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Fliegen und Klimaschutz - Daten, Fakten, Wissen

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Pressemitteilung

Freiburg/Berlin, 2. Dezember 2020

Fliegen und Klimaschutz - Daten, Fakten, Wissen

Im Zuge der Coronapandemie erlebt der Luftverkehr einen beispiellosen Einbruch. Doch bis Februar 2020 kannte das weltweite Fliegen nur eine Tendenz - nach oben. Ob der neu eröffnete Flughafen Berlin-Brandenburg aber auch andere Flughäfen nach dem Ende der Pandemie wieder so hohe Passagierzahlen aufweisen werden, ist heute noch ungewiss. Eins jedoch ist sicher: Aus Klimaschutzsicht muss sich der Luftverkehr grundlegend wandeln, um langfristig klimaneutral zu werden.

Welche Lösungsansätze in Deutschland, der EU und weltweit zu mehr Klimaschutz beitragen, hat das Öko-Institut in einem über Spenden finanzierten Projekt analysiert und eine breite Informationssammlung auf der neuen Website www.fliegen-und-klima.de veröffentlicht.

"Der Weg zu mehr Klimaschutz braucht politische Regulierung und den Abbau von Subventionen ebenso wie technische Innovationen und alternative Antriebe", fasst Anne Siemons, Leiterin des Projekts am Öko-Institut zusammen. "Doch auch ein anderes Verhalten von Reisenden hin zu klimafreundlicheren Alternativen ist besonders wichtig für mehr Klimaschutz im Luftverkehr."

Nicht zuletzt zu Fragen rund um die Kompensation von Flügen, also dem Ausgleichen der Treibhausgase durch Finanzierung von Klimaschutzprojekten, gibt die neue Website des Öko-Instituts Auskunft.

Klimaschädliche Wirkung des Luftverkehrs

2018 stiegen mehr als 247 Millionen Menschen an deutschen Flughäfen ein, aus oder um - ein Plus von 72 Prozent gegenüber 2001. Weltweit sind der Luftverkehr und seine klimaschädlichen Emissionen sogar noch stärker angewachsen. So gab es 2018 mehr als 4,3 Milliarden Fluggäste - zweieinhalb Mal so viele wie noch im Jahr 2000.

Mit Blick auf die klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bedeutet das einen starken Anstieg: So verursachten internationale Reisen aus Deutschland im Jahr 2018 insgesamt 29,4 Millionen Tonnen (Mio. t) CO2-Emissionen. Das sind ungefähr 3,4 Prozent der gesamten deutschen Emissionen in diesem Jahr und etwa so viel, wie Los Angeles mit knapp vier Mio. Einwohnerinnen und Einwohnern jährlich ausstößt. Die Emissionen aus dem innereuropäischen Luftverkehr und dem EU-Anteil an internationalen Flügen machten 2018 mit 182 Mio. t etwa vier Prozent der gesamten Emissionen der EU aus.

Die tatsächliche klimaschädliche Wirkung des Luftverkehrs ist aber im globalen Durchschnitt etwa dreimal so hoch wie die Wirkung der CO2-Emissionen alleine. Das liegt daran, dass der Luftverkehr durch weitere Faktoren wie Ozon- und Wolkenbildung zur Erderhitzung beiträgt.

Politik, Alternativen, Technologien, Kompensieren

Neben aktuellen Zahlen und Daten zum Luftverkehr bündelt die Website zudem Informationen zu Subventionen und der heute vielfach unzureichenden politischen Regulierung. So sind Flüge im Gegensatz zu Auto- oder Bahnfahrten von Energiesteuern befreit und für internationale Flüge gibt es keine Mehrwertsteuer. Das führt dazu, dass die Fortbewegung mit dem Flugzeug im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln so geringe Kosten verursacht - trotz ihrer immens klimaschädlichen Wirkung. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern eine grundlegende Überarbeitung der Besteuerung, etwa die Anhebung der Ticketsteuern zum Ausgleich der fehlenden Mehrwertsteuern. Außerdem zeigen sie Defizite des EU-Emissionshandels und des internationalen Mechanismus CORSIA auf, die verhindern, dass diese Instrumente zu mehr Klimaschutz im Luftverkehr führen.

Um klimaschädliche Emissionen zu vermeiden, sollte die erste Frage sein, ob ein Flug vermieden werden kann. Denn ein wichtiger Hebel sind laut Öko-Institut, die Alternativen zum Fliegen: die Videokonferenz statt der Dienstreise, die Nutzung der Bahn statt Kurzstreckenflügen, touristische Ziele in der Nähe statt häufiger Langstreckenflüge. Hier enttarnt die Website Mythen rund ums Fliegen, bietet alternative Perspektiven an und erzählt Geschichten von Menschen, die beschlossen haben, weniger zu fliegen oder sogar ganz auf das Fliegen zu verzichten.

Zusätzlich zur Vermeidung von Flügen werden aber auch neue Technologien nötig sein, um die Klimawirkung des Fliegens zu begrenzen. Für Luftverkehr, der sich nicht vermeiden lässt, gibt es langfristig zwei Möglichkeiten, die Klimawirkung zu senken: den Einsatz alternativer Kraftstoffe wie E-Fuels oder nachhaltige Biokraftstoffe sowie alternative Antriebskonzepte wie Wasserstoff- und Elektroflugzeuge. Diese Technologien werden aber in absehbarer Zeit nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen.

Im Kapitel Kompensieren beantwortet die Website des Öko-Instituts die wichtigsten Fragen zur Kompensation von Treibhausgasemissionen und zur Klimaverantwortung Wie funktioniert Kompensation? Wie sinnvoll sind Klimakompensation und Klimaverantwortung? Wird dadurch die Klimawirkung des Fliegens tatsächlich ausgeglichen? Und was sind gute Kompensationszertifikate?

Zur Website www.fliegen-und-klima.de des Öko-Instituts

Zur Infografiksammlung "Fliegen und Klimaschutz" des Öko-Instituts

Ansprechpartner und -partnerin am Öko-Institut

Projektleitung

Anne Siemons

Senior Researcher im Institutsbereich

Energie & Klimaschutz

Öko-Institut e.V., Büro Freiburg

Telefon: +49 761 45295-290

E-Mail: a.siemons@oeko.de

Zu den Themen EU-Emissionshandel und Steuern

Jakob Graichen

Senior Researcher im Institutsbereich

Energie & Klimaschutz

Öko-Institut e.V., Büro Berlin

Telefon: +49 30 405085-366

E-Mail: j.graichen@oeko.de

Zu den Themen Kompensation und CORSIA

Dr. Lambert Schneider

Forschungskoordinator Internationale Klimapolitik

Institutsbereich Energie & Klimaschutz

Öko-Institut e.V., Büro Berlin

Telefon: +49 30 405085-304

E-Mail: l.schneider@oeko.de

Das Öko-Institut ist eines der europaweit führenden, unabhängigen Forschungs- und Beratungsinstitute für eine nachhaltige Zukunft. Seit der Gründung im Jahr 1977 erarbeitet das Institut Grundlagen und Strategien, wie die Vision einer nachhaltigen Entwicklung global, national und lokal umgesetzt werden kann. Das Institut ist an den Standorten Freiburg, Darmstadt und Berlin vertreten.

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Mandy Schoßig
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Borkumstraße 2
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Tel: +49 30 405085-334 
m.schossig@oeko.de
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