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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Thema: Barack Obama

Bielefeld (ots)

Gerade ein halbes Jahr im Amt und schon sinkt
der Stern des Barack Obama zwischen Washington und Los Angeles 
dramatisch. Nur zwei von zwölf Präsidenten seit 1945 hatten sechs 
Monate nach ihrer Wahl noch stärker an Sympathie verloren.
Allein in Souvenirshops, in denen ausländische Touristen jeden 
Schnickschnack kaufen, erscheint Obama noch als der Heilsbringer. 
Dort stapeln sich jetzt die letzten T-Shirts, »Hope«-Sticker und 
lebensgroßen Pappaufsteller des sympathischen Demokraten von nebenan,
der noch im November die Republikaner furios aus der Verantwortung 
jagte.
US-Bürger kaufen Obama nicht mehr ab, dass er das Gefangenenlager 
Guantánamo zügig dicht macht, das gigantische Haushaltsloch stopft 
und eine seit Jahrzehnten überfällige Gesundheitsreform schafft. 
Viele erinnern daran, dass Hillary Clinton schon 1993 als First Lady 
mit dem Bemühen um eine funktionierende Krankenkasse für alle 
Schiffbruch erlitt.
Der jetzt vorliegende 1028 Seiten zählende Gesetzentwurf soll 1000 
Milliarden Dollar kosten - und Obama will oder kann nicht sagen, wie 
er das Mega-Projekt finanziert. Wenn es irgendwie gelingt, das fast 
Unmögliche doch noch zu verwirklichen, wäre das nicht mehr als die 
Einlösung eines Wahlversprechens. Wenn er aber scheitert, würde sein 
gesamter Reformkurs zusammengestaucht. Besagter Bill Clinton musste 
seinerzeit in exakt gleicher Situation ganz groß klein beigeben.
Laut einer repräsentativen Umfrage von »GfK Roper Public Affairs & 
Media« hat »Yes we can« schwer an Überzeugungskraft gelitten. Nur 
noch 56 Prozent der US-Bürger sind mit Obamas Präsidentschaft 
zufrieden. Das ist zwar immer noch eine Mehrheit, aber nach gut 70 
Prozent in den ersten Wochen ein Alarmsignal. Vor allem: Das ist 
unter Bush-Niveau.
Nachdem vorletzte Woche der 5000. gefallene US-Soldat aus Irak und 
Afghanistan gemeldet wurde, hat die Administration die 
Veröffentlichung von Zahlen eingestellt. Debatten um den Sinn der 
Einsätze - wie in Deutschland, Großbritannien und Kanada geführt - 
sind den USA noch fremd. Das wird aber ganz offenbar nicht mehr lange
so bleiben.
Obama drückt zudem die höchste Arbeitslosenquote (9,5 Prozent nach 
US-Zählweise) seit mehr als 30 Jahren, ein ungekanntes Schrumpfen des
Bruttosozialprodukts (minus 5,5 Prozent) und eine Ölabhängigkeit, die
fast doppelt so hoch ist wie in Jimmy Carters Energiekrise.
Hillary Clintons alter Zweifel aus dem Vorwahlkampf, ob Obama nicht 
nur begeistern, sondern auch regieren kann, erhält neue Nahrung. 
Dabei ist der Präsident nicht unfähig, sondern er ist unverschuldet 
in eine globale Schieflage geschlittert, die andere zu verantworten 
haben. Schlimmer. Dem alten Rat, alles Unangenehme zu Beginn einer 
Amtszeit durchzuziehen, kann Obama nicht folgen, weil die Krise ihren
Preis fordert. Obama wird deshalb zwar nicht sein Amt verlieren, aber
seinen Nimbus.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell

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