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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Syrien

Bielefeld (ots)

Der syrische Diktator Baschar al-Assad wird immer unverschämter: Erst beschimpft er die Aufständischen als »terroristische Extremistengruppen«, dann vergleicht er sie mit den Krawallmachern in England, und nun hat er auch noch den türkischen Außenminister Ahmet Davutoglu beleidigt. Dieser hatte in Damaskus ein Ende des Blutvergießens gefordert. Assad, so Davutoglu, könne wie Gorbatschow als Reformer in die Geschichte eingehen, oder wie Saddam Hussein am Galgen enden. Doch Assad ließ den Außenminister abblitzen: »Wenn Sie Krieg wollen, dann können Sie ihn haben«, soll Assad gesagt haben. Die türkische Regierung ist empört. Ankara spielt im Syrien-Konflikt eine entscheidende Rolle: Mit Ausnahme von Nordkorea, Iran und dem Libanon war die Türkei eines der letzten Länder, das den Kontakt zu Syrien gepflegt hat. Doch Assads Brüskierungen und Beleidigungen haben die türkische Regierung gereizt. Seine Geduld sei bald zu Ende, meint der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdogan. Nachdem Saudi-Arabien, Kuweit, die Arabische Liga, Jordanien und besonders die USA den syrischen Diktator zuletzt gemaßregelt haben, geht nun auch die Türkei auf Konfrontationskurs. Die Schlüsselrolle der Türkei im Syrien-Konflikt wird von der EU und den USA zunehmend erkannt. Denn Ankara kann Assad diplomatisch, militärisch und religiös-kulturell tatsächlich unter Druck setzen. Da die demokratische Türkei im »arabischen Frühling« hohes Ansehen genießt, wird sie zum Vorbild für viele Länder in der Region. Viele Araber wünschen sich das türkische politische System, das sich weder islamistisch-extremistisch noch zu autoritär zeigt. Als der türkische Außenminister jüngst das befreite Bengasi besuchte, skandierte die Menge »Erdogan, Türkei, Islam«. Libyen habe »eine gemeinsame Zukunft mit der Türkei«, versicherte der Minister. Ankara kann Syrien auch militärisch beeinflussen: Die türkische Offiziere pflegen enge Kontakte zum syrischen Militär und könnten dessen Offiziere zur Revolte gegen Assad anspornen. Es soll ja bereits erste Überläufer geben. Die Allianz der Assad-Getreuen könnte mit türkischer Hilfe ins Bröckeln geraten. Die Türkei hat auch eine religiös-kulturelle Rolle im Syrien-Konflikt: Da die Machtclique um Assad zur religiösen Minderheit der Aleviten gehört, sind die 15 Millionen türkischen Aleviten über den Staatsterror in Syrien entsetzt. Sie unterstützen die türkische Regierung beim Versuch, einen Keil zwischen Assad und seinen Glaubensbrüdern zu treiben. Das könnte die Assad-Clique zusätzlich destabilisieren. Die Türkei hat große politische und wirtschaftliche Interessen in der Region. Sie wird nicht zulassen, dass der brutale syrische Diktator diese Interessen verletzt. Für Europa und die USA bietet die Türkei somit eine hervorragende Gelegenheit, den Syrien-Konflikt diplomatisch, militärisch und religiös-kulturell zu lösen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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