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Stuttgarter Nachrichten: Wissenschaftler: Mittelschicht der Gewerkschaftsmitglieder besonders anfällig für Rechtsextremismus

Stuttgart (ots)

In der Diskussion um rechtsextreme Tendenzen in
der deutschen Gesellschaft hat der Berliner Politologe Richard Stöss 
darauf hingewiesen, dass jedes fünfte Gewerkschaftsmitglied 
"rechtsextrem eingestellt" ist. Ein Grund dafür sei auch der 
abnehmende Einfluss der Arbeitnehmerinteressen auf Politik und 
Wirtschaft. Den Stuttgarter Nachrichten (Freitag) sagte Stöss: "Die 
Mittelschicht der Gewerkschaftsmitglieder ist besonders anfällig für 
Rechtsextremismus."
Stöss hat die Anschauungen von mehr als 4000 gewerkschaftlich 
organisierten und nichtorganisierten Arbeitnehmern untersucht. Dabei 
hat er herausgefunden, dass bei 20 Prozent der 
Gewerkschaftsmitgliedern eine autoritäre Staatsverfassung sowie "ein 
starker Mann", der seine politischen oder ökonomischen Vorstellungen 
durchsetzt, hoch im Kurs stehen.  Allen voran sind es die 
Auswirkungen der Globalisierung auf den heimischen Arbeitsmarkt, die 
die Arbeitnehmer rebellisch stimmen. "Sie wünschen sich jemanden, der
gegenhält und sagt: So nicht", so Stöss. Dahinter stecke jedoch kein 
konkretes rechtsextremes Programm. "Sie würden nie an einer 
NPD-Demonstration teilnehmen. Aber auf dem Bau, wo Lohndumping und 
Angst vor Jobverlust herrschen, schwärzen deutsche Arbeiter ihre 
Kollegen aus Polen und Portugal als faul und schlecht an." Verstärkt 
wird der Riss in der Belegschaft auch durch die befristete 
Beschäftigung von Leiharbeitern. "Leute von außen werden nicht 
akzeptiert und grundsätzlich als Bedrohung wahrgenommen", so Stöss.
Auch das Prestige der Gewerkschaftsarbeit nimmt schrittweise ab - 
"weil ihre Macht und ihr Einfluss dramatisch geringer werden", 
erklärt der Forscher. "Wenn der Arbeitgeber damit droht, das Werk in 
ein Billiglohnland zu verlegen, überlegt sich die Gewerkschaft, 
inwieweit sie ihm Druck macht." Wo Privilegien wie übertarifliche 
Regelungen abgebaut würden, schöben organisierte Arbeiter auch den 
Gewerkschaften eine Teilschuld daran zu.  Wohl auch deshalb wählen 
Gewerkschafter heute genau so häufig die NPD wie 
Nichtgewerkschaftsmitglieder. Allesamt wollen den etablierten 
Parteien Denkzettel verpassen - die organisierten Arbeitnehmer vor 
allem der alten Arbeiterpartei SPD. Stöss: "Sie wollen der SPD die 
braune Karte zeigen, weil die sich gefälligst um die kleinen Leute 
kümmern soll." Das sei jedoch weder für Mitglieder noch für 
Nichtmitglieder eine angemessene Reaktion. "Damit sollte niemand 
spielen."
Tags zuvor hatte eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ergeben,
dass jeder vierte Deutsche ausländerfeindlichen Ansichten zustimmt.

Pressekontakt:

Rückfragen bitte an:
Stuttgarter Nachrichten
Redaktion
Joachim Volk
Telefon: 07 11 / 72 05 - 7120
cvd@stn.zgs.de

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