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WAZ: Abschied von Loveparade-Opfern - "Wir wollten zusammen feiern". Leitartikel von Wilhelm Klümper

Essen (ots)

Im Duisburger Tunnel des Grauens diese Zeilen auf einem großen Blatt Papier: "20 Menschen, 20 Herzen, 20 Seelen, 20 Familien, 20 Wünsche, 20 Raver und 20 Mal das gleiche Ziel: Loveparade in Duisburg. Wir haben überlebt, die 20 nicht. Wir wollten zusammen feiern und nicht um unser Leben kämpfen." Das Papier ist ein paar Tage alt. Jetzt haben wir 21 Tote zu beklagen.

Wer ist schuldig? Ein Nachbar spricht aus, was wohl die meisten denken: Es müssen jetzt Köpfe rollen. Der Buhmann ist Oberbürgermeister Sauerland, ein Kümmerer und Kumpeltyp, kein Aktenfresser. Der macht auch schon mal frühmorgens Termine im Altenheim, um mit Senioren gemeinsam zu frühstücken. Ein Schulterklopfer, der das Gespräch mit dem Bürger geradezu sucht.

Der Chef der Verwaltung beschäftigt sich nicht mit Feinheiten. Dafür hat er seine Leute, erzählt er. Uns sitzt beim Interview ein gebrochener Mann gegenüber, dem offenbar noch nicht klar ist, dass er sich als Erster Bürger in seiner Stadt Duisburg auf längere Zeit nicht ohne Bodyguards auf die Straße wagen kann.

Plötzlich melden sich viele zu Wort, die vorher gewarnt haben wollen. Vielleicht zu leise. Es hagelt Schuldzuweisungen. Der Veranstalter war's. Oder vielleicht doch auch ein bisschen die Polizei? Die Besserwisser der Republik fällen ihr fernes Urteil. Klar doch, dass eine Stadt wie Duisburg so etwas nicht stemmen kann. Kann ja nur Größenwahn gewesen sein, sich die Loveparade an Land zu ziehen.

Vor einer Woche wollten wir alle doch nur laut feiern, stolz auf unsere Stadt und das Ruhrgebiet sein. Heute trauern wir leise um die 21 Toten. Es ist entsetzlich. Aber kein Grund, mit dem Finger auf uns zu zeigen.

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