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Medien-Experten: Die Zeitung der Zukunft ist individueller und kleiner 11. Euroforum Jahrestagung „Zukunftsforum Medien“, 05./06.04.2005 in Köln

Düsseldorf (ots)

- Layout-Papst Mario Garcia: „Nur 10 Sekunden
für die Titelseite!“ - Internet beeinflusst Inhalt, Gestaltung, Preis
und Werbeformen - Erste Experimente mit Kleinformaten
Düsseldorf/Köln, 06. April 2005 – Die Tage der Zeitung als
großformatiges Druckmedium für alle Zielgruppen sind gezählt. So die
Quintessenz der Vorträge und Debatten auf der Euroforum- Jahrestagung
„Zukunftsforum Medien“ am Dienstag und Mittwoch in Köln. Die Verlage
werden sich den von Fernsehen und Internet geprägten Seh- und
Lesegewohnheiten der Leser anpassen müssen und in Zukunft kleinere
und an den Interessen unterschiedlichster Zielgruppen ausgerichtete
Zeitungen und Zeitschriften mit größerem Bild- und geringerem
Text-Anteil entwickeln müssen.
„Keep it simple and clean“, erteilte beispielsweise der eigens aus
USA zum Kongress angereiste Layout-Papst Dr. Mario Garcia, einem
aufwändigen Medien-Design die Absage. Eine Vielzahl von Zeitungen und
Zeitschriften weltweit trägt bereits die Handschrift des Gründers und
CEO der in Kalifornien ansässigen Garcia Media Group Inc.
(www.garcia-media.com), so auch die „Zeit Punkte“ der deutschen
Wochenzeitung. „Good visual journalism is good business“ lautet das
Erfolgsrezept des Mediengestalters. Allerdings müsse man die heutigen
Lesegewohnheiten der Käufer zunächst genau kennen, um ihnen die
passende Zeitung anbieten zu können.
Die Menschen hätten heute beispielsweise einen engeren Bezug zur
Technik und würden mehr und schneller lesen. „Allways connected“ sei
mittlerweile häufig die Realität, meint Garcia. Eine eigene Studie
habe gezeigt, dass rund 80 Prozent der Konsumenten zwei Medien
(Internet und Telefon) oft auch simultan nutzten.
Ohne Zweifel werde auch heute noch viel gelesen. Das beweisen laut
Garcia nicht zuletzt die Auflagen-Zahlen eines „Harry Potter“ oder
von „The New Yorker“. Die Lesegewohnheit bei Zeitungen habe sich aber
radikal gewandelt. Die ausgiebige Lektüre am Morgen gehöre der
Vergangenheit an. Der Leser entscheide anhand der Titelseite morgens
innerhalb von zehn Sekunden nur kurz, was ihn interessiere. Im
Arbeitsalltag werde die traditionelle „Zeitung vom Morgen“ heute
tagsüber in mehreren Sessions gelesen - und schwerpunktmäßig auch
nicht mehr morgens, sondern erst am Feierabend.
„Lasst mehr die Bilder sprechen“, appellierte Garcia daher in Köln
an die Zeitungsmacher. Die große Kunst bei der Umstellung auf ein
kleineres Zeitungsformat mit mehr Bildanteil - und damit bestätige
der amerikanische „Layout-Guru“ auch die Erfahrung der anderen
Zeitungsmacher - bestehe darin, die Redakteure im Verlag von dem
teils massiv geringeren Textanteil der Zeitungen und Zeitschriften zu
überzeugen. Auch im Internet suche der Leser als Ergänzung zum
Printmedium keine vertiefenden Stories, sondern eher Fotos.
Der unschätzbare Vorteil der Zeitung gegenüber dem Internet: Die
Lektüre ist abends beendet. Damit das Lesen keinen unbefriedigten
Nachgeschmack hinterlasse, müssen Zeitungen genau aus diesem Grunde
auch kompakt gemacht sein, zeigte sich Garcia überzeugt.
Zeitungsmarkt im Wandel
Bereits heute hat sich der Zeitungsmarkt radikal verändert. Einen
starken Einfluss darauf hatte zweifellos das Internet. „Man kann die
Zeitungen vor dem Internet nicht schützen“, erklärte Karlheinz
Röthemeier, Sprecher der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Rhein-
Main GmbH und Vizepräsident im Bundesverband Deutscher
Zeitungsverleger e.V. (www.bdzv.de). Das hätten die Zeitungsverlage
in den vergangenen Jahren gelernt. Jeder Verlag müsse wohl seinen
eigenen Weg finden. Bewährt habe sich beispielsweise eine Vernetzung
der regionalen Internet-Strukturen verschiedener Verlage.
Eine starke Tendenz weg von der „Belehrung“ in früheren Zeiten hin
zum „Austausch“ hat Eugen Russ, Geschäftsführer des Verlages der
österreichischen Vorarlberger Nachrichten für die Zeitung ausgemacht
- verursacht unter anderem durch Internet-Angebote wie Ebay und
Amazon. Über die Koppelung der gedruckten Seiten mit Online- Inhalten
wie Downloads von Ergebnislisten, Formularen, Bauanträgen, Bilanzen
oder Liedertexten, hat der Verlag sein Angebot deshalb vertieft.
1.500 Mal sei beispielsweise das Testament des Papstes von den Lesern
herunter geladen worden. Damit übernehme die Zeitung quasi die
Funktion eines Internet-Browser. Mehr als 1.000 registrierte User
verzeichnet das Blatt inzwischen, die nicht nur die Themen für die
Lokalausgaben vorgeben, sondern sich darüber hinaus sogar als freie
Mitarbeiter aktiv beteiligen.
Insbesondere mit der jüngeren Leserschaft tut sich das Medium
Zeitung immer schwerer. Gründe dafür sind laut Axel Dammler,
Geschäftsführender Gesellschafter von „icon kids & news“, nicht
zuletzt die abnehmende Lesebereitschaft und auch Lesefähigkeit bei
den Jugendlichen. Der Medientrend „schneller, lauter, greller“ führe
dazu, dass auch der den Konsumenten zugemutete Anteil der „Lese-
Arbeit“ immer geringer werde. Die Anforderungen an die Printmedien im
Jugendsegment gehen Dammler zufolge weg von der Unterhaltung in
Richtung „Service und Information“ bei zunehmend mobiler Nutzung. An
diesem Interessen-Profil der jungen Leser müssten sich auch die
lokalen Zeitungen bei ihrer Zukunftsplanung ausrichten, meint
Dammler.
Experimente mit neuen Formaten
Selbst das (Groß-)Format der Zeitung ist kein Tabu. So testen
beispielsweise „Die Welt“ und der „Kölner Stadtanzeiger“ derzeit ein
„Tabloid“ genanntes Mini-Format zu deutlich herabgesetzten
Kaufpreisen. „Auch Zeitungen müssen um Minuten kämpfen“, bringt Franz
Sommerfeld, Chefredakteur beim Kölner Stadtanzeiger, die Beweggründe
seines Verlages für die Herausgabe des „Stadtanzeiger Direkt“ auf den
Punkt. Das Zeitalter „eine Zeitung für alle“ neige sich dem Ende zu
und es gelte, die gewohnte Zeitung zu einer Markenfamilie mit
individuellen Angeboten für bestimmte Zielgruppen zu machen.
Sommerfeld: „Wir müssen uns hier die Strategien der Markenartikler
zunutze machen und ebenfalls Premium Marken oder Spezial-Titel für
bestimmte Altersgruppen entwickeln.“
Auf der Suche nach dem Zeitungskonzept der Zukunft hat die
Universität Köln in einem Projekt bereits die Plattform für eine
„Individualisierte Gedruckte Zeitung“ entwickelt und zum Patent
angemeldet. „… die geeignete Plattform, um neue Formate
auszuprobieren“, wie Prof. Dr. Detlef Schoder, Universitätsprofessor
am Seminar für Wirtschaftinformatik der Uni Köln, erklärte. Die
Vielzahl der Anforderungen an die Zeitung wie neue Preise, Formate,
Zielgruppen oder Werbestrategien können mit Hilfe der Plattform
flexibel umgesetzt werden.
Hauptumsatzträger der Druckindustrie
Dass die Tageszeitung eines Tages komplett aus der
Medienlandschaft verschwinde, da sind die Medienexperten einer
Meinung, ist trotz der Vielzahl an digitalen und mobilen Medien nicht
zu erwarten. „Print entwickelt sich wieder aus einem Tal heraus“,
zeigte sich Thomas Hauser, Unternehmenssprecher der MAN Roland
Druckmaschinen AG, auf der Mediententagung überzeugt. Denn neben dem
Bedarf an schneller und jederzeit mobil verfügbarer Information
hätten die Mediennutzer gleichzeitig den Wunsch nach Fokussierung und
Besinnung, wie ihn nur die gedruckten Medien erfüllen können. Der
sprichwörtliche Felsen im Meer des Marktes der Print-Produkte, den
Hauser auf weltweit rund 950 Mrd. Euro jährlich bezifferte, seien
Zeitungen und Zeitschriften. Hier sei im Vergleich zu anderen
Produkten wie Gruß- und Landkarten, Büchern, Katalogen oder
Verpackungen aber auch die meiste Bewegung im Markt hinsichtlich
Design, Farbgebung und Aktualität.
Wie mit Content im Internet Geld verdient wird, machen Internet-
Provider wie America Online (AOL) seit Jahren vor. Bei Music-on-
Demand (MoD) ist AOL mit 500.000 Kunden inzwischen in Deutschland die
Nummer Drei hinter der Telekom-Tochter T-Online und Apple’s iTunes.
Als größtes Plus für das funktionierende Online-Business sieht Simone
Brecht, Vice President Programming und Mitglied der Geschäftsleitung
der AOL Deutschland GmbH und Co. KG, die bestehende Kundenbeziehung
für die möglichst einfache Abrechnung der Inhalte (Billing) mit dem
Nutzer. Aber auch exklusive Inhalte würden zum Erfolg der Dienste
beitragen. Seinen neuesten Dienst, Internet- Telefonie in gewohnt
guter Sprachqualität, bietet der Hamburger Provider allerdings seit
dieser Woche erstmals auch Nicht-AOL- Mitgliedern an. Ambitionen, im
Rahmen einer Triple Play-Strategie via Kabelmodem auch auf den
Fernsehbildschirm zu gehen, hege der Internet Provider derzeit nicht,
wie die AOL-Managerin auf Nachfrage erklärte.
Autor: Georg Stanossek
Mail:  redaktion@portel.de
Über das „Zukunftsforum Medien“:
Rund 60 Medien-Experten diskutierten am Dienstag und Mittwoch in
Köln auf der Euroforum-Jahrestagung „Zukunftsforum Medien“ die
Ökonomie der Medienlandschaft sowie den Werbemarkt 2005, digitale
Inhalte und die Perspektiven im intermediären Wettbewerb. Namhafte
Vertreter der Medienwelt geben dabei auch Handlungsempfehlungen für
die eigene Praxis. Die Veranstaltung im Internet:
www.euroforum.de/pr-medien
Ansprechpartner für die Redaktion:
Claudia Büttner
Leitung Presse und Öffentlichkeitsarbeit
EUROFORUM Deutschland GmbH
Tel.: +49 (0) 211 / 9686 3380
Fax: +49 (0)211 / 9686 4380
E-Mail:  presse@euroforum.com

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