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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Iran-Konflikt:

Bielefeld (ots)

Steht Israel vor einem Krieg mit dem Iran? Die Lage erinnert an die Zeit vor dem US-Irakkrieg im Jahr 2003. Wie seinerzeit der Irak den Besitz von Massenvernichtungswaffen bestritt, so verneint heute Iran ein Atomwaffenprogramm, weist internationale Inspektoren aus und warnt vor einem Präventivschlag. Doch Israel will den Bau der iranischen Bombe nicht abwarten und droht mit militärischen Alleingängen. US-Verteidigungsminister Leon Panetta meint, Israel werde in den nächsten Monaten angreifen; auch einige amerikanische und viele israelische Strategen setzen zunehmend auf Krieg. Die Situation ist brandgefährlich. Wer könnte die israelische Angst vor der iranischen Bombe nicht verstehen? Teheran hat wiederholt die »Vernichtung des zionistischen Staates« gefordert und den Terror gegen Israel unterstützt. Begreiflich, dass sich Israel mit allen Mitteln gegen die iranische Bombe wehrt. Dennoch müsste ein Militärschlag sehr gut begründet sein. Soeben aber haben US-Geheimdienste erneut die Existenz eines iranischen Atomwaffenprogramms bezweifelt. Sie bestätigen ihre Einschätzung von 2007, der Iran habe seine Nuklearaufrüstung bereits 2006 eingestellt. Zwar halte sich Teheran noch alle Optionen offen, aber es gebe keine Beweise für den Bau einer Bombe. Sollte dies zutreffen, wäre ein Präventivschlag ebenso unberechtigt wie seinerzeit der Irakkrieg der USA. Israelische Strategen wollen zwar nur begrenzt angreifen, doch könnte der Iran massiv zurückschlagen, Terroranschläge verüben, die Straße von Hormus sperren, US-Schiffe angreifen oder Russland, China und einige muslimische Staaten in den Krieg hineinziehen. Die Eskalation würde den Ölpreis hochtreiben, die Weltwirtschaft schwächen und sogar das Prestige der angegriffenen Mullah-Regierung steigern. Der Preis für einen Angriff auf den Iran wäre somit sehr hoch. US-Präsident Barack Obama setzt weiterhin auf strenge Sanktionen und Diplomatie. Das Öl-Embargo zwingt Teheran finanziell in die Knie: Die Sanktionen schmerzen, die Geldreserven schrumpfen, und die Währung verfällt dramatisch. Inzwischen wurde fast die gesamte Region von einer Protestwelle erfasst, die demnächst auch den Iran ergreifen könnte. Eine neue iranische Regierung könnte das Atomprogramm streichen - allerdings nur, wenn der Iran vorher nicht angegriffen wurde. Obama hat 2009 eine atomwaffenfreie Welt in Prag gefordert. »Geduld und Beharrlichkeit« seien das beste Mittel, dieses Ziel zu erreichen. Wenn sich Obama hier treu bleibt und alle diplomatischen und wirtschaftlichen Mittel einsetzt, ist der Krieg mit dem Iran vermeidbar. Denn Geduld und Beharrlichkeit sind besser als vorschnelles Losschießen. Das sollten die USA - und auch Israel - zumindest seit dem desaströsen Irakkrieg gelernt haben.

Pressekontakt:

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Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

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