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NRZ: Kommentar der Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung zur Frührente:

Essen (ots)

Die Deutschen flüchten in die Frührente. Immer später zwar, dafür aber immer öfter. Jeder zweite Arbeitnehmer verlässt seinen Arbeitsplatz inzwischen vor dem 65. Lebensjahr. Eine dramatische Steigerung binnen zehn Jahren. Die Gründe dafür sind ausgesprochen vielfältig. Während Gutverdiener gerne auf ein paar Euro im Monat verzichten mögen und materielle Dinge im Lebensabend im Austausch für mehr Freizeit hintanstellen, können sich weniger gut betuchte Arbeitnehmer den vorzeitigen Ruhestand wegen der hohen Abschläge in der Regel gar nicht leisten. Dass sie sich dennoch in Scharen in Frührente verabschieden, hat mehr mit dem Druck der Verhältnisse zu tun. Entweder versuchen Arbeitgeber, sie aus dem Job zu drängen, weil Jüngere billiger und vielleicht belastbarer sind. Oder aber die Beschäftigten streichen selbst vor der Zeit die Segel, weil sie dem Druck einer verdichteten und zunehmend auf Effizienz ausgerichteten Arbeitswelt nicht mehr standhalten. Auf Dauer ist das natürlich keine Lösung. Nicht für die Beschäftigten, nicht für die Arbeitgeber und auch nicht für die Volkswirtschaft. Die Arbeitgeber sind auf ältere Beschäftigte genauso angewiesen wie jene auf eine auskömmliche Rente. Und das Thema Fachkräftemangel ist in den vergangenen Jahren hinreichend erörtert worden. Was also ist zu tun? Offensichtlich haben Wirtschaft und Gesellschaft den jahrzehntelang dominanten Jugendwahn trotz erster positiver Ansätze noch immer nicht hinter sich gelassen. Nach wie vor hapert es an vernünftigen Arbeitszeitmodellen, Gesundheitsvorsorge und anderem mehr in vielen Betrieben, um die Voraussetzungen für ältere Beschäftigte zu verbessern. Auf Dauer aber wird es sich niemand mehr leisten können, so leichtfertig wie bisher auf das Wissen und Können der Älteren zu verzichten. Hinzu kommt: Die "Rente mit 67" verschärft den Druck, endlich die Älteren besser in die Arbeitswelt zu integrieren. Denn ohne einen Abschied vom Jugendwahn wird die Rente mit 67 tatsächlich das, was Kritiker ihr stets nachgesagt haben: eine verkappte Rentenkürzung für die Massen.

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