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Westfalen-Blatt

Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Bildungsstreik:

Bielefeld (ots)

Die Jugend von heute: unpolitisch, bequem,
konfliktscheu. So werden uns die Nachfolger der »Generation Golf« 
gerne präsentiert. Markus Kavka, Speerspitze des Internet-TV beim 
nicht eben als Jugendsender verschrieenen ZDF, sprach noch im Oktober
von der »Generation Warmduscher« und fragte: »Wo bleibt der Aufstand 
der Jungen?«
Wenn Kavka die Webcam abschaltet und sich ins wahre Leben begibt, 
kann er ihn besichtigen, den Aufstand der Jungen. Zum Beispiel heute 
in Bonn, wo wiederum etliche tausend junge Leute der 
Kultusministerkonferenz einheizen wollen: Schluss mit dem Turbo-Abi. 
Schluss mit dem Turbo-Studium. Nein zu Studiengebühren. Mehr Geld für
die Bildung.
Das ist nicht die Rückkehr der Achtundsechziger. »Die Haltung der 
Jugendlichen zu gesellschaftlichen Aktivitäten entspricht ihrem 
pragmatischen Ansatz. Es sind nicht ideologische Konzepte oder 
gesellschaftliche Utopien, die sie verfolgen«, war schon 2006 in der 
Shell-Studie zu lesen, der letzten großen Erhebung über die 
Generation der damals 12- bis 25-Jährigen.
Die Schüler und Studenten, die auf die Straße gehen, sind weder 
rechts noch links einzuordnen - trotz massiver Vereinnahmung des 
Bildungsstreiks durch Gewerkschaften und linke Parteien. Der 
Bildungsstreik fällt eher in die Kategorie Notwehr. Sie wollen nicht 
länger Sündenböcke sein für eine mit heißer Nadel gestrickte 
Ökonomisierung des Bildungssystems, das in erster Linie in hohem 
Tempo Fachpersonal für die Wirtschaft produzieren soll. Dabei 
beklagen die Protestierer - anders als viele ihrer Eltern - nicht 
einmal den Niedergang des Humboldtschen Bildungsideals, sondern 
schlicht Überforderung und Desorganisation an Schulen und 
Hochschulen.
Die als »Generation Warmduscher« Geschmähten lassen die Politik 
mittlerweile wie einen begossenen Pudel dastehen. Selbst die CDU, 
deren Bildungspolitiker Michael Kretschmer noch im Sommer den »Geist 
der Destruktion« über den Protesten schweben sah, räumt mittlerweile 
Murks bei der Studienreform ein. Bundesbildungsministerin Annette 
Schavan (CDU) setzt sich an die Spitze der Reform-Reformierer. Den 
politischen Ritterschlag erteilte Bundespräsident Horst Köhler in 
seiner bildungspolitischen Brandrede vom 2. Dezember: schlechte 
Betreuungsquoten, marode Gebäude, chronische Unterfinanzierung. 
Kurzum: Setzen, Sechs!
Zum ersten Mal seit Jahrzehnten hat sich eine Jugendbewegung 
politisch durchgesetzt - und weitere Debatten werden folgen. Wer 
zahlt im Jahr 2060 die Rente, wenn es mehr Rentner als Jugendliche 
gibt? Wer steht für die Milliardenschulden ein, die der Staat derzeit
anhäuft?
Antworten darauf hat die Gesellschaft nicht parat. Doch die Jugend 
wird sie einfordern. Beharrlich und unbequem.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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