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Neuer UNICEF-Bericht: Weltweit leben über 400 Millionen Kinder in extremer Armut 

Neuer UNICEF-Bericht: Weltweit leben über 400 Millionen Kinder in extremer Armut 
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Weltweit leben über 400 Millionen Kinder in extremer Armut

Neuer UNICEF-Bericht „Zur Situation der Kinder in der Welt“ / Fortschritte im Kampf gegen Kinderarmut in Gefahr / bundesweite Aktionen zum Internationalen Tag der Kinderrechte

New York/ Köln, den 20. November 2025 

Weltweite Kürzungen internationaler Hilfe, steigende Staatsverschuldungen, Konflikte und der Klimawandel gefährden die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern und bedrohen jahrzehntelange Errungenschaften bei der Verringerung von Kinderarmut.

Mehr als jedes fünfte Kind in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (417 Millionen) leidet unter schwerwiegenden Entbehrungen, die seine Gesundheit, seine Entwicklung und sein Wohlergehen beeinträchtigen. Dies geht aus dem am heutigen Internationalen Tag der Kinderrechte veröffentlichten Bericht des UN-Kinderhilfswerks UNICEF hervor.

Die diesjährige Ausgabe des UNICEF-Reports „Zur Situation der Kinder in der Welt“ trägt den Titel „Kinderarmut beenden – unsere gemeinsame Verantwortung“. Sie nimmt sowohl die monetäre Armut als auch die sogenannte multidimensionale Armut von Kindern in den Blick. Diese bezieht sich auf gravierende Entbehrungen in einer oder mehreren der sechs lebenswichtigen Bereiche: Bildung, Gesundheit, Wohnen, Ernährung, Sanitärversorgung und Wasser.

417 Millionen Kinder in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen müssen schwerwiegende Entbehrungen in mindestens zwei Bereichen, 118 Millionen in drei oder mehr und 17 Millionen in vier oder mehr Bereichen hinnehmen. Die höchsten Raten sind in Subsahara-Afrika und Südasien. Im Tschad beispielsweise leben 64 Prozent der Kinder mit zwei oder mehr gravierenden Entbehrungen, knapp 25 Prozent sogar mit drei oder mehr. Am weitesten verbreitet ist die mangelnde Sanitärversorgung, die das Krankheitsrisiko für Kinder erhöht. Rund zwei von drei Kindern (65 Prozent) in Ländern mit niedrigem Einkommen und jedes vierte Kind (26 Prozent) in Ländern mit mittlerem Einkommen haben keinen Zugang zu einer Toilette.

Armut gefährdet Gesundheit, Ernährung und Entwicklung

In extremer monetärer Armut leben derzeit mehr als 19 Prozent der Kinder weltweit (412 Millionen). Sie müssen mit weniger als drei US-Dollar pro Tag auskommen. Fast 90 Prozent dieser Kinder leben in Subsahara-Afrika und Südasien.  

„Leben Kinder in Armut und ohne gesunde Ernährung, sanitäre Einrichtungen oder Unterkunft, hat das verheerende Folgen für ihre Gesundheit und Entwicklung“, warnt UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Das muss nicht so sein. Wenn Regierungen sich verpflichten, Kinderarmut durch wirksame Maßnahmen zu beenden, eröffnen sie Kindern eine Welt voller Möglichkeiten.“ 

Bewährte Wege bei der Verringerung der Kinderarmut  

Die vergangenen Jahrzehnte zeigten: Kinderarmut lässt sich erfolgreich reduzieren. Die Zahl der Kinder, die in extremer monetärer Armut leben ist von 2014 bis 2024 um knapp 19 Prozent gesunken. Der Anteil der Kinder in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, die mit mindestens einer schwerwiegenden Entbehrung leben, sank von 51 Prozent im Jahr 2013 auf 41 Prozent im Jahr 2023.  

Dieser Fortschritt gelang vor allem dadurch, dass Regierungen Kinderrechte zur Priorität in ihrer Politik und Wirtschaftsplanung gemacht haben. Tansania konnte beispielsweise seine multidimensionale Kinderarmut zwischen 2000 und 2023 um 46 Prozentpunkte senken, unter anderem durch staatliche Geldzuwendungen und die Befähigung armer Haushalte, ihre eigenen finanziellen Entscheidungen zu treffen. In Bangladesch sank die Kinderarmut im gleichen Zeitraum um 32 Prozentpunkte. Dazu geführt haben staatliche Initiativen, die den Zugang zu Bildung und Elektrizität sowie die Wohnqualität verbesserten und staatliche Investitionen in Wasser- und Sanitärversorgung. Dies reduzierte die offene Defäkation von 17 Prozent auf null.

Fortschritte bei der Bekämpfung der Kinderarmut sind bedroht 

Doch aktuelle Krisen bedrohen die erzielten Fortschritte. Konflikte, Klima- und Umweltkrisen, demografische Veränderungen, steigende Schuldenlast und eine wachsende technologische Kluft verschärfen die Armut. Hinzu kommen beispiellose Kürzungen der öffentlichen Gelder für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe durch viele Regierungen weltweit. Laut The Lancet könnten diese Kürzungen bis 2030 zum Tod von 4,5 Millionen Kindern unter fünf Jahren führen. Aktuelle Schätzungen von UNICEF zeigen, dass sich durch die Kürzungen die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, um sechs Millionen erhöhen könnte.  

Armut beeinträchtigt die Gesundheit, Entwicklung und Lernfähigkeit von Kindern. Sie führt schließlich zu schlechteren Berufsaussichten, einer kürzeren Lebenserwartung und erhöhten Raten von Depressionen und Angstzuständen. Besonders gefährdet sind die jüngsten Kinder, Kinder mit Behinderungen und Kinder in Krisengebieten.

Sind Kinder politische Priorität, lässt sich ihre Armut verringern  

Der Bericht „Zur Situation der Kinder in der Welt 2025“ macht deutlich: Kinderarmut ist vermeidbar, wenn die in der UN-Kinderrechtskonvention dargelegten Kinderrechte in allen Regierungsstrategien, -maßnahmen und -aktionen zur Armutsbekämpfung einbezogen werden. Um dies zu erreichen, empfiehlt UNICEF: 

  • die Beseitigung der Kinderarmut zur Priorität von Regierungen zu machen. 
  • Wirtschafts- und Haushaltspolitik an den Bedürfnissen von Kindern auszurichten.  
  • soziale Sicherung, einschließlich finanzieller Unterstützung für Familien, bereitzustellen. 
  • den Zugang zu grundlegenden öffentlichen Dienstleistungen wie Bildung, Gesundheitsversorgung, Wasser, sanitären Einrichtungen, Ernährung und Wohnraum zu verbessern. 
  • menschenwürdige Arbeit für Eltern und Betreuungspersonen zu fördern, um ihre wirtschaftliche Sicherheit zu stärken. Denn diese ist eng mit der Entwicklung und dem Wohlbefinden der Kinder verbunden. 

Neben nationalen Maßnahmen ist auch globales Engagement erforderlich, um Herausforderungen wie die Schuldenkrise, Konflikte und den Klimawandel durch internationale Zusammenarbeit gezielt anzugehen und Kinderarmut nachhaltig zu bekämpfen. 

„Jetzt ist nicht die Zeit zum Rückzug. Es ist die Zeit, auf den hart erarbeiteten Fortschritten für Kinder aufzubauen, die über die Jahre erzielt wurden“, sagte Russell. „Regierungen und Unternehmen können dies erreichen, indem sie Investitionen in wichtige Dienstleistungen für Kinder stärken, damit sie gesund und geschützt bleiben und sicheren Zugang zu lebenswichtigen Gütern wie guter Ernährung haben, insbesondere in fragilen und humanitären Kontexten. Investitionen in Kinder machen die Welt gesünder und friedlicher – für alle." 

Bundesweiter Aktionstag zu Kinderrechten 

Rund um den heutigen Internationalen Tag der Kinderrechte finden vielfältige Aktionen statt. Im Rahmen der internationalen Beleuchtungsaktion von UNICEF werden beispielsweise bekannte Gebäude in blauem Licht erstrahlen. In Deutschland steht der Tag unter dem Motto „Jedes Kind zählt!“. Denn jedes Kind und jede*r Jugendliche auf dieser Welt hat dieselben Rechte – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status – die jedoch vielerorts missachtet werden. Etwa eine Viertelmillion Schüler*innen engagieren sich im Zuge der bundesweiten Mitmachaktion „I AM. Ich bin einmalig. Ich bin vieles. Ich bin gut.“. Um mehr Aufmerksamkeit für die Rechte, Bedürfnisse und Wünsche der jungen Generation herzustellen, finden zudem in zahlreichen Städten und Gemeinden Events und kreativen Aktionen statt. 

Hinweise für Redaktionen:    

» Den vollständigen UNICEF-Bericht „Zur Situation der Kinder in der Welt“ mit dem Titel „Kinderarmut beenden – unsere gemeinsame Verantwortung“ (Englisch) finden sie hier.

»Eine Kurzfassung des Berichtes (Englisch) finden Sie hier.

» Multimedia-Materialien zur kostenfreien Nutzung im Rahmen der Berichterstattung finden Sie hier.    

» Informationen zum Internationalen Tag der Kinderrechte und dem Aktionstag in Deutschland finden Sie hier.   

» Informationen zu Kinderarmut in Deutschland finden sie in unserem vergangene Woche veröffentlichten UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Deutschland 2025 mit dem Titel „Eine Perspektive für jedes Kind“.  

» Gerne stehen wir für Interviews zur Verfügung. 

Pressekontakt: 
UNICEF Deutschland, Katja Sodomann, Sprecherin, 0221/ 93650-551 oder 0221/93650-315,  presse@unicef.de

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