltern und Kind und führen gleichzeitig an das Lesen heran“, sagt Chefredakteur Simon Peter. „Wir veröffentlichen 80 periodisch erscheinende Magazine für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren. Da man mit dreieinhalb Jahren noch nicht selbst liest oder sich mit dem Magazin beschäftigen kann, ist für Vor- oder Mitlesegeschichten sowie für Back- oder Bastelanleitungen die Kooperation mit Mutter, Vater, Oma oder Onkel notwendig. Da ist viel drin, um die Barriere Richtung Lesen abzubauen. Wir sind die boulevardeske Version des Lesens neben dem Schulbuch. Ich glaube, wir können mit unseren Heften einer Zielgruppe helfen, die sich schwertut, aber nicht generell davor zurückschreckt, sich mit Buchstaben zu beschäftigen. Ein Star-Wars-Fan greift vielleicht nicht zum Buch, aber zur Zeitschrift, spielt, baut und liest irgendwann auch den Comic. Aus dem Comic wird ein Buch. Und dann vielleicht auch nicht mehr Star Wars. Wir zeigen: Lesen macht Spaß. Insofern sind Comics sicherlich nichts Böses, sondern ein leicht bewältigbarer Zugang zu einer Welt der Geschichten.”
Lesefreude wecken: Klassiker, kurze Kapitel und tägliche Lesezeit
Mit der Reihe „kleine Lesehelden” hat Bärbel Dorweiler, die verlegerische Geschäftsführerin der Thienemann Verlage, ebenfalls auf die Wünsche und Fähigkeiten der heutigen Erstleser reagiert. In der Reihe erscheinen Kinderbuchklassiker, die den Klang des Originals bewahren, aber kürzere Kapitel, viele Illustrationen und ein Beschäftigungselement wie ein Rätsel am Ende jedes Kapitels haben. So werden die Kinder für ihre Anstrengung belohnt. Dorweiler verweist auch darauf, dass es bereits erfolgreiche Projekte zum Lesenlernen gibt. So habe Hamburg in der Grundschule das „Leseband“ eingeführt. Jeden Tag sind 20 Minuten für das Lesen reserviert und die Kinder werden bereits im Alter von vier Jahren auf Sprachdefizite getestet, um eine frühzeitige Förderung zu ermöglichen. „Ich halte solche Mechanismen für essenziell.” Generell kann ich allen Eltern nur empfehlen, vorzulesen, denn es gibt nichts Schöneres, als mit Acht- oder Neunjährigen gemeinsam in eine Geschichte einzutauchen. Das ist ein wertvoller Schatz an gemeinsamer Erfahrung.“
Blue Ocean Entertainment engagiert sich seit Jahren für die Leseförderung. Gemeinsam mit den Partnern der Stiftung Lesen und dem Burda Verlag hat der Verlag die Aktion „Lust auf Lesen“ ins Leben gerufen. Mit einem Logo der Aktion werden Artikel in Magazinen wie Prinzessin Lilifee, Prinzessin Lillifee Zauberwelt, Baby Born, Bussi Bär oder Prinzessin Mimi gekennzeichnet, die Kinder im Alltag spielerisch mit Sprache bekannt machen oder Buchtipps für das Lesenlernen oder Lese- und Schreibübungen enthalten. An der Aktion beteiligen sich neben Thienemann auch die Verlage Oetinger und Trötsch.
Stiftung Lesen Laura Trost Senior PR-Managerin Römerwall 40, 55131 Mainz Tel.: 06131 / 2 88 90-69 E-Mail: laura.trost@stiftunglesen.de www.stiftunglesen.de