Extremes Niveau der Not: UNICEF startet globalen Hilfeaufruf für 73 Millionen Kinder
Extremes Niveau der Not: UNICEF startet globalen Hilfeaufruf für 73 Millionen Kinder
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen ruft für das kommende Jahr zu Investitionen von 7,66 Milliarden US-Dollar für lebensrettende Hilfen für Kinder auf
New York/ Köln, den 10. Dezember 2025
Immer mehr Konflikte, wachsender Hunger, Kürzungen internationaler Finanzmittel und vielerorts eine zusammenbrechende Grundversorgung verschärfen die Lage von Kindern weltweit dramatisch. Vor diesem Hintergrund startet UNICEF den Nothilfeaufruf „Humanitarian Action for Children 2026“ für Kinder in 133 Ländern und Regionen.
UNICEF benötigt 7,66 Milliarden US-Dollar, um im kommenden Jahr humanitäre Hilfe für 73 Millionen Kinder in Krisen- und Konfliktgebieten zu leisten – darunter 37 Millionen Mädchen und mehr als neun Millionen Kinder mit Behinderungen.
Kinder in Notlagen sind mit sich überschneidenden, immer größeren und komplexeren Krisen konfrontiert. Eskalierende Konflikte führen zu Vertreibungen von Millionen von Menschen und schweren Kinderrechtsverletzungen. Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser gehen unvermindert weiter, während die Zahl der bestätigten Fälle von Vergewaltigungen und anderen Formen sexualisierter Gewalt gegen Kinder stark steigt. In vielen Krisen werden gezielt Kinder und diejenigen, die ihnen helfen, angegriffen.
Bedrohungen für Kinder in Notlagen nehmen zu
„Kinder, die von Konflikten, Katastrophen, Vertreibung und wirtschaftlichen Turbulenzen betroffen sind, kämpfen überall auf der Welt mit enormen Herausforderungen“, sagt UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Ihr Leben wird von negativen Kräften bestimmt, die sie nicht kontrollieren können: Gewalt, die Gefahr von Hungersnöten, sich verschärfende Klimakatastrophen und vielerorts der Zusammenbruch ihrer Grundversorgung.“
Weltweit sind die Finanzmittel für humanitäre Hilfen im Jahr 2025 dramatisch zurückgegangen. Bereits jetzt sind die Möglichkeiten von UNICEF, Millionen von Kindern in Not zu helfen, durch Kürzungen der Geberregierungen eingeschränkt. Erhebliche Finanzierungslücken in den Jahren 2024 und 2025 zwingen UNICEF zu unmöglichen Entscheidungen.
Globale Kürzungen gefährden lebensrettende Programme
Allein bei den Ernährungsprogrammen führte eine Finanzierungslücke von 72 Prozent im Jahr 2025 zu Kürzungen in 20 Schwerpunktländern. Statt wie geplant über 42 Millionen Frauen und Kindern zu helfen, konnte UNICEF nur 27 Millionen Personen unterstützen. Im Bildungsbereich gefährdet ein Defizit von 745 Millionen US-Dollar den Zugang zu Bildung, Schutz und Stabilität für Millionen weitere Kinder. Im Bereich Kinderschutz stehen weniger Ressourcen zur Verfügung, während gleichzeitig schwere Kinderrechtsverstöße zunehmen. Programme für Überlebende sexueller Gewalt, für von bewaffneten Gruppen rekrutierte oder eingesetzte Kinder und für dringend psychologische und psychosoziale Unterstützung sind gefährdet.
„Die gravierenden Finanzierungslücken setzen die lebensrettenden Programme von UNICEF unter enormen Druck“, sagt Russell. „In all unseren Einsatzgebieten müssen die Teams an vorderster Front unmögliche Entscheidungen treffen: Sie müssen die begrenzten Vorräte und Dienstleistungen auf Kinder an bestimmten Orten konzentrieren und dafür andere Kinder vernachlässigen. Sie müssen Hilfen seltener leisten oder überlebenswichtige Maßnahmen kürzen.“
Humanitäre Diplomatie für Kinder dringend benötigt
Gleichzeitig wird der Zugang zu humanitärer Hilfe in einem Ausmaß eingeschränkt, das neu ist. In vielen Notlagen können UNICEF und Partnerorganisationen Kinder, die hinter sich verschiebenden Frontlinien gefangen sind, nicht erreichen. Nachhaltige humanitäre Diplomatie ist weiterhin unerlässlich, um den Zugang zu sichern und Kinder vor zunehmenden schweren Kinderrechtsverletzungen zu schützen.
UNICEF warnt: Im Jahr 2026 werden mehr als 200 Millionen Kinder humanitäre Hilfe benötigen. Viele von ihnen leben in lang andauernden Krisen. So sind ganze Generationen von Unterernährung bedroht, erhalten keine Bildung, sind Krankheitsausbrüchen schutzlos ausgeliefert und leben in ständiger Unsicherheit und Instabilität.
Wachsende Kluft zwischen Bedarfen und verfügbaren Mitteln
„Die aktuelle globale Finanzierungskrise spiegelt keinen Rückgang des humanitären Bedarfs wider, sondern vielmehr eine wachsende Kluft zwischen dem Ausmaß des Leids und den verfügbaren Ressourcen“, so Russell. „Während UNICEF daran arbeitet, sich an diese neue Realität anzupassen, zahlen Kinder bereits den Preis für schrumpfende humanitäre Budgets.“
UNICEF ruft nationale Regierungen, öffentliche Geldgeber und Partner aus der Privatwirtschaft dringend auf:
• ihre Investitionen in Kinder zu erhöhen
• dabei vorrangig flexible und mehrjährige Finanzierungen bereitzustellen
• lokal geleitete Hilfsmaßnahmen und nationale Systeme zu unterstützen
• humanitäre Grundsätze und die zentrale Bedeutung des Schutzes zu wahren
• Hindernisse beim Zugang zu humanitärer Hilfe zu beseitigen.
Hinweise für Redaktionen:
Der englischsprachige Nothilfeaufruf „Humanitarian Action for Children 2026” und Einzelheiten zu den einzelnen Appellen stehen hier zur Verfügung.
Multimedia-Materialien sind hier verfügbar.
Pressekontakt: UNICEF Deutschland, Katja Sodomann, Sprecherin, 0221/93650-315, presse@unicef.de
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