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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Wahl

Bielefeld (ots)

Reden und Handeln sind bei der
Nachwahlbetrachtung in Berlin wiederum zweierlei. Jede Partei 
bezeichnet sich als Sieger nach den vier Wahlgängen vom Sonntag. 
Besonders die eiskalt erwischte und auch in Nordrhein-Westfalen 
zurecht gestutzte Union beweist dabei ungewollt, wie sie wirklich 
tickt.
 Roland Koch spricht von einem »Weckruf« und bestätigt SPD-Spott über
Angela Merkel, die angeblich Wahlkampf im Schlafwagen macht. Und wenn
CSU-Chef Seehofer sagt, die Partei müsse klares inhaltliches Profil 
zeigen, heißt das, dass es genau daran mangelt. Kaum anders ist 
CDU-Mittelstandschef Josef Schlarmann zu verstehen, der Merkel rät, 
die letzten Wochen bis zur Wahl mit einem klaren Wachstums- und 
Beschäftigungskonzept zu bestreiten.
Die schwarz-gelbe Mehrheit aus den vielen Umfragen war am Sonntag 
urplötzlich dahin. 27 Millionen Wähler waren zur Urne gerufen worden.
Knapp die Hälfte ließ sich gar nicht locken. Die anderen zeigten - 
zumindest landes- und kommunalpolitisch - mehr Interesse an 
alternativen Angeboten. Die beiden Volksparteien waren kaum gefragt. 
Die SPD ist für die Masse schon lange kein Grund mehr, wählen zu 
gehen. Die CDU hat gleichfalls dramatisch an Magnetkraft verloren. 
Seit gestern ist bei Union und FDP Alarm angesagt.
2005 kam Schwarz-Gelb einen Monat vor dem verpatzten Sieg in Umfragen
noch auf 56 Prozent, 2009 sind es 50 Prozent. Da hilft es wenig, dass
kaum einer noch glaubt, der nächste Bundeskanzler hieße Frank-Walter 
Steinmeier.
Alle Appelle aus der Union, bloß nicht die Strategie zu ändern und 
stattdessen aggressive Stimmenjagd zu betreiben sowie einen 
Lagerwahlkampf zu führen, dürfen wir getrost umgekehrt verstehen. 
Querschüsse und kaum noch einzufangende Ausreißer aus den eigenen 
Reihen sind in den kommenden Tagen gewiss.
Die Geschlossenheit der Union könnte allen Beschwörungen zum Trotz 
dahin sein. Da hilft es wenig, dass Angela Merkel nicht müde wird, 
ihre Platte vom schnellen Weg aus der Krise und den liberalen 
Wachstumsbeschleunigern aufzulegen.
Mehr noch: FDP-Chef Guido Westerwelle, der auch gestern wieder vom 
unbelehrbaren Horst Seehofer angefeindet wurde, hat seinerseits das 
inhaltliche Ringen mit den Schwarzen gestartet. Mit einem 
Sofortprogramm für die ersten 100 Tage schwarz-gelber Regentschaft 
geht er in Vorlage. Ein Peitschenhieb für Merkels samtweichen 
Schleichkurs. Der Gesundheitsfonds, den die Kanzlerin eben noch 
beschwor, ist zum Abschuss freigegeben.
 Auch wird die FDP ihre Forderung nach einer radikalen Steuerreform 
verschärft vortragen. Zum Thema gehören 400 im Internet nachlesbare 
Sparvorschläge, die für Wahlkampfzeiten viel zu konkret, klar und 
hart sind.
Damit wäre - ohne Zutun der SPD - den Wahlkampflöwen genug Futter zum
Fraß vorgeworfen. Schwer vorstellbar, dass sich die nach Beute 
lechzenden Großkatzen noch länger der Merkelschen Raubtierdressur 
fügen.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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