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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Olympischen Winterspielen

Bielefeld (ots)

Es fällt nicht immer leicht, sich auf Olympia zu
freuen. Das größte Sportfest der Welt bietet zwar großes Spektakel um
Titel und Tränen, aber die Utopie des Franzosen Pierre de Coubertin 
hat in der Realität leider schon lange ihre Unschuld verloren.
Das hat man zu lange verdrängt, auch in den Medien. Als das 
Drei-Affen-Prinzip nicht mehr durchzuhalten war, kehrte sich die 
Stimmung um. Jede große sportliche Leistung wird hinterfragt, Doping 
wird überall vermutet.
 Der Einfluss des Geldes, des Fernsehens und der Politik haben zudem 
vor allem in Zeiten des IOC-Chefs Juan Antonio Samaranch zu einer 
emotionalen Entwertung der Jugendspiele der Welt geführt. Doch all 
das wird den Sportlern, die sich doch zu einem überragenden Teil in 
einem fairen Wettbewerb messen wollen, nicht gerecht. Dafür haben sie
sich zu sehr geschunden, haben Entbehrungen in Kauf genommen, häufig 
ihre beruflichen Perspektiven gefährdet und das alles meist für ein 
Taschengeld.
Auch das Aufleben eines sportlichen Chauvinismus haben die deutschen 
Sportler nicht verdient. Natürlich wäre es grandios, wenn sie am 28. 
Februar erneut Platz 1 der Nationenwertung einnähmen, doch die Zeiten
von »Deutschland, Deutschland über alles« im Sport sollten spätestens
seit dem Sommermärchen 2006 der Vergangenheit angehören. Damals 
überzeugten das Land und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die 
Welt: Deutsche können stolz die Nationalhymne singen, ohne 
nationalistisch zu sein, man kann auch ein Gewinner sein, wenn man 
»nur« Dritter wird.
Ein Beispiel kann man sich auch jetzt an den Sportlern nehmen, die 
übten sich vor der Eröffnungsfeier in Vancouver nicht nur in 
Bescheidenheit, sie leben sie auch: Selbstbewusstsein ja, Arroganz 
nein. Die goldene Wintersportgeneration ist nicht nur erfolgreich, 
sondern auch in die Jahre gekommen und weiß die Chance einzuschätzen,
die sie im Wettkampf gegen die Besten der Welt hat. Maria Riesch 
drückt es so aus: »Ich träume von einer Goldmedaille. Das ist das 
große Ziel, aber planen kann man das nicht.«
Die Skirennläuferin gehört dennoch zu den ganz heißen Kandidaten auf 
einen Olympiasieg. Dazu kommen unter anderem noch die Biathletinnen 
um die unbekümmerte Magdalena Neuner. Auch die Rodler sind eine feste
Medaillenbank. Und mit Ingo Steuer gibt es einen Coach, der mit 
seinen Athleten zwar so umgeht, als würde er sie noch in 
Karl-Marx-Stadt und nicht in Chemnitz trainieren, mit seinem Paar 
aber die Eiskunstlauf-Fans verzaubert.
Ein kritische Distanz zu Gold, Silber und Bronze, eine kritische 
Distanz zum Medaillenzählen sowie eine kritische Distanz zu manchen 
Leistungen sollte man sich bewahren. Es ist bei all dieser kritischen
Distanz aber nicht verboten, sich auch in Vancouver auf die Suche 
nach dem Schönen zu begeben im Zeichen der olympischen Ringe.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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