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Westfalenpost: Dumm gelaufen Stoibers Fall - ein politisches Lehrstück

Hagen (ots)

Von Bodo Zapp
Wer Mitte Dezember vorausgesagt hätte, dass Edmung Stoiber im 
Januar den Rückzug von allen Spitzenämtern bekannt gibt, wäre als 
politisch naiv belächelt worden. Schleichende Demontage, Aufruhr und 
Verschleppungstaktik, Kapitulation: So schnell und so brutal ist 
hierzulande noch kein Politiker mit Denkmal-Status vom Sockel 
gestoßen worden. Später wird man sich vielleicht einmal fragen: Warum
eigentlich?
 Bei aller gebotenen Distanz zu manchen scheinheiligen 
Nachher-Lobpreisungen: Die Leistungsbilanz des Ministerpräsidenten 
ist erstklassig! Bayern steht in vielen Bereichen an der Spitze, als 
erstes Bundesland hat es einen ausgeglichenen Haushalt, im Landtag 
hat die CSU eine Zwei-Drittel-Mehrheit, das Etikett "Mit Laptop und 
Lederhose" kann der Landesvater auf Abruf durchaus als Anerkennung 
für seine Modernisierungsarbeit verstehen. Doch ist der Ruf erst 
angeknackst, zählen gute Arbeitszeugnisse nichts mehr.
 Parteifreunde waren seiner überdrüssig: 14 Jahre sind genug, 
Ergebenheitsbekundungen wirkten nur noch peinlich. Als wäre da 
plötzlich ein anderer Mensch, nahmen Schwachpunkte des unerwarteten 
"Berlin-Heimkehrers" in den Augen der Bürger an Größe zu. 
Fehleinschätzungen, schlechte Beratung, überall Gegenwind: Stoiber 
konnte sich nicht mehr halten. Die Kreuther Pseudo-Rettungsaktion ist
dumm gelaufen. Letztlich war der Bespitzelungsvorwurf der Landrätin 
Nebensache in einem politischen Schurkenspiel mit 
Komödienstadl-Aspekten. Frau Pauli öffnete nur das Tor zum Abgrund, 
den andere längst gebuddelt hatten.
 Mit seiner Rücktrittserklärung nutzte Stoiber die letzte Chance, 
nach außen eigenes Handeln zu demonstrieren. Er tat gut daran, sich, 
dem Land und der CSU weiteres Dauerquälen zu ersparen. Ob die 
Nachfolger an der Spitze der Partei und im Amt des 
Ministerpräsidenten sein Bayern-Kraftformat haben, wird sich zeigen. 
Noch schneller dürfte deutlich werden, dass mit dem Ende einer Ära 
kein Schluss des Personalraufens verbunden ist. Verlierer ist nicht 
nur Stoiber, Abrechnungstage gibt es auch vor dem nächsten Wahltag.
 Und Berlin? Der "dritte Mann" in der Koalition wird künftig weniger 
stark sein. Nicht alle bedauern das.

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