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Berliner Morgenpost: Die Kinder müssen deutsch lernen - Kommentar

Berlin (ots)

Er ist erst seit zwei Wochen im Amt und macht schon
Schlagzeilen. Bundesweit. Via "Bild"-Zeitung hat der neue Vorsitzende
der Grünen, Cem Özdemir, gestern mehr Türkisch-Unterricht an 
deutschen Schulen gefordert. Ein Vorschlag, der bei der CDU in 
Özdemirs politischem Heimatland Baden-Württemberg umgehend 
Widerspruch hervorrief. Man solle sich auf die wesentlichen Ziele in 
der Bildungspolitik konzentrieren und nicht immer neue Fächer in den 
Schulen einführen. Türkisch zähle nicht zu den global relevanten 
Fremdsprachen, mit denen die Schüler später einmal durch die Welt 
kommen müssten, hieß es. So weit, so richtig.
Doch keiner sollte Özdemir bewusst missverstehen - was schnell 
passieren kann, wenn man nur die Schlagzeile liest. Der Grünen-Chef -
zur Erinnerung: der erste Parteivorsitzende in Deutschland mit 
Migrationshintergrund - hat nicht vorgeschlagen, dass türkische 
Kinder nur noch Türkisch lernen sollen. Özdemir will, dass Kinder aus
Einwandererfamilien ihre, wie er sagt, Mehrsprachigkeit entfalten 
können. Und stellt deshalb zu Recht die Frage, warum an deutschen 
Schulen neben Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch nicht auch
Türkisch unterrichtet wird. Und natürlich können Schulen ein solches 
Fach anbieten, wenn sie sich damit im Wettbewerb der Schulen 
untereinander profilieren wollen, wenn sie dazu die Lehrer und die 
finanziellen Mittel haben.
Das Grundproblem in den deutschen Schulen wird aber nicht mit einem 
Fach Türkisch gelöst. Wie die letzte Auswertung der Pisa-Studie erst 
in der vergangenen Woche gezeigt hat, hat sich die Situation von 
Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den vergangenen
Jahren kaum verbessert. Die Verantwortlichen in den Schulen schaffen 
es nicht, diese Kinder zu den gleichen Schulerfolgen zu führen wie 
deutschsprachige Kinder. Viele der Migrantenkinder können kaum oder 
kein Deutsch, wenn sie in die Vorschule kommen. Sie sprechen auch 
später zu Hause nur Türkisch (oder Arabisch), sie sehen dank 
Satellitenfernsehen nur türkischsprachige Sender. Aber um im Schul- 
und Berufsleben zurechtzukommen, müssen sie die deutsche Sprache 
lernen. Dazu gehören Lesefähigkeit, Rechtschreibung, Grammatik und 
die richtige Aussprache. Wahrscheinlich überfordert man die Lehrer, 
wenn man ausschließlich sie verantwortlich für die Erfolge der 
Einwandererkinder macht. Die Eltern - wie oft ist es schon gesagt 
worden - müssen mittun, sie müssen Wert auf gute Bildungsabschlüsse 
ihrer Kinder legen.
Özdemir wird sich in seiner Funktion als grüner Bundesvorsitzender 
immer wieder zu den Integrationsproblemen äußern müssen. Er tut gut 
daran zu sagen, dass Integration keine Einbahnstraße ist. Dass 
Integration mit Fördern und Fordern zu tun hat. Und dass es ein Muss 
ist, die deutsche Sprache zu beherrschen.

Pressekontakt:

Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de

Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell

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